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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Vorläufig lehnen wir uns mal zurück und lassen sie fahren.« Er verschränkte die Arme und schaute hinaus in die leinenweiße Welt, die an ihm vorbeiraste. Es hatte aufgehört zu schneien, und die Straßenverhältnisse würden sicherlich besser werden, wenn sie weiter nach Süden kamen.
    Es waren ereignisreiche vierundzwanzig Stunden gewesen. Er hatte ein außerirdisches Raumschiff in die Luft gejagt, war von dem Mann verraten worden, den er schon zu seinem Nachfolger auserkoren hatte, hatte eine Meuterei und einen Aufstand von Zivilisten überlebt und war dann auch noch von einem Schreibtischkrieger, der nie im Leben einen feindlichen Schuss gehört hatte, seines Kommandos enthoben worden. Kurtz fielen die Augen zu. Wenig später schlief er ein.

18
    Jonesy saß eine ganze Weile schlecht gelaunt an seinem Schreibtisch, betrachtete abwechselnd das Telefon, das nicht mehr funktionierte, den Traumfänger, der von der Decke hing (und sich in einem kaum merklichen Luftzug bewegte), und die neuen stählernen Fensterläden, mit denen ihm dieses Schwein Gray die Sicht geraubt hatte. Dazu kam das stete, tiefe Rumpeln und Dröhnen, das er sowohl hörte als auch über den Stuhl spürte. Es hätte ein lärmender Hochofen sein können, der dringend mal überholt werden musste, aber das war es nicht. Es war der Schneepflug, der immer weiter nach Süden vordrang. Mr. Gray saß am Steuer und trug vermutlich eine Kappe der Verkehrswacht, die er seinem vorerst letzten Opfer abgenommen hatte. Er spielte Pflugfahrer, bewegte mit Jonesys Muskeln das Lenkrad und lauschte mit Jonesys Ohren über CB-Funk, wie sich die Dinge entwickelten.
    Na, Jonesy, wie lange willst du da noch rumhocken und Selbstmitleid schieben?
    Jonesy, der auf seinem Stuhl zusammengesunken und fast eingeschlafen war, richtete sich augenblicklich wieder auf. Henrys Stimme. Und sie kam nicht telepathisch – er hörte keine Stimmen mehr, Mr. Gray hatte alle bis auf die seine ausgesperrt –, nein, sie kam eher aus seinen eigenen Gedanken. Und trotzdem traf es ihn.
    Ich schiebe kein Selbstmitleid, ich bin eingesperrt! Der schmollende, defensive Charakter dieses Gedankens gefiel ihm gar nicht; laut ausgesprochen wäre es sicherlich Gejammer gewesen. Ich kann nicht nach draußen rufen, ich kann nicht nach draußen sehen, und ich kann dieses Zimmer nicht verlassen. Ich weiß ja nicht, wo du bist, Henry, aber ich sitze hier, verdammt noch mal, in Isolationshaft.
    Hat er dein Gehirn geklaut?
    »Sei still.« Jonesy rieb sich die Schläfen.
    Hat er dir deine Erinnerungen weggenommen?
    Nein, natürlich nicht. Auch hier drin noch, wo ihn eine doppelt verriegelte Tür von den Milliarden etikettierter Kartons trennte, konnte er sich erinnern, wie er in der ersten Klasse Bonnie Deal einen Popel in den Pferdeschwanz geschmiert hatte (und wie er dann in der siebten Klasse dieselbe Bonnie beim Erntefest zum Tanz aufgefordert hatte), sah noch ganz genau vor sich, wie ihnen Lamar Clarendon das Spiel beigebracht hatte (das bei den Dummen, Uneingeweihten Cribbage hieß), sah Rick McCarthy aus dem Wald kommen und wusste dabei noch, dass er ihn erst für einen Hirsch gehalten hatte. An all das konnte er sich erinnern. Das mochte zwar irgendwelche Vorteile bringen, aber Jonesy fiel ums Verrecken nicht ein, welche das sein sollten. Aber vielleicht sah er ja einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht.
    So in der Klemme zu stecken, und das nach den vielen Krimis, die du gelesen hast, zog ihn seine eigene Version von Henrys Stimme auf. Von den Science-Fiction-Filmen ganz zu schweigen, in denen die Außerirdischen bei uns landen, angefangen bei Der Tag, an dem die Erde stillstand, bis hin zu Angriff der Killertomaten. Das hast du alles gesehen und weißt trotzdem nicht, was dieser Typ vorhat? Jetzt hockt er schon in dir drin, und du weißt immer noch nicht, wie er schnackelt?
    Jonesy rieb sich heftiger die Schläfen. Das war keine außersinnliche Wahrnehmung, das war sein eigenes Gehirn, und wieso konnte es nicht einfach die Klappe halten? Er saß in der Falle, also was machte das schon? Er war ein Motor ohne Keilriemen, eine Kutsche ohne Pferd; er war wie Donovans Hirn, das in diesem Film in einem Behälter mit trüber Flüssigkeit am Leben erhalten wurde und unnütze Träume träumte.
    Was will er? Fang doch mal damit an.
    Jonesy sah zu dem Traumfänger hoch, der in den warmen Luftströmen tanzte. Er spürte das Rumpeln des Schneepflugs, das so stark war, dass die Bilder an den Wänden

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