Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
Schwester.
»Mir geht’s gut«, murmelte sie. »Mir ist nur etwas schwindelig, und ich … ich habe wieder diese Kopfschmerzen.«
»Schon wieder?« Das war das dritte Mal diese Woche.
Ich durchbohrte den Mann an der Kasse mit einem vernichtenden Blick, schob Ellie zur Seite und zischte ihn an: »Dann packen Sie die Bücher eben in die Plastiktüten.«
»Gib ihnen die Taschen«, seufzte das Mädchen, das neben ihm arbeitete.
»Aber …«
»Tu es einfach.«
Ich ignorierte seine wütende Miene und richtete meine Aufmerksamkeit auf Ellie. »Wie geht es dir?«
Sie war zwar noch blass, aber ich bemerkte, dass sie nicht mehr zitterte. »Besser. Ich habe heute noch nichts gegessen. Vermutlich fühle ich mich deswegen ein bisschen schwach.«
»Was ist mit den Kopfschmerzen?«
Sie lächelte beruhigend. »Ehrlich, ich habe wegen meiner Dissertation in der letzten Zeit zu wenig gegessen. Ich fühle mich einfach unter Druck und bin gestresst. Aber ich werde besser auf mich achten.«
»Hier.« Der Kassierer hielt uns zwei schwere Einkaufstaschen hin.
Ich murmelte einen Dank, reichte Hannah eine Tasche und nahm selbst die andere.
»Lass mich.« Ellie griff nach Hannahs Tasche.
»Kommt nicht in Frage.« Ich nahm sie am Ellbogen. »Wir sorgen jetzt erst mal dafür, dass du etwas in den Magen bekommst.«
Ellie versuchte anzuführen, dass sie später beim Sonntagsdinner ihrer Mum etwas essen würde – ein Dinner, vor dem ich mich glücklicherweise hatte drücken können, indem ich Ellie erzählte, ich müsste dringend ein paar Stunden arbeiten –, aber ich überredete sie, wenigstens in dem kleinen Bistro um die Ecke eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Hannah ging neben uns, Ellie hatte ihr eine Hand auf den Rücken gelegt und steuerte sie durch die Menschenmassen auf der Princes Street, da sie beschlossen hatte, gleich mit dem Lesen eines ihrer Bücher zu beginnen. Ich wusste nicht, wie jemand das fertigbrachte – beim Gehen lesen? Dabei würde ich seekrank werden.
Wir unterhielten uns gerade über das bevorstehende Festival, als ich Braden entdeckte. Wir hatten uns Freitagabend kurz in der Bar gesehen, als er, Ellie, Adam, Jenna, Ed und ein paar von Bradens Kollegen beschlossen hatten, im Club 39 etwas zu trinken. Viel hatten wir nicht miteinander geredet, aber seine Haltung mir gegenüber war eindeutig in den ›Freunde‹-Bereich gerutscht.
Ich wusste nicht, ob mich das Gefühl störte, das mich überkam, wenn er sich mir gegenüber rein freundschaftlich gab. Aber ich wusste, dass ich etwas empfand, als ich ihn mit ihr sah.
Braden kam auf uns zu. Er war aufgrund seiner Größe und … na ja, seines umwerfenden Aussehens leicht in der Menge auszumachen. Er trug dunkelblaue Jeans, schwarze Stiefel und ein dunkelgraues Henleyshirt, das seine wie gemeißelt wirkenden breiten Schultern betonte. Er war einfach zum Anbeißen.
In seiner Hand lag eine andere Hand.
Sie gehörte einer Frau, die ich nie zuvor gesehen hatte.
»Braden«, murmelte Ellie. Hannahs Kopf fuhr von ihrem Buch hoch. Ihr ganzes Gesicht leuchtete bei seinem Anblick auf.
»Braden!«, rief sie, und sein Blick schnellte von seiner Begleitung hoch, um zu sehen, woher die Stimme kam. Sein Lächeln wurde noch breiter, als er Hannah entdeckte.
Als wir aufeinander zugingen, wünschte ich mir plötzlich, überall zu sein, nur nicht hier. Der kleine Stich, den es mir versetzte, ihn mit einer anderen zu sehen, war nicht lustig. Tatsächlich war er wahrscheinlich der schlechteste Streich, der mir seit langem gespielt worden war.
Mir gefiel auch der betont höfliche Ausdruck nicht, der auf sein Gesicht trat, als er sah, dass ich mit Ellie und Hannah zusammen war.
Ich blickte zu Ellie auf, als wir stehen blieben, und stellte fest, dass sie die Frau in Bradens Begleitung giftig anfunkelte. Verwirrt und erstaunt zugleich zischte ich unwillkürlich fragend ihren Namen.
Sie biss die Zähne zusammen. »Erzähl ich dir später.«
»Hannah.« Braden zog sie an seine freie Seite und nickte in Richtung ihrer Taschen. »Hast du deinen Gutschein eingelöst?«
»Ja. Ich hab mir einen ganzen Berg Bücher gekauft. Noch mal danke«, fügte sie hinzu.
»Gern geschehen, Süße.« Er gab sie frei und wandte sich zu uns. »Els, du siehst blass aus. Alles in Ordnung?«
Sie starrte ihn noch immer finster an, und ich brannte darauf zu erfahren, was zum Teufel hier los war. »Mir war ein bisschen flau, weil ich nichts gegessen hatte.«
»Ich wollte gerade mit ihr etwas
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