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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Owen wusste es, und Henry wusste es auch. Fiebrig und trotz einer zweiten Prednison-Tablette und zweier Oxycodon von Krämpfen geschüttelt und nun bei jedem Hustenanfall Blut spuckend, würde es Duddits Cavell so schnell nicht wieder besser gehen. Der Trostpreis bestand darin, dass es mit Jonesy/Gray ebenfalls nicht gerade zum Besten stand.
    Und das lag an dem Bacon. Sie hatten einzig darauf hoffen können, Mr. Gray dazu zu bringen, dass er irgendwo für eine Weile hielt; keiner von ihnen hatte aber damit gerechnet, dass er sich als derart gefräßig erweisen würde. Die Auswirkungen auf Jonesys Verdauungsapparat waren absehbar gewesen. Mr. Gray hatte sich auf dem Parkplatz des kleinen Ladens übergeben und hatte auf der Strecke nach Ware dann noch zweimal gehalten, sich aus dem Fenster gebeugt und in hohem Bogen mehrere Pfund Schinkenspeck gespuckt.
    Dann folgte der Durchfall. Er hatte an der Route 9 bei der Mobil-Tankstelle gehalten und es nur gerade eben so aufs Klo geschafft. Ein Schild am Tankstellengebäude verkündete zwar PREISWERTER TREIBSTOFF & SAUBERE TOILETTEN, aber zumindest Letzteres stimmte nach Mr. Grays Abfahrt nicht mehr. Doch er brachte bei Mobil niemand um, und das zählte Henry als Pluspunkt.
    Ehe er zu der Straße kam, die zum Quabbin führte, hatte Mr. Gray noch zweimal anhalten und in den tropfenden Wald flitzen müssen, wo er sich dann bemüht hatte, Jonesys ächzenden Darm zu leeren. Da war der Regen schon in großflockigen, feuchten Schneefall übergegangen. Jonesys Körper war erheblich geschwächt, und Henry hoffte, dass er ohnmächtig wurde. Doch bisher war es nicht so weit gekommen.
    Mr. Gray war fürchterlich wütend auf Jonesy und beschimpfte ihn unablässig, nachdem er sich nach seinem zweiten Abstecher in den Wald wieder ans Steuer gesetzt hatte. Das sei alles Jonesys Schuld, Jonesy habe ihn reingelegt. Seinen Hunger, die zwanghafte Gier, mit der er alles verschlungen und sich zwischendurch nur die Zeit genommen hatte, sich das Fett von den Fingern zu lecken, ignorierte er lieber. Henry hatte diese selektive Darstellung der Tatsachen – bei der man eines betonte und anderes völlig ignorierte – schon oft bei seinen Patienten erlebt. In mancher Hinsicht war Mr. Gray genau wie Barry Newman.
    Wie menschlich er schon geworden ist, dachte er. Wirklich erstaunlich menschlich.
    »Wenn du sagst, er sei da, was meinst du dann mit da?«, fragte Owen.
    »Schwer zu sagen. Er hat sich wieder ziemlich vollständig abgeschirmt. Duddits, hörst du Jonesy?«
    Duddits sah Henry müde an und schüttelte den Kopf. »Isser Äi attusse Ahtn eggenomm«, sagte er – Mister Gray hat uns die Karten weggenommen –, aber das ähnelte der buchstäblichen Übersetzung eines Slang-Spruchs. Duddits verfügte nicht über den nötigen Wortschatz, um zu schildern, was tatsächlich passiert war, aber Henry konnte es in seinen Gedanken ablesen. Mr. Gray konnte nicht in Jonesys Bürofestung eindringen und ihm die Spielkarten wegnehmen, aber es war ihm irgendwie gelungen, ihren Aufdruck zu löschen.
    »Duddits, wie geht’s dir?«, fragte Owen und schaute in den Rückspiegel.
    »Uht«, sagte Duddits und fing an zu bibbern. Auf dem Schoß hatte er seine gelbe Lunchbox und die braune Papiertüte mit seinen Medikamenten … und dem kleinen Schnurding drin. Er hatte den dick gefütterten blauen Parka an, und trotzdem schlotterte er.
    Es geht bergab mit ihm, dachte Owen, während Henry seinem alten Freund wieder das Gesicht abwischte.
    Der Humvee rutschte auf einem glatten Straßenstück weg und fast in eine Katastrophe hinein – ein Unfall bei Tempo hundert hätte sie möglicherweise umgebracht und auf jeden Fall ihre letzte vage Chance zunichtegemacht, Mr. Gray aufzuhalten –, und dann bekam Owen ihn wieder in den Griff.
    Owen ertappte sich dabei, dass er immer wieder zu der Papiertüte hinüberschaute und an dieses Schnurding denken musste. Hat Biber mir geschickt. Zu meinem Weihnachten letzte Woche.
    Als er jetzt wieder versuchte, telepathisch zu kommunizieren, kam Owen sich vor, als würde er eine Flaschenpost in den Ozean werfen. Aber er machte es trotzdem, sandte einen Gedanken aus und bemühte sich dabei, in Duddits’ Richtung zu denken: Wie nennt man das?
    Mit einem Mal sah er einen großen Raum vor sich, eine Kombination aus Wohn- und Esszimmer und Küche. Die klar lackierten Kiefernholzwände schimmerten warm. Auf dem Boden lag ein Navajo-Teppich, und auf einem Wandteppich sah er kleine indianische Jäger,

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