Du wirst noch an mich denken
niemals enden wollender Kampf, in dem James keine Chance zu haben schien.
Sein Bruder war zum Dieb geworden, um seinen Kokainkonsum zu finanzieren, und James wusste nicht, was er dagegen tun sollte. Einerseits wollte er ihm nicht zu viel Geld geben, weil er dann das Gefühl hatte, Paul in seiner Sucht zu unterstützen. Aber wenn er ihn andererseits zu kurz hielt, dann ging er auf Diebestour. Gott, er hatte das alles so satt.
Als sich Bob einige Zeit später zu ihm gesellte, machte er sich auf weitere schlechte Neuigkeiten gefasst. Wie es aussah, war heute wieder einer dieser Tage.
Zu seiner Überraschung ging es jedoch nicht um die Bitte um Geld. Tatsächlich war Bob ziemlich optimistisch. »Momentan kann ich dir das Geld noch nicht zurückzahlen, Jimmy«, sagte er und schlug ihm mit seiner riesigen Pranke auf den Rücken. »Aber ich wollte dir sagen, dass Satin Doli Limos inzwischen ganz gut läuft. Am Anfang war es ziemlich mühsam, aber jetzt hat das Geschäft angezogen, und wir haben sogar schon einige Reservierungen für die Weihnachtszeit.« Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen.
James spürte einen Teil der guten Laune zurückkehren, mit der er den Tag begonnen hatte, und erwiderte das Grinsen. »Das ist das Beste, was ich heute gehört habe, Bobby.«
»Ja. Und dann wollte ich dir noch sagen, dass die Zeichnung, die du für die Anzeige gemacht hast, prima ankommt. Ein paar Kunden haben sie extra erwähnt, als sie angerufen haben.« Er lachte und schüttelte verwundert den Kopf. »Sieht so aus, als würde ich endlich mal was machen, was funktioniert, und ich kann dir sagen, Jimmy, das ist ein gutes Gefühl. Verdammt gut sogar.«
»Ich bin stolz auf dich, Bob.«
»Ich bin auch stolz auf mich, Jimbo, richtig stolz. Das ist mal was anderes.«
Lola rief zum Essen. Muriel ermahnte die Kinder, die an einem eigenen Tisch saßen, sie sollten mit ihrem Herumgezappel aufhören, und als alle still waren, sprach sie das Tischgebet. Dann wurden die Platten herumgereicht.
»Na Otis«, sagte Bob, während er sich Truthahn auf seinen Teller häufte und anschließend die Fleischplatte weitergab. »Wann laufen denn endlich ein paar Zwerge von dir und Lola hier rum? Ihr beiden seid jetzt doch auch schon seit - wie lange? - fünf, sechs Jahren verheiratet.«
»Sieben«, sagte Otis ruhig. »Und wir arbeiten dran.«
»Verstehe, du willst den angenehmen Teil noch ein bisschen auskosten«, erklärte Bob gut gelaunt, ohne zu merken, dass er an einen wunden Punkt gerührt hatte. Er nahm Otis' Schwester die Schüssel mit dem Kartoffelpüree ab und schaufelte sich einen Berg auf seinen Teller.
»Ich hab's dir ja schon mal angeboten, Bruderherz«, sagte Otis' Bruder grinsend. »Ich stehe euch wirklich jederzeit gern zu Dien...«
»Leon«, unterbrach ihn Aunie. »Ihre Mutter hat mir erzählt, dass Sie hier in der Nähe in einem Fitnessstudio als Personal Trainer arbeiten.« Sie schenkte ihm ihr reizendstes Lächeln. »Erzählen Sie mir doch ein bisschen mehr davon. Seit ich hergezogen bin, habe ich vor, mich in einem Studio anzumelden, aber ich habe keine Ahnung, was mich da erwartet.« Na gut, sie war Mitglied in einem Fitnessstudio in Atlanta gewesen. Aber es interessierte sie trotzdem, was man hier in Seattle zu bieten hatte. »Kann jemand wie ich mehr Kraft entwickeln, ohne gleich riesige Muskelpakete zu bekommen?«
»Aber klar«, sagte Leon begeistert und beugte sich zu ihr, um sich ausführlich über eines seiner Lieblingsthemen zu verbreiten. Darüber vergaß er völlig, Otis weiter zu provozieren.
Lola warf Aunie einen dankbaren Blick zu, aber der Truthahn auf ihrem Teller kam ihr plötzlich trocken und geschmacklos vor. So ein Mist. Schaffte sie es denn nicht einmal einen Tag, nicht wegen ihrer Kinderlosigkeit mit dem Schicksal zu hadern? Heute war Thanksgiving, und es gab weiß Gott genug Dinge, für die sie dankbar sein konnte.
Unter dem Tisch spürte sie Otis' kräftige Hand auf ihrem Oberschenkel.
Sie hatte Otis. Das war das Beste, was ihr in ihrem Leben jemals passiert war. Aber wenn sie ihn so betrachtete, mit einem Gesicht und einem Körper, die ihn aussehen ließen wie einen rücksichtslosen Schläger, und dann beobachtete, wie liebevoll er mit seinen Nichten und Neffen spielte, hätte sie am liebsten geweint. Er sollte eigene Kinder haben, die er auf den Knien schaukeln und mit denen er herumbalgen konnte. Kleine Jungen oder kleine Mädchen. Egal. Er sah so furchteinflößend und brutal aus,
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