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Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht

Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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Tatsächlich fragte ich mich nach den Panikattacken, ob das Problem nicht gerade darin bestand, alles in sich selbst zu verschließen. Ich holte tief Atem und erzählte ihr dann etwas, was ich noch nie jemandem erzählt hatte. »Nach ihrem Tod war der einzige Mensch, den ich noch hatte, meine beste Freundin Dru, und als sie ein Jahr später starb, hatte ich niemanden mehr. Ich war vollkommen allein. Ich habe die prägendsten Jahre meines Lebens damit verbracht, alleine zurechtzukommen. Es hat nie besorgte Anrufe oder Leute gegeben, die wissen wollten, wie es mir geht. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn ich es zugelassen hätte, aber ich bin es gewohnt, allein klarzukommen, und will mich nicht auf andere verlassen.«
    Nach einem weiteren Moment, während dem ich nichts hören konnte außer dem Pochen meines Herzens, schniefte Rhian. »Ich glaube, so ehrlich warst du noch nie zu mir.«
    »So ehrlich war ich noch zu niemandem.«
    »Du warst immer so selbstbeherrscht. Ich dachte, dir ginge es gut. Ich dachte, du brauchst niemanden, der sich um dich kümmert.«
    Ich ließ mich mit einem tiefen Seufzer auf das Bett sinken. »Ich breite hier nicht widerwillig meine ganze beschissene Geschichte vor dir aus, um dir Schuldgefühle einzuimpfen. Ich brauche niemanden, der sich Gedanken um mich macht oder sich um mich kümmert. Das gilt aber nur für mich. Wird sich das eines Tages ändern? Ich weiß es nicht. Ich bitte nicht darum. Aber Rhian, als du James all deine Probleme anvertraut hast, hast du dich entschieden, jemanden um Hilfe zu bitten. Du warst es leid, alles allein mit dir auszumachen. Ob es schwer wird, bei ihm zu bleiben? Vermutlich. Ob es schwer wird, jeden Tag gegen deine Ängste anzukämpfen? Ganz sicher. Aber was er für dich empfindet … Himmel, Rhian … das ist es wert. Und dir einzureden, es wäre okay, vor ihm wegzulaufen und allein zu bleiben, nur weil ich allein bin und damit klarkomme, das ist große Scheiße. Ich bin allein, weil ich es einfach bin. Du bist allein, weil du eine Entscheidung getroffen hast. Und es war eine verdammt falsche Entscheidung.«
    »Joss?«
    »Ja?«
    »Es tut mir leid, dass ich keine bessere Freundin war. Du bist nicht allein.«
    O doch. »Mir tut es auch leid, dass ich keine bessere Freundin war.«
    »Ist James noch da?«
    »Ja.«
    »Ich will nicht allein sein. Nicht, wenn ich ihn haben kann. Gott, klingt das kitschig.«
    Ich schüttelte lächelnd den Kopf – der Druck in meiner Brust ließ nach. »Stimmt, das klingt kitschig. Manchmal ist die Wahrheit kitschig.«
    »Ich werde ihn anrufen.«
    Ich grinste. »Ich mache die Leitung frei.«
    Wir legten auf, und ich lag lauschend im Dunkeln. Nach zwanzig Minuten hörte ich, wie die Eingangstür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Ich fand das Wohnzimmer verlassen vor, die Decke lag zusammengerollt auf der Couch, darauf ein Zettel. Eine Nachricht von James.
    Du hast was gut bei mir.
    Ich griff nach dem Zettel und ging benommen in mein Zimmer zurück, um das Foto von meiner Familie anzustarren. Wenn mich die letzten Wochen etwas gelehrt hatten, dann das: Ganz offensichtlich war ich noch nicht über ihren Verlust hinweg. Ich musste mit jemandem darüber sprechen. Aber im Gegensatz zu Rhian wollte ich mich niemandem anvertrauen, der all diesen Scheiß gegen mich verwenden könnte. Meine Therapeutin an der Highschool hatte versucht, mir zu helfen, aber ich hatte jedes Mal abgeblockt. Ich war ein Teenager gewesen. Überzeugt, es besser zu wissen.
    Aber jetzt war ich kein Teenager mehr, und ich wusste nichts besser. Und wenn ich den Panikattacken ein Ende setzen wollte, dann musste ich morgen früh einen Anruf tätigen.

Kapitel 7
    D er große Unbekannte ist also wieder verschwunden?« Die Stimme erschreckte mich zu Tode und ich verstreute den Kaffee, den ich gerade auf meinen Teelöffel gehäuft hatte, über den Küchentresen.
    Ich warf Braden über die Schulter hinweg einen vernichtenden Blick zu. »Arbeitest du eigentlich irgendwann auch mal? Oder klopfst an?«
    Er lehnte im Türrahmen und sah zu, wie ich mir meinen Morgenkaffee machte. »Kann ich auch einen haben?« Er nickte in Richtung des Wasserkessels.
    »Wie trinkst du ihn?«
    »Mit Milch und zwei Stück Zucker.«
    »Und ich hätte wetten können, dass du schwarz sagst.«
    »Das einzig Schwarze hier ist deine Seele.«
    Ich verzog das Gesicht. »Willst du nun Kaffee oder nicht?«
    Er schnaubte. »Da hat jemand morgens aber gute Laune.«
    »Wann habe ich die nicht?«

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