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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Rückbank, seine Lunchbox auf dem Schoß.
    Henry, wieso hat Duddits gesagt, dass Jonesy Wasser will? Was denn für Wasser?
    Henry versuchte ihm telepathisch zu antworten, aber Owen konnte ihn nicht mehr hören. Die Byrus-Flecken auf seinem Gesicht waren alle weiß geworden, und als er sich gedankenverloren die Wange kratzte, löste er das Zeug schuppenweise mit den Fingernägeln. Die Haut darunter sah rissig und gerötet aus, aber nicht eigentlich verletzt. Wie man eine Erkältung überwindet, grübelte Henry. Schlimmer ist es eigentlich nicht.
    »Assa«, sagte Duddits von der Rückbank aus noch einmal. Er beugte sich vor und sah das große grüne Schild mit der Aufschrift 95 RICHTUNG SÜDEN an. »Onzi will Assa. «
    Owen runzelte die Stirn, und toter Byrus rieselte herab wie Haarschuppen. »Was …«
    »Ja«, sagte Henry, langte nach hinten und tätschelte Duddits das knöchrige Knie. »Jonesy will Wasser. Aber es ist eigentlich nicht Jonesy, der das Wasser will. Es ist der andere. Den er Mr. Gray nennt.«

16
    Roberta ging zurück in Duddits’ Zimmer und fing an, die Kleidungsstücke vom Boden aufzusammeln – es machte sie wahnsinnig, wie er immer seine Sachen herumliegen ließ, aber sie vermutete, dass das nun auch ein Ende hatte. Sie war kaum fünf Minuten dabei, da wurden ihr die Beine schwach, und sie musste sich auf den Stuhl am Fenster setzen. Der Anblick des Betts, in dem er einen immer größeren Teil seiner Tage verbracht hatte, quälte sie. Das trübe Morgenlicht auf seinem Kissen, auf dem noch der runde Abdruck seines Kopfs zu sehen war, wirkte unsagbar grausam.
    Henry war der Ansicht, sie hätte Duddits gehen lassen, weil sie glaubte, das Schicksal der Welt hinge irgendwie davon ab, dass sie Jonesy fanden, und zwar schnell. Aber das war es nicht. Sie hatte Duddits gehen lassen, weil er es so wollte. Die Sterbenden bekamen signierte Baseballkappen geschenkt; und die Sterbenden durften mit alten Freunden Ausflüge unternehmen.
    Aber es war hart.
    Es war so hart, ihn zu verlieren.
    Sie hielt sich eine Handvoll T-Shirts vors Gesicht, um nicht mehr das Bett ansehen zu müssen, und da war sein Geruch: Johnson’s-Shampoo, Dial-Seife und vor allem, am schlimmsten von allem, die Arnikacreme, mit der sie ihm Rücken und Beine einrieb, wenn ihm die Muskeln wehtaten.
    In ihrer Verzweiflung suchte sie da draußen nach ihm, versuchte ihn bei den beiden Männern zu erreichen, die wie die Toten gekommen waren und ihn geholt hatten, aber sie erreichte ihn nicht.
    Er sperrt mich aus seinen Gedanken aus, dachte sie. Sie hatten all die Jahre (größtenteils) viel Freude gehabt an ihrer ganz alltäglichen Telepathie, die wahrscheinlich nicht groß davon abwich, was die Mütter anderer außergewöhnlicher Kinder erlebten (ein »besonders enges Verhältnis«, hatten sie es bei den Treffen der Selbsthilfegruppe immer genannt, die Alfie und sie hin und wieder besucht hatten), aber das war nun vorbei. Duddits hatte sich eingesperrt, und das hieß, er wusste, dass etwas Schreckliches bevorstand.
    Er wusste es.
    Mit den T-Shirts immer noch vor dem Gesicht und seinen Geruch in der Nase, fing Roberta an zu weinen.

17
    Kurtz war (größtenteils) guter Laune gewesen, bis er dann im grauen Morgenlicht die blinkenden Signallichter und das Blaulicht der Polizeifahrzeuge sah und dahinter einen riesenhaften Sattelzug, der wie ein toter Dinosaurier auf der Seite lag. Vor ihnen tauchte ein Polizist auf, der so eingemummelt war, dass man von seinem Gesicht nichts mehr erkannte, und winkte sie zu einer Ausfahrt hinüber.
    »Mist!«, spie Kurtz. Er hätte große Lust gehabt, seine Dienstpistole zu ziehen und sich den Weg freizuschießen. Er wusste, dass das in einem Desaster geendet hätte – bei dem liegen gebliebenen Laster liefen weitere Polizisten herum –, aber trotzdem verspürte er dieses fast unbezähmbare Verlangen. Sie waren so nah dran! Sie holten immer mehr auf, Himmelherrgott noch mal! Und dann wurden sie auf diese Weise aufgehalten! »Mist, Mist, Mist! «
    »Was soll ich tun, Boss?«, fragte Freddy. Er saß reglos am Steuer und hatte seine Waffe, ein automatisches Gewehr, auf dem Schoß liegen. »Wenn ich voll Stoff gebe, können wir rechts vorbeirauschen. Dann sind wir in einer Minute hier weg.«
    Wiederum musste Kurtz gegen das Verlangen ankämpfen, einfach zu sagen: Ja, geben Sie Gas, Freddy, und wenn sich einer dieser Bullen in den Weg stellt, dann machen Sie ihn platt. Freddy konnte vielleicht an dem Laster

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