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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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seinen sämtlichen Schulfreunden ständig in Verbindung, nicht wahr? Ihr trefft euch wahrscheinlich einmal im Jahr, und dann schnippt ihr den Mädels wieder den BH auf, hört Mötley Crüe und esst Tuna Surprise, genauso, wie es das früher immer in der Cafeteria gab.«
    »Es tut mir leid, dass ich dich aufgeregt habe.«
    »Da scheiß ich drauf. Du tust ja so, als ob wir ihn verlassen hätten.« Was der Wahrheit natürlich schon ziemlich nahekam.
    Owen sagte nichts. Er kniff die Augen zusammen und spähte durch das Schneetreiben, suchte im fahlen Frühmorgenlicht nach dem Straßenschild der Dearborn Street … und da war es ja, direkt voraus. Ein Pflug, der die Kansas Street geräumt hatte, hatte vor der Einfahrt zur Dearborn einen Schneewall hinterlassen, aber Owen dachte, für den Humvee wäre das kein Problem.
    »Es ist ja nicht so, dass ich nicht mehr an ihn gedacht hätte«, sagte Henry. Er wollte in Gedanken fortfahren und blieb dann doch bei mündlicher Sprache. Es war zu aufschlussreich, wenn er an Duddits dachte. »Wir haben alle an ihn gedacht. Und Jonesy und ich wollten ihn in diesem Frühjahr besuchen. Dann hatte Jonesy seinen Unfall, und ich habe die ganze Sache aus den Augen verloren. Ist das so verwunderlich?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Owen milde. Er schlug das Lenkrad nach rechts ein, dann in die Gegenrichtung und trat das Gaspedal durch. Der Humvee traf so heftig auf dem vereisten, dicht gepackten Schneewall auf, dass es sie beide in ihren Sicherheitsgurten nach vorn stieß. Dann waren sie durch, und Owen schlängelte sich weiter und wich dabei den auf beiden Straßenseiten geparkten, eingeschneiten Autos aus.
    »Ich muss mir von jemand, der eben noch vorhatte, ein paar Hundert Zivilisten zu grillen, kein schlechtes Gewissen machen lassen«, grummelte Henry.
    Owen stieg voll auf die Bremse und schleuderte sie beide wieder in ihren Sicherheitsgurten nach vorn, diesmal so heftig, dass die Gurte einrasteten. Der Humvee kam schräg mitten auf der Straße zum Stehen.
    »Halt jetzt endlich die Schnauze.«
    Misch dich in nichts ein, wovon du keine Ahnung hast.
    »Deinetwegen bin ich wahrscheinlich«
    so gut wie tot
    »und deshalb kannst du dir dein«
    haltloses
    (Bild einer verzogen aussehenden Göre, die mit vorgeschobener Unterlippe schmollt)
    »Rechtfertigungsgefasel«
    echt schenken.
    Henry starrte ihn schockiert und verdattert an. Wann hatte zum letzten Mal jemand so mit ihm geredet? Die Antwort lautete wahrscheinlich: noch nie.
    »Mir geht es nur um eines«, sagte Owen. Sein Gesicht war blass, sah angespannt und erschöpft aus. »Ich will deinen Typhoid Jonesy finden und ihn aufhalten. Klar? Ich scheiß auf deine kostbaren Gefühle, ich scheiße drauf, wie müde du bist, und ich scheiße auf dich. So ist das.«
    »Na gut«, sagte Henry.
    »Ich muss mir keine Moralvorträge anhören von einem Typen, der vorhat, sich sein überfressenes Hirn rauszupusten.«
    »Schon gut.«
    »Also fick du deine Mutter und stirb.«
    Schweigen im Humvee. Und von außen hörte man nur das monotone Staubsaugerdröhnen des Winds.
    Schließlich sagte Henry: »Wir machen das folgendermaßen: Ich ficke deine Mutter und sterbe dann, und du fickst meine Mutter und stirbst. So kommen wir wenigstens um den Inzest rum.«
    Owen lächelte. Henry erwiderte sein Lächeln.
    Was machen Jonesy und Mr. Gray?, fragte Owen Henry. Weißt du’s?
    Henry leckte sich die Lippen. Das Jucken in seinem Bein hatte sehr nachgelassen, aber seine Zunge schmeckte wie ein versiffter Flokati. »Nein. Ich dringe nicht zu ihnen durch. Das ist wahrscheinlich Grays Schuld. Und unser furchtloser Anführer? Kurtz? Er holt auf, nicht wahr?«
    »Ja. Wenn wir irgendeinen Vorsprung behalten wollen, müssen wir uns beeilen.«
    »Dann beeilen wir uns.« Owen kratzte an dem roten Zeug, das er seitlich am Gesicht hatte, betrachtete die Bröckchen, die sich dabei lösten, und fuhr dann weiter.
    Nummer 41, hast du gesagt?
    Ja. Owen?
    Was?
    Ich habe Angst.
    Vor Duddits?
    Ja, irgendwie schon.
    Und wieso?
    Ich weiß es nicht.
    Henry sah Owen mit niedergeschlagenem Blick an.
    Ich habe so das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung ist.

7
    Ihre nächtliche Fantasie wurde Wirklichkeit, und als es an der Tür klopfte, war Roberta unfähig aufzustehen. Ihre Beine fühlten sich wie aus Wasser an. Die Nachtschwärze war fort, war einem fahlen, unheimlichen Morgenlicht gewichen, das auch nicht viel besser war, und da standen sie vor dem Haus, Pete und Biber, die Toten, und

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