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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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keine Gedanken lesen. Konnte er noch nie. Nie, nie, nie. Manchmal kommt ihm etwas in den Sinn, das schon. Auf diese Weise hat er von der Tablettensucht seiner Frau erfahren, und vielleicht wusste er auf diese Weise auch, dass Henry deprimiert war, als er anrief (nein, das hast du ihm einfach angehört, du Blödmann), aber so etwas kommt kaum noch vor. Seit dieser Sache mit dem Mädchen, mit Josie Rinkenhauer, ist nichts wirklich Seltsames mehr passiert. Vielleicht war da mal was gewesen, und vielleicht war es ihnen eine Zeit lang aus ihrer Kindheit und Jugend gefolgt, aber jetzt war es doch bestimmt verschwunden. Oder fast verschwunden.
    Fast.
    Er umkringelt in seinem Terminkalender die Worte nach Derry und schnappt sich dann seine Aktentasche. Und in diesem Moment kommt ihm ein neuer Gedanke, ganz plötzlich und irrelevant, aber doch ganz eindringlich: Nimm dich in Acht vor Mr. Gray.
    Er bleibt stehen, den Türknauf schon in der Hand. Das war die eigene Stimme, da gibt es keinen Zweifel.
    »Was?«, fragt er in das sonst menschenleere Zimmer hinein.
    Nichts.
    Jonesy verlässt sein Büro, schließt ab und rüttelt noch einmal am Schloss. In einer Ecke des Schwarzen Bretts an seiner Tür steckt eine weiße Karte. Jonesy löst sie und dreht sie um. Auf der Rückseite steht gedruckt: BIN UM EINS WIEDER DA – BIS DAHIN BIN ICH GESCHICHTE. In aller Seelenruhe steckt er die Karte mit dieser Seite nach vorn an sein Schwarzes Brett, aber es wird fast zwei Monate dauern, bis Jonesy diesen Raum wieder betritt und sieht, dass sein Terminkalender immer noch am St. Patrick’s Day aufgeschlagen ist.
    Pass auf dich auf, hat Henry gesagt, aber Jonesy denkt nicht daran, auf sich aufzupassen. Er denkt an die Märzsonne. Er denkt daran, wie er sein Sandwich essen wird. Er denkt daran, dass er drüben in Cambridge vielleicht ein paar Mädchen sehen wird – die Röcke sind kurz und die Märzwinde keck. Er denkt an alles Mögliche, aber nicht daran, sich vor Mr. Gray in Acht zu nehmen. Und auch nicht daran, auf sich aufzupassen.
    Das ist ein Fehler. Und so ändern sich Leben für immer.

Teil 1
Krebs
    Das Zittern hält mich ruhig. Ich sollte es wissen.
Was abfällt, ist ewig. Und ist nahe.
Ich erwache, um zu schlafen, und nehm mir zum Erwachen Zeit.
Gehend lerne ich, wohin ich gehen muss.
    THEODORE ROETHKE

Kapitel 1
McCarthy

1
    Jonesy hätte den Typ fast erschossen, als er aus dem Wald kam. Wie knapp war es? Noch ein Pfund Druck auf den Abzug des Garand, vielleicht auch nur ein halbes Pfund. Später, mit der Hellsichtigkeit, die manchmal auf das Entsetzen folgt, wünschte er, er hätte geschossen, bevor er die orangefarbene Mütze und Warnweste sah. Richard McCarthy umzubringen hätte nicht schaden können; es wäre sogar gut gewesen. Es hätte sie alle retten können, hätte er McCarthy erschossen.

2
    Pete und Henry waren zu Gosselin’s Market gefahren, dem nächsten Laden, um ihre Vorräte an Brot, Dosengerichten und Bier aufzustocken, den Grundnahrungsmitteln also. Sie hatten noch reichlich für zwei Tage, aber im Radio hieß es, es würde bald schneien. Henry hatte seinen Hirsch schon erlegt, eine große Hirschkuh, und Jonesy hatte so das Gefühl, dass sich Pete eher für ihren Biervorrat interessierte als dafür, selbst einen Hirsch zu schießen. Für Pete Moore war die Jagd ein Hobby, Bier aber eine Religion. Der Biber war irgendwo dort draußen, und da Jonesy im Umkreis von fünf Meilen keinen Gewehrschuss gehört hatte, nahm er an, dass der Biber, genau wie er selbst, noch auf der Lauer lag.
    Gut siebzig Meter von ihrem Camp entfernt gab es in einem alten Ahornbaum einen Hochsitz, und dort saß Jonesy, trank Kaffee und las einen Krimi von Robert B. Parker, als er etwas sich nähern hörte und das Buch und die Thermoskanne beiseitelegte. In anderen Jahren hätte er vielleicht vor Aufregung den Kaffee verschüttet, aber diesmal nicht. Diesmal nahm er sich sogar noch die paar Sekunden Zeit, den knallroten Verschluss der Thermoskanne zuzuschrauben.
    Die vier kamen seit sechsundzwanzig Jahren in der ersten Novemberwoche zur Jagd hier herauf, wenn man die Male mitzählte, die Bibers Dad sie mitgenommen hatte, und Jonesy hatte sich nie um diesen Hochsitz im Baum geschert. Niemand hatte sich dafür interessiert; es war einfach zu beengt dort. Doch in diesem Jahr war es Jonesys Lieblingsplatz geworden. Die anderen dachten, sie wüssten, warum, aber sie wussten nur die Hälfte.
    Mitte März 2001 war Jonesy von einem Auto angefahren

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