Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
dabei war er die Sanftmut in Person und würde ganz bestimmt einen wunderbaren Vater abgeben. Er sollte Vater sein. Spielte es wirklich eine so große Rolle, wenn sie das Kind nicht selbst zur Welt brachte?
    In diesem Augenblick, während sie im Kreis ihrer Familie und Freunde am Tisch saß, dachte sie zum ersten Mal ernsthaft über eine Adoption nach. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie das wirklich wollte, aber sie würde es sich durch den Kopf gehen lassen.
    Plötzlich schmeckte ihr das Essen wieder.
    Die Männer versuchten sich nach dem Essen davonzustehlen, um sich ein Fußballspiel im Fernsehen anzusehen, aber Lola machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. »Wenn ihr denkt, dass wir Frauen das ganze Essen kochen und dann hinterher auch noch das Geschirr abspülen und aufräumen, dann habt ihr euch geschnitten«, erklärte sie. »Den Abwasch übernehmt ihr.«
    »Ach komm schon, Lola«, protestierte Will. »Das ist Frauenarbeit.«
    »Bei dieser Einstellung, Will Ryder«, erwiderte sie, »wundert es mich nicht, dass ich dich an solchen Tagen wie heute noch nie mit einer Frau gesehen habe.« Sie drückte ihm einen Stapel schmutziger Teller in die Hand.
    »Beweg dich.«
    Er warf einen Blick zu Otis, der nur mit den Schultern zuckte und die Platten einsammelte. »Schau nicht mich an Junge. Ich habe eben eine Frau mit einem starken Willen geheiratet, genau wie meine Mama eine ist. Ich tu einfach, was sie sagt.«
    Muriel tätschelte Otis die Wange und griff dann an ihm vorbei, um die Schüsseln ineinander zu stellen. »Der hier ist der Hellste von meinen Jungs«, sagte sie und wich lachend dem Geschirrtuch aus, mit dem Leon auf ihr Hinterteil zielte.
    Aunie war fasziniert. In ihrer Familie war man niemals so herzlich und ungezwungen miteinander umgegangen. Thanksgiving war bei ihr zu Hause immer eine ziemlich steife Angelegenheit gewesen. Die Häuser ihrer Verwandten waren eleganter, das Geschirr war wertvoller, und das Essen wurde von schweigenden Hausangestellten serviert und abgetragen. Aber es war nicht annähernd so lustig gewesen.
    »Jimmy scheint sich ganz gut in die Hausfrauenrolle einzufühlen«, rief Bob aus der Küche, wo er die Teller abtrocknete, die ihm eines der Jackson-Kinder reichte, das auf einem Stuhl stand und sie seinerseits von seiner Mutter in Empfang nahm und unter fließendes Wasser hielt. Er zog ihn im Vorbeigehen an seinem Pferdeschwanz.
    »Willst du dir die vielen Haare nicht irgendwann mal abschneiden lassen, Kleiner?«
    »Nee, ich dachte, ich lasse sie einfach weiterwachsen, dann brauch ich irgendwann keine Klamotten mehr anzuziehen. Auf die Weise kann ich ein paar Dollar sparen.«
    Die Frauen johlten und gaben anzügliche Kommentare ab, die erkennen ließen, dass die Idee ihre uneingeschränkte Zustimmung fand. Aunie sah gegen ihren Willen einen nackten James vor sich, dessen Haare zwar bis zum Boden reichten, aber immer noch nach hinten gekämmt waren und im Nacken von einem Gummiband zusammengehalten wurden. Ein Prickeln überlief sie, und sie widmete sich mit Hingabe dem Scheuern der Arbeitsflächen, während sie sich bemühte, an etwas weniger Aufreizendes zu denken.
    Als sie spät in der Nacht schließlich in ihrem Bett lag, ließ sie diesen Tag mit den Jacksons und den Ryders noch einmal Revue passieren. Kaum zu glauben, dass sie sich davor gefürchtet hatte.
    Als sie Atlanta verlassen hatte, um allein in eine fremde Stadt zu ziehen, war ihr das als das Schwierigste erschienen, was sie jemals getan hatte. Aber seltsam: Sie fühlte sich in Seattle inzwischen heimischer als jemals irgendwo sonst - und ihr war klar, dass sie das ausschließlich der Wärme und Aufgeschlossenheit ihrer neuen Freunde zu verdanken hatte. Und nachdem sie heute ihre Fähigkeit, Kontakte zu knüpfen, unter Beweis gestellt hatte, war sie bereit für den nächsten Schritt.
    Sie war bereit, sich ein paar Freunde außerhalb dieses Hauses zu suchen.

7
    D er Privatdetektiv lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und sah seinen Klienten über den wuchtigen, auf Hochglanz polierten Mahagonischreibtisch hinweg an. Er vermittelte den Eindruck eines weltgewandten Mannes, dem es offensichtlich nicht an Geld mangelte. Er fragte sich jedoch, ob seinem Klienten klar war, wie teuer dieses Unternehmen tatsächlich werden konnte.
    »Ich habe von Ihnen nicht sehr viele Informationen bekommen, die mir weiterhelfen, Mr. Cunningham«, sagte er und überflog die wenigen Notizen auf dem vor ihm liegenden Block. »Ihre Frau

Weitere Kostenlose Bücher