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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vorbeischießen musste – gut – und gegen den Wind stand – noch besser. Der Ahorn hatte sein Laub größtenteils abgeworfen, und durch das Astwerk hatte Jonesy eine gute, wenn auch nicht perfekte Sicht. Jonesy hob das Garand, setzte es an und machte sich bereit, etwas Gesprächsstoff zu erlegen.
    Was McCarthy – zumindest vorerst – rettete, war Jonesys ernüchterte Haltung gegenüber der Jagd. Was McCarthy fast umgebracht hätte, war ein Phänomen, das George Kilroy, ein Freund von Jonesys Vater, »Augenfieber« genannt hatte. Augenfieber, behauptete Kilroy, sei eine Abart des Jagdfiebers und wahrscheinlich die zweithäufigste Ursache für Jagdunfälle. »Die häufigste ist der Suff«, sagte George Kilroy … und wie Jonesys Vater verstand auch Kilroy einiges von diesem Thema … »Die häufigste ist immer der Suff.«
    Laut Kilroy waren Leute, die an Augenfieber litten, immer ganz erstaunt, wenn sie feststellen mussten, dass sie auf einen Zaunpfahl geschossen hatten oder auf ein vorbeifahrendes Auto oder auf die Längsseite einer Scheune oder ihren eigenen Jagdkumpan (und das waren oft die Frauen, Geschwister oder Kinder). »Aber ich habe es doch gesehen «, protestierten sie dann, und die meisten von ihnen hätten, laut Kilroy, auch einen Lügendetektortest bestanden. Sie hatten den Hirsch oder Bären oder Wolf gesehen oder auch das Waldhuhn, das durchs hohe Herbstgras flatterte. Sie hatten es gesehen.
    In Wirklichkeit wollten diese Jäger, laut Kilroy, den Schuss um jeden Preis abfeuern, es so oder so endlich hinter sich bringen. Dieses Verlangen wurde so übermächtig, dass das Hirn dem Auge vorgaukelte, es würde etwas sehen, was noch gar nicht sichtbar war – nur um endlich die Anspannung zu lösen. Das war Augenfieber. Und obwohl sich Jonesy keiner ungewöhnlichen Aufregung bewusst war – seine Hand war vollkommen ruhig gewesen, als er den roten Verschluss auf die Thermoskanne geschraubt hatte –, musste er sich später eingestehen, vielleicht durchaus diesem Leiden anheimgefallen zu sein.
    Für einen Moment sah er den Hirschbock ganz deutlich am anderen Ende des Tunnels, den die verschlungenen Äste bildeten – so deutlich, wie er jeden der sechzehn Hirsche (sechs Böcke, zehn Kühe) gesehen hatte, die er im Laufe der Jahre hier erlegt hatte. Er sah seinen braunen Kopf, ein dunkles, fast samtschwarzes Auge, ja sogar einen Teil des Geweihs.
    Jetzt schieß!, schrie etwas in ihm – das war der Jonesy von vor dem Unfall, der intakte Jonesy. Er hatte seit knapp einem Monat häufiger zu ihm gesprochen, während er allmählich einen mythischen Zustand erreichte, den Leute, die nie überfahren worden waren, ungeniert als »völlige Genesung« bezeichneten, aber nie zuvor hatte er so laut gesprochen. Es war förmlich ein Befehl gewesen, ein gebrüllter Befehl.
    Und sein Finger spannte sich tatsächlich um den Abzug. Er setzte nie dieses letzte Pfund Druck ein (vielleicht wäre auch nur ein halbes nötig gewesen, lumpige 250 Gramm), aber er spannte sich durchaus. Die Stimme, die ihn nun aufhielt, stammte von dem zweiten Jonesy, demjenigen, der im Krankenhaus aufgewacht war, benommen und Schmerzen leidend, der nichts mitbekam, außer dass jemand wollte, dass sie aufhörten, dass jemand es nicht mehr ertragen konnte – jedenfalls nicht ohne Spritze – und dass jemand zu Marcy wollte.
    Nein, noch nicht – warte, schau hin, sagte dieser neue, umsichtige Jonesy, und das war die Stimme, auf die er hörte. Er stand reglos da, sein Gewicht größtenteils auf sein gesundes linkes Bein verlagert, das Gewehr im Anschlag, den Lauf ganz entspannt fünfunddreißig Grad hinab in diesen Lichttunnel gerichtet.
    Genau in diesem Augenblick kamen die ersten Schneeflocken aus dem weißen Himmel getrudelt, und im gleichen Moment sah Jonesy einen senkrechten, orangefarbenen Strich unter dem Kopf des Hirsches – es war, als hätte der Schnee ihn erst zum Vorschein gebracht. Für einen Moment gab sein Wahrnehmungsvermögen einfach auf, und über Kimme und Korn sah er nur noch ein Wirrwarr, wie Farben, die auf der Palette eines Malers ineinander gemischt wurden. Da war kein Hirsch mehr und kein Mensch, ja nicht einmal der Wald, sondern nur ein verwirrendes Gemenge aus Schwarz, Braun und Orange.
    Dann war da noch mehr Orange, und das in einer erkennbaren Form: Es war eine Mütze, so eine mit Ohrenschützern zum Herunterklappen. Touristen kauften sie für vierundvierzig Dollar bei L. L. Bean’s, und innen hatten sie ein kleines

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