Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Mann, den Jonesy fast erschossen hätte, sah zu ihm hoch und raffte sich die Tagesdecke um den Hals. Die braunen Ringe unter seinen Augen wurden allmählich lila.
    »McCarthy«, sagte er. »Richard McCarthy.« Seine Hand, ohne Handschuh erstaunlich fleischig und weiß, kroch wie ein scheues Tier unter der Decke hervor. »Und Sie?«
    »Gary Jones«, sagte er und schlug mit der Hand ein, mit der er fast abgedrückt hätte. »Aber die meisten Leute nennen mich Jonesy.«
    »Danke, Jonesy.« McCarthy schaute ihn feierlich an. »Ich glaube, Sie haben mir das Leben gerettet.«
    »Ach, das weiß ich nicht«, sagte Jonesy. Er sah sich noch einmal den roten Fleck an. Nur eine kleine Erfrierung. Eine Frostbeule, weiter nichts.

Kapitel 2
Der Biber

1
    »Sie wissen, dass ich niemand anrufen kann, nicht wahr?«, sagte Jonesy. »Bis hier raus reichen die Telefonleitungen nicht. Für die Elektrik haben wir einen Generator, aber das war’s auch schon.«
    McCarthy, der nur mit dem Kopf aus der Tagesdecke hervorschaute, nickte. »Den Generator habe ich gehört, aber Sie wissen ja, wie das ist, wenn man sich verlaufen hat: Die Geräusche sind trügerisch. Manchmal scheinen sie von links zu kommen und dann wieder von rechts, und dann könnte man schwören, dass es von hinten kommt und dass man umdrehen sollte.«
    Jonesy nickte, obwohl er eigentlich nicht wusste, wie das war. Von der knappen Woche nach seinem Unfall einmal abgesehen, einer Zeit, in der er durch einen Nebel aus Drogen und Schmerzen geirrt war, hatte er sich nie verlaufen.
    »Ich überlege, was am besten wäre«, sagte Jonesy. »Ich schätze mal, wenn Pete und Henry wieder da sind, bringen wir Sie besser weg. Wie viele Leute gehören denn zu Ihrer Gruppe?«
    Da musste McCarthy anscheinend erst mal überlegen. Das und sein schwankender Gang bestätigten Jonesys Eindruck, dass der Mann unter Schock stand. Er wunderte sich, dass eine Nacht des Herumirrens im Wald so etwas bewirken konnte; und er fragte sich, ob es ihm selber auch so ergangen wäre.
    »Vier«, sagte McCarthy, nachdem er eine Minute lang darüber nachgedacht hatte. »Genau wie bei Ihnen. Wir sind zu zweit auf die Pirsch gegangen. Ich war mit einem Freund unterwegs, mit Steve Otis. Er ist Anwalt, wie ich, aus Skowhegan. Wir sind alle aus Skowhegan, wissen Sie, und diese Woche ist für uns … etwas ganz Besonderes.« Jonesy nickte lächelnd. »Ja. Das kenne ich.« »Jedenfalls habe ich mich wohl irgendwie verlaufen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich habe Steve rechts von mir gehört und ab und zu seine Weste zwischen den Bäumen gesehen, und dann bin ich … Ich weiß es einfach nicht. Ich war wohl so in Gedanken verloren – im Wald kann man so wunderbar nachdenken –, und dann war ich plötzlich allein. Ich habe noch versucht, meine Spur zurückzuverfolgen, aber dann wurde es dunkel …« Er schüttelte wieder den Kopf. »Das ist in meinem Kopf alles durcheinander, aber, ja – wir waren zu viert, da bin ich mir sicher. Ich und Steve und Nat Roper und Nats Schwester Becky.«
    »Die müssen sich schreckliche Sorgen machen.« McCarthy wirkte erst verdattert, dann verzagt. Auf die Idee war er anscheinend noch überhaupt nicht gekommen. »Ja, das stimmt. Natürlich. Ach du liebe Zeit! Ach du meine Güte!«
    Jonesy musste sich ein Lächeln verkneifen. Wenn er richtig loslegte, hörte sich McCarthy ein wenig an wie eine Figur aus dem Film Fargo.
    »Wir bringen Sie besser hin. Das heißt, falls …«
    »Ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen …«
    »Wir bringen Sie hin, sobald wir können. Dieser Wetterumschwung kam aber auch wirklich plötzlich.«
    »Allerdings«, sagte McCarthy bitter. »Man sollte doch wohl meinen, dass sie es besser könnten, mit ihren verdammten Satelliten und dem Doppler-Radar und was nicht noch alles. So viel zum Thema heiter und der Jahreszeit entsprechend kalt, was?«
    Jonesy schaute verdutzt zu dem Mann unter der Tagesdecke hinüber, von dem nur das gerötete Gesicht und das sich lichtende braune Haar zu sehen waren. Die Wettervorhersagen, die er gehört hatte – er und Pete und Henry und der Biber –, hatten seit zwei Tagen Schneefall prophezeit. Einige Meteorologen hatten sich nicht festlegen wollen und gesagt, statt des Schnees könne auch Regen fallen, aber der Typ vom Sender Castle Rock (WCAS war der einzige Radiosender, den sie hier oben reinbekamen, und auch den nur schwach und verrauscht) hatte an diesem Morgen von einem sich schnell fortbewegenden

Weitere Kostenlose Bücher