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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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Pommes frites hinunter, an dem sie herumgeknabbert hatte, und beugte sich vor, um die junge Frau ein Stück weiter unten am Tisch, die die Frage gestellt hatte, anzusehen. »Was für ein Anrufer?«
    Ihre neue Freundin Mary, die rechts neben ihr saß, drehte den Kopf zu ihr und sah sie mit großen blauen Augen an. »Sag bloß, du hast nichts von dem Kerl gehört, der dauernd die Studentinnen hier belästigt?«
    Irgendetwas daran kam Aunie bekannt vor und verursachte ein unangenehmes Kribbeln auf ihrer Haut, aber sie hätte nicht sagen können, warum, deshalb schüttelte sie den Kopf.
    Mary stupste sie an. »Kann ich ein paar von deinen Pommes haben?«, fragte sie, und Aunie schob den Pappteller zu ihr hin. »Danke.« Mary bediente sich.
    Die Hand mit den Pommes frites auf halbem Weg zwischen Teller und Mund, sagte sie: »Das ist wirklich unheimlich, Aunie. Irgend so ein Kerl ruft immer wieder einige der Studentinnen hier an. Keiner weiß, wie er an ihre Telefonnummern kommt, aber inzwischen haben schon ungefähr ein Dutzend Frauen Anzeige erstattet.« Sie beugte sich mit aufgestützten Ellbogen vor und sah den Tisch hinunter. »Joe, gibst du mir bitte mal das Ketchup?« Sie schob sich die Pommes in den Mund und schloss genießerisch die Augen.
    »Obszöne Anrufe?«, fragte Aunie. »Nicht direkt«, erwiderte Mary mit vollem Mund, um sich gleich darauf beschämt die Hand vorzuhalten. »Entschuldigung«, murmelte sie und schluckte. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. »Mensch, jetzt futter ich dir nicht nur deine Pommes weg, sondern benehme mich dabei auch noch wie ein Schwein.«
    Aunie lächelte. »Bedien dich nur«, sagte sie. »Ich schaff die sowieso nicht alle.« Sie stieß Mary mit der Schulter an. »Und beruhig dich, Mary. Der gute alte Knigge ist gerade nicht in der Nähe, also wen kümmert es schon, wenn du mit ein paar Kartoffeln im Mund sprichst? Ich erzähle es niemandem, wenn du's nicht tust. Mich interessiert das, was du gerade gesagt hast, viel mehr.«
    Den Kopf voller blonder Locken und ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften, wurde Mary mit ihrem fröhlichen, aufgeschlossenen Wesen von allen gemocht. Sie besaß ein natürliches Selbstvertrauen, das von dem Wissen herrührte, beliebt zu sein. Hin und wieder verglich sie sich jedoch unwillkürlich mit Aunie mit ihrer zierlichen Figur und ihrer Wohlerzogenheit, und dann kam sie sich jedes Mal wie ein richtiger Trampel vor. Sie ertappte sich dabei, dass sie sich in Aunies Gegenwart bemühte, weniger nachlässig zu sein und mehr auf ihre Sprache und ihr Benehmen zu achten, etwas, worüber sie sich nie besonders viel Gedanken machte, wenn sie mit anderen Leuten zusammen war. Jetzt grinste sie jedoch erleichtert, weil Aunie ihr über ihre Verlegenheit hinweggeholfen hatte, erfüllt von Zuneigung zu ihrer neuen Freundin. Je besser sie Aunie Franklin kennen lernte, desto mehr mochte sie sie.
    Natürlich war ihr Aunie sofort aufgefallen, als sie eine Woche nach Semesterbeginn in ihrem Trigonometrie-Seminar aufgetaucht war. Wem wäre sie das nicht? Sie hatte etwas an sich, das sie alle fasziniert hatte.
    Zum einen sah sie einfach umwerfend aus, und obwohl sie so klein war, zeigte sie jene Art von Haltung, die sofort die Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Männer in der Gruppe, mit der Mary mittags immer zum Essen ging, hatten bei Aunies Anblick Stielaugen bekommen, aber dem ersten Eindruck nach zu urteilen, war sie reich, zurückhaltend und sogar ein bisschen hochnäsig, deshalb hatten alle mehr oder weniger einen weiten Bogen um sie gemacht.
    Aber sie hatten natürlich über sie geredet. Sie war älter als die meisten Studenten hier und um einiges eleganter. Sie trug zwar die gleichen einfachen Jeans wie alle anderen auch, aber die kombinierte sie mit Oberteilen aus edlen Materialien, bei denen selbst ein unerfahrenes Auge erkannte, dass sie teuer gewesen waren. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass sie einen ganz anderen Hintergrund hatte als der Rest von ihnen.
    Es kursierten wilde Spekulationen darüber, warum sie ein armseliges kleines städtisches College besuchte, wenn sie sich ganz offensichtlich eine der Elite-Unis leisten konnte. Allerdings hatte weder Mary noch sonst jemand aus ihrer Clique darauf zu hoffen gewagt, dass ihre Neugier jemals befriedigt werden würde, da Aunie mittags immer mit der Nase in irgendeinem Buch allein an einem Tisch in der Cafeteria saß und man sie kaum jemals mit jemandem reden sah.
    In den beiden Seminaren, die sie

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