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Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht

Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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Kaffeemorgen vor einer Woche. »Ich bin umgezogen. Neues Apartment, neue Mitbewohnerin.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Meine frühere Mitbewohnerin, meine beste Freundin Rhian, ist nach London gezogen, und sie und ihr Freund haben sich gerade verlobt. Aber das ist auch schon alles.«
    »Stehen Rhian und Sie sich nah?«
    Ich zuckte die Achseln. »So nah, wie ich jemanden an mich heranlasse.«
    Sie lächelte mich an; ein trauriges Zusammenpressen der Lippen. »Nun, dieser Satz sagt einiges aus. Wie verhält es sich denn mit Ihrer neuen Mitbewohnerin? Lassen Sie bei ihr Nähe zu?«
    Ich dachte darüber nach. Wahrscheinlich hatte ich bei Ellie schon mehr Nähe zugelassen, als ich beabsichtigt hatte. Und mir lag mehr an ihr, als ich vermutet hätte. »Ellie. Wir haben uns schnell angefreundet. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ellies Freunde sind cool, und ihr Bruder und ihre Clique unternehmen viel gemeinsam. Ich schätze, mein Leben ist geselliger geworden.«
    »War es die Familie von Ellie und ihrem Bruder, wo Sie beim Dinner eine Panikattacke hatten?«
    »Ja.«
    Dr. Pritchard nickte und kritzelte etwas auf ihren Block.
    »Und?«, fragte ich.
    Sie lächelte. »Warten Sie auf eine Diagnose?«
    Ich zog nur die Brauen hoch.
    »Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, Joss, aber wir haben gerade erst ein bisschen an der Oberfläche gekratzt.«
    »Sie glauben, alle diese Veränderungen haben damit zu tun? Ich will, dass die Panikattacken aufhören.«
    »Joss, Sie sitzen erst seit einer Viertelstunde in meiner Praxis, und ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass die Attacken nicht so bald aufhören werden … es sei denn, Sie fangen an, den Tod Ihrer Familie zu verarbeiten.«
    Was? So ein Quatsch. »Ich habe ihn verarbeitet. Sie sind gestorben, ich habe getrauert. Jetzt will ich das hinter mir lassen. Deswegen bin ich hier.«
    »Sie waren klug genug, um zu erkennen, dass Sie ein Problem haben und mit jemandem über dieses Problem sprechen müssen, also werden Sie auch klug genug sein, um zu begreifen, dass das Begraben jeglicher Erinnerungen an Ihre Familie keine gesunde Art ist, mit ihrem Tod umzugehen. Sie haben noch nicht genug um sie getrauert, Joss, und das werden wir jetzt angehen müssen. Veränderungen im Alltag, neue Menschen, neue Gefühle, neue Erwartungen können Ereignisse aus der Vergangenheit zurückbringen. Besonders solche, die noch nicht verarbeitet wurden. Zeit mit einer Familie zu verbringen, nachdem Sie jahrelang keine eigene mehr hatten, hat die Mauern eingerissen, die Sie um den Tod Ihrer Familie herum errichtet haben. Ich halte es für möglich, dass Sie an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, und so etwas sollte man nicht übergehen.«
    Ich schnaubte. »Sie glauben, ich habe eine posttraumatische Belastungsstörung? Das, was Kriegsveteranen so oft haben?«
    »Nicht nur Soldaten. Jeder, der einen Verlust oder ein emotionales oder physisches Trauma erlitten hat, kann unter PTBS leiden.«
    »Und Sie glauben, dass das bei mir der Fall ist?«
    »Möglicherweise. Je mehr wir miteinander sprechen, desto mehr werde ich herausfinden. Und je mehr wir miteinander sprechen, desto leichter wird es Ihnen hoffentlich fallen, an Ihre Familie zu denken und sich an sie zu erinnern.«
    »Das hört sich nach keiner guten Idee an.«
    »Es wird nicht leicht werden. Aber es wird Ihnen helfen.«

Kapitel 8
    I ch liebte den Geruch von Büchern.
    »Findest du das nicht ein bisschen brutal für Hannah?«, fragte Ellies sanfte, besorgte Stimme über mir.
    Ich lächelte Hannah zu, die mich ein Stück überragte. Das Mädchen war so hochgewachsen wie ihre Mum und ihre Schwester. Dann drehte ich mich zu Ellie um, die hinter mir stand, und sah sie ungläubig an. »Sie ist vierzehn, und das ist ein Jugendbuch.«
    Das Buch entglitt meinen Fingern, weil Hannah danach griff, bevor Ellie sie daran hindern konnte. Ich verbrachte den Sonntagmorgen mit ihnen in der Buchhandlung, wo Hannah einen Riesenspaß beim Einlösen ihres Gutscheins von Braden hatte.
    Ellie wirkte immer noch beunruhigt. »Ja, über eine dystopische Welt, in der Teenager sich gegenseitig umbringen.«
    »Hast du es gelesen?«
    »Nein, aber …«
    »Dann vertrau mir.« Ich grinste Hannah an. »Es ist klasse.«
    »Ich nehme es, Ellie«, verkündete Hannah bestimmt und legte das Buch auf ihren ständig wachsenden Stapel.
    Ellie gab sich mit einem Seufzen geschlagen, nickte widerstrebend und schlenderte in die Liebesromanabteilung zurück. Ich wusste inzwischen,

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