Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Sanitäter, der hinter Roberta Cavell kauert, schaut auf sein Kontrollpult und sagt: »Ah, nein, Mann, kein Puls, versuch’s noch mal.« Und als der andere das macht, springt der Film wieder, und Jonesy befindet sich in einem Operationssaal.
    Nein, Augenblick, so ganz stimmt das nicht. Ein Teil von ihm ist in dem OP, aber der Rest von ihm befindet sich hinter einer Glasscheibe und schaut hinein. Hier sind noch zwei Ärzte, die aber keinerlei Interesse an den Anstrengungen des Chirurgenteams zeigen, Jonesy-Dumpty wieder zusammenzuflicken. Sie spielen Karten. Über ihren Köpfen hängt der Traumfänger aus ihrer Hütte und dreht sich langsam im Luftstrom aus einem Heizungsgebläse.
    Jonesy hat keine Lust zuzusehen, was da hinter der Glasscheibe vorgeht – er mag den blutigen Krater nicht sehen, der einmal seine Hüfte war, und auch nicht den zerschmetterten Knochen, der trüb schimmernd daraus hervorragt. Obwohl er in seinem körperlosen Zustand keinen Magen hat, dem schlecht werden könnte, ist ihm speiübel.
    Hinter ihm sagt einer der Karten spielenden Ärzte: Über Duddits haben wir uns definiert. Die Zeit mit ihm war unsere beste. Worauf der andere erwidert: Meinst du? Und da wird Jonesy klar, dass die Ärzte Henry und Pete sind.
    Er dreht sich zu ihnen um, und jetzt ist er anscheinend überhaupt nicht mehr entkörpert, denn er erhascht auf dem Fenster zum Operationssaal einen Blick auf sein Spiegelbild. Er ist nicht mehr Jonesy. Er ist kein Mensch mehr. Seine Haut ist grau, und seine Augen sind schwarze Kolben, die aus einem nasenlosen Gesicht ragen. Er ist einer von denen geworden, einer der –
    Einer der Grauen, denkt er. So nennen sie uns: die Grauen. Manche sagen auch Weltall-Nigger zu uns.
    Er macht den Mund auf, um so etwas zu sagen oder vielleicht auch, um seine alten Freunde um Hilfe zu bitten – sie haben einander immer geholfen, wenn sie konnten –, aber da springt der Film wieder (Mist! Dieser Cutter! Säuft bei der Arbeit!), und er liegt in einem Bett, einem Krankenbett in einem Krankenhauszimmer, und jemand ruft: Wo ist Jonesy, ich will zu Jonesy.
    Aha, denkt er kläglich erleichtert, wusste ich doch, dass es Jonesy hieß, nicht Marcy. Da ruft der Tod oder vielleicht DER TOD, und ich muss jetzt ganz still sein, wenn ich ihm entgehen will, er hat mich in der Menge verfehlt, hat im Krankenwagen nach mir gegriffen und mich wieder verfehlt, und jetzt ist er hier im Krankenhaus und gibt sich als Patient aus.
    Hört bitte auf, stöhnt der clevere alte Mr. Tod mit dieser grauenhaft tückischen, monotonen Stimme, ich halt’s nicht mehr aus, gebt mir ’ne Spritze, wo ist Jonesy, ich will zu Jonesy.
    Ich bleibe einfach hier liegen, bis er aufhört, denkt Jonesy, ich kann sowieso nicht aufstehen, sie haben mir gerade ein Kilo Metall in die Hüfte eingesetzt, und es wird Tage, wenn nicht Wochen dauern, bis ich wieder aufstehen kann.
    Doch zu seinem Entsetzen sieht er, dass er trotzdem aufsteht, dass er die Bettdecke beiseite schlägt und aus dem Bett steigt, und obwohl er spürt, wie die Nähte an seiner Hüfte und quer über seinen Bauch reißen und aufplatzen und sich das, was zweifellos Spenderblut ist, sein Bein hinab und auch in sein Schamhaar ergießt und es durchtränkt, geht er ohne zu humpeln durchs Zimmer, durch einen Streifen Sonnenlicht, was kurz einen durchaus menschlichen Schatten auf den Boden wirft (er ist jetzt kein Grauer, wenigstens dafür kann er dankbar sein, denn die Grauen sind erledigt), und zur Tür. Er schlendert ungesehen einen Flur entlang, vorbei an einer abgestellten Bahre mit einer Bettpfanne drauf, vorbei an zwei lachenden, schwatzenden Krankenschwestern, die sich Fotos angucken, und immer auf die monotone Stimme zu. Er ist machtlos, kann nicht stehen bleiben, und da sieht er ein, dass er in der Wolke ist. Nicht aber in der rotschwarzen Wolke, wie Pete und Henry meinten; die Wolke ist grau, und er schwebt darin mit, als einziges Teilchen dieser Wolke, das nicht von ihr beeinflusst wird, und Jonesy denkt: Ich bin es, wonach sie gesucht haben. Ich weiß nicht, wie das angeht, aber ich bin genau das, wonach sie gesucht haben. Denn … die Wolke ändert mich nicht?
    Ja, irgendwie so.
    Er kommt an drei offen stehenden Türen vorbei. Die vierte ist geschlossen. Auf einem Schild steht: TRETEN SIE EIN. KEINE ANSTECKUNGSGEFAHR. IL N’Y A PAS D’INFECTION ICI.
    Das ist gelogen, denkt Jonesy. Cruise oder Curtis oder wie er auch heißt mag ja ein Wahnsinniger sein, aber in einem hat

Weitere Kostenlose Bücher