Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
Ich ließ zwei Stück Zucker in seinen Becher fallen.
Bradens Lachen traf mich direkt in die Magengrube. »Wem sagst du das.«
Während das Wasser heiß wurde, drehte ich mich um und lehnte mich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen die Arbeitsplatte. Ich war mir des Umstands, dass ich keinen BH unter meinem Hemd trug, nur allzu bewusst. Tatsächlich glaubte ich, dass ich mir meines Körpers nie so sehr bewusst gewesen war wie in Bradens Nähe. Nach dem Tod meiner Eltern und meiner Schwester hatte ich aufgehört, mir Gedanken um mein Äußeres und all den Mist, den das nach sich zog, zu machen. Ich trug, was mir gefiel, ich sah aus, wie ich aussah, und es interessierte mich einen Dreck, was irgendein Kerl dachte. Eine Einstellung, die sich für mich bislang als vorteilhaft erwiesen hatte.
Aber als ich jetzt vor Braden stand, wurde mir klar, dass ich in dieser Hinsicht längst nicht mehr so selbstsicher war. Ich wollte wissen, was er von mir dachte. Ich war nicht hochgewachsen und dünn wie all die Glamourgirls, die mit Sicherheit Bradens Welt bevölkerten. Gut, ich war nicht klein, aber ich war auch nicht groß, ich hatte schlanke Beine und eine schmale Taille, aber ich hatte auch Busen, Hüften und einen runden Po. Ich hatte schöne Haare, wenn ich sie offen trug, aber das kam nicht oft vor. Sie hatten eine undefinierbare Farbe – irgendetwas zwischen blond und braun – doch sie waren lang, dicht und von Natur aus lockig. Nur war mein Haar so schwer, dass es mich störte, wenn ich es nicht hochsteckte, daher trug ich es so gut wie nie offen. Meine Augen waren wahrscheinlich mein größter Vorzug – zumindest bekam ich das oft zu hören. Ich hatte die Augen meines Dads, hellgrau mit dunkleren Streifen darin, aber sie waren nicht groß und bezaubernd wie Hollys oder Ellies, sondern leicht schrägt stehend, katzenhaft und hervorragend dazu geeignet, böse zu funkeln.
Nein, ich war weder wunderschön noch niedlich, noch glamourös. Ich hielt mich auch nicht für hässlich, aber früher hatte ich mir deswegen nie Gedanken gemacht. In Bradens Gegenwart tat ich das … und das ärgerte mich.
»Mal ernsthaft – musst du nicht arbeiten?«
Er löste sich vom Türrahmen und schlenderte lässig auf mich zu. Heute trug er wieder einen schicken dreiteiligen Anzug. Zu jemandem, der so groß und breitschultrig war wie er, sollten eigentlich Jeans und ein Flanellhemd besser passen, vor allem wegen seines zerzausten Haars und der Bartstoppeln, aber Himmel – der Anzug stand ihm. Als er näher kam, wanderten meine Gedanken in eine Phantasiewelt – ich stellte mir vor, wie Braden mich küsste, mich auf die Arbeitsfläche hob, meine Beine auseinanderschob, sich gegen mich presste, mich küsste, mit einer Hand meine Brust umschloss und die andere zwischen meine Beine gleiten ließ …
Schwach vor Erregung, fuhr ich herum und hoffte, das Wasser würde schneller kochen.
»Ich habe in einer halben Stunde eine Besprechung«, erwiderte er, blieb neben mir stehen und griff nach dem Kessel, ehe ich dazu kam. »Dachte, ich komme mal vorbei und überzeuge mich, dass alles in Ordnung ist. Als Ellie und ich gestern Abend gegangen sind, kam mir die Lage ziemlich angespannt vor.«
Ich sah zu, wie er Wasser in unsere Becher goss, und überlegte, ob ich ihm von James und Rhian erzählen sollte.
»Morgen«, zwitscherte Ellie, als sie in die Küche kam, gerade aufgestanden, aber schon gewaschen und angezogen. Sie trug ihre Strickjacke verkehrt herum. Ich streckte eine Hand aus und zupfte an dem Etikett, um sie darauf aufmerksam zu machen. Sie lächelte verlegen, wand sich heraus und zog sie richtig herum an. »Als ich nach Hause kam, lag James nicht auf der Couch. Hat er bei dir im Zimmer geschlafen?«
Braden erstarrte neben mir, und als ich aufblickte, sah ich, dass er finster die Stirn runzelte. Diese Möglichkeit hatte er offenbar nicht bedacht. Ich feixte. »Nein.« Ich musterte Ellie einen Moment lang, und als meine Bedenken, sie einzuweihen, schwanden, erkannte ich, dass ich ihr in gewisser Weise, beinahe, ganz vielleicht zu vertrauen begann. »James ist Rhians Freund.«
»Rhian? Deine beste Freundin Rhian?« Sie goss sich frischen Orangensaft ein und setzte sich mit ihrem Glas an den Tisch, und da ich es für eine gute Idee hielt, Abstand zu ihrem Bruder zu schaffen, nahm ich auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz.
»Er hat ihr einen Antrag gemacht, sie ist durchgedreht und hat mit ihm Schluss gemacht.«
Ellie sperrte
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