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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Tiefdruckgebiet gesprochen, einem sogenannten Alberta Clipper, das zehn bis fünfzehn Zentimeter Schnee bringen würde und möglicherweise einen Nordoststurm hinterher, wenn es so kalt blieb und das Tief nicht auf den Atlantik hinauszog. Jonesy wusste nicht, woher McCarthy seine Wettervorhersagen hatte, aber bestimmt nicht von WCAS. Der Typ war einfach nur völlig durch den Wind, das war es wahrscheinlich, und er hatte ja auch jedes Recht dazu.
    »Ich könnte etwas Suppe aufsetzen. Wie wäre das, Mr. McCarthy?«
    McCarthy lächelte dankbar. »Das wäre sehr schön«, sagte er. »Ich hatte heute Nacht Magenschmerzen und heute Morgen auch wieder, aber jetzt geht es mir besser.«
    »Das ist der Stress«, sagte Jonesy. »Ich hätte nur noch gekotzt. Und mich wahrscheinlich auch eingeschissen.«
    »Ich habe mich nicht übergeben«, sagte McCarthy. »Da bin ich mir ziemlich sicher. Aber …« Wieder schüttelte er den Kopf. Es wirkte wie ein nervöser Tick. »Ich weiß nicht. Es ist alles so durcheinander, es ist, als hätte ich einen Albtraum gehabt.«
    »Der Albtraum ist vorüber«, sagte Jonesy. Lächerlich, so etwas zu sagen – ein bisschen tantenhaft –, aber der Mann konnte eindeutig jede Beruhigung gebrauchen.
    »Gut«, sagte McCarthy. »Danke. Und ich hätte wirklich gern etwas Suppe.«
    »Wir haben Tomatensuppe und Hühnerbrühe, und dann ist da, glaube ich, auch noch eine Dose Chunky Sirloin. Was möchten Sie?«
    »Hühnerbrühe«, sagte McCarthy. »Meine Mutter hat immer gesagt, Hühnerbrühe sei genau das Richtige, wenn es einem nicht so gut geht.«
    Er grinste, als er das sagte, und Jonesy gab sich alle Mühe, sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen. McCarthy hatte weiße, ebenmäßige Zähne, so ebenmäßig, dass es einfach Jacketkronen sein mussten, wenn man in Betracht zog, wie alt der Mann war, und Jonesy schätzte ihn auf ungefähr fünfundvierzig. Aber wenigstens vier Zähne fehlten – die oberen Eckzähne (die Jonesys Vater immer »Vampirzähne« genannt hatte) und zwei unten in der Mitte – Jonesy wusste nicht, wie die hießen. Er wusste nur eines: McCarthy war sich ihres Fehlens nicht bewusst. Niemand, der von solchen Lücken in seinem Gebiss wusste, hätte es so ungeniert hergezeigt, nicht einmal unter diesen Umständen. So sah Jonesy das jedenfalls. Ein leichtes Ekelgefühl fuhr ihm durch den Bauch, ein Anruf aus dem Nirgendwo. Er drehte sich zur Küche um, ehe McCarthy seinen Gesichtsausdruck sehen und sich – und vielleicht gar Jonesy – fragen konnte, was denn los sei.
    »Einmal Hühnerbrühe, sehr wohl. Wie wäre es mit einem heißen Käsesandwich dazu?«
    »Wenn es keine Umstände macht. Und nennen Sie mich Richard, ja? Oder noch lieber Rick. Wenn mir jemand das Leben gerettet hat, soll er mich doch bitte beim Vornamen nennen.«
    »Rick. Aber gern.« Lass dir lieber mal die Zähne machen, ehe du das nächste Mal vor die Geschworenen trittst, Rick.
    Das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte, war fast übermächtig. Es war dieser Klick, genau wie er McCarthys Namen fast erraten hatte. Er war noch weit davon entfernt, sich zu wünschen, er hätte den Mann erschossen, als sich ihm die Gelegenheit dazu bot, aber allmählich wünschte er schon, McCarthy hätte sich von seinem Baum und aus seinem Leben ferngehalten.

2
    Er hatte die Suppe aufgesetzt und machte gerade die Käsesandwiches, als der erste Windstoß kam – eine mächtige Böe, unter der die ganze Hütte ächzte und die den Schnee meterhoch aufwirbelte. Für einen Moment verschwanden selbst die schwarz hingekrakelten Baumgestalten in der Schlucht und sah man im Panoramafenster nur noch Weiß – als hätte man dort draußen die Leinwand eines Autokinos aufgespannt. Zum ersten Mal machte sich Jonesy etwas Sorgen, nicht nur um Pete und Henry, die nun vermutlich in Petes Scout auf dem Rückweg von Gosselin’s Market waren, sondern auch um den Biber. Wenn irgendjemand diese Wälder kannte, dann der Biber, aber in einem starken Schneegestöber nützte einem das nichts – dann ist guter Rat teuer, das war noch so eine stets passende Redewendung seines Vaters, wahrscheinlich nicht ganz so gut wie Man kann sein Glück nicht zwingen, aber auch nicht schlecht. Der Lärm des Generators half dem Biber vielleicht, sich zu orientieren, aber wie McCarthy schon gesagt hatte, konnten solche Geräusche in die Irre führen. Zumal wenn es windig war. Und windig wurde es nun offenbar.
    Seine Mutter hatte ihm das Dutzend Kochkniffe beigebracht,

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