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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zahlt nur fünfzehn. Das hier ist besser. Das ist mehr.«
    »Klar«, flüsterte Deke. Seine Nase war voller Blut.
    »Einen schönen Tag noch.«
    »Ja … machen Sie’s gut.«
    Der Mann mit der orangefarbenen Jacke stand mit gesenktem Kopf da. Deke hörte ihn in Gedanken mögliche Erwiderungen überlegen. Ihm war zum Schreien zumute. Schließlich sagte der Mann: »Natürlich mache ich es gut.« Dann folgte wieder eine Pause. Und dann: »Ich möchte nicht, dass Sie jemand anrufen, mein Lieber.«
    »Mache ich nicht.«
    »Schwören Sie das bei Gott?«
    »Ja. Ich schwöre es bei Gott.«
    »Ich bin wie Gott«, sagte der Kunde.
    »Ja, klar. Was auch immer Sie …«
    »Wenn Sie jemand anrufen, bekomme ich es mit. Und dann komme ich wieder und ziehe Ihnen die Hose stramm.«
    »Ich rufe niemand an!«
    »Gut.« Er machte die Tür auf. Die Klingel schellte. Er ging hinaus.
    Für einen Moment stand Deke wie erstarrt da. Dann eilte er um den Tresen und stieß sich dabei an der Kante schmerzhaft den Oberschenkel. Heute Abend würde er da einen großen blauschwarzen Fleck haben, aber jetzt spürte er gar nichts. Er schloss die Tür ab, schob den Riegel vor und spähte dann hinaus. Vor dem Laden stand ein klappriger, kleiner, roter Subaru, der mit Schlamm besprenkelt war. Der Mann, der seine Einkäufe in der Armbeuge hielt, öffnete die Autotür und setzte sich dann ans Steuer.
    Fahren Sie weg, dachte Deke. Bitte, Mister, um der Liebe Gottes willen, fahren Sie einfach nur weg.
    Aber das tat er nicht. Vielmehr nahm er etwas zur Hand – es war die Tüte Brot – und öffnete die Krampe am Verschluss. Er nahm etwa ein Dutzend Scheiben heraus. Dann machte er die Mayonnaise auf, steckte einen Finger hinein und bestrich so die Weißbrotscheiben mit Majo. Nach jeder Scheibe leckte er sich den Finger ab. Er schloss dabei jedes Mal die Augen, sein Kopf sank etwas nach hinten, und er bekam einen ekstatischen Gesichtsausdruck, der von seinem Mund ausging. Als er mit den Broten fertig war, nahm er ein Päckchen Bacon und zerrte die Papierverpackung auf. Die innere Plastikverpackung riss er mit den Zähnen auf und schüttelte dann das ganze Pfund aufgeschnittenen Schinkenspeck heraus. Er legte es auf eine Scheibe Brot und tat dann ein zweites Brot obendrauf. Dann biss er heißhungrig und gierig wie ein Wolf hinein. Dieser Ausdruck göttlicher Freude wich nicht mehr aus seinem Gesicht; er sah aus wie jemand, der das beste Dreisternemenü seines Lebens aß. Seine Kehle wölbte sich beim Schlucken, und mit drei Bissen hatte er das Sandwich verschlungen. Als der Mann dort im Subaru nach zwei weiteren Brotscheiben griff, erfüllte ein Gedanke Deke McCaskells Hirn, blinkte dort wie ein Neonschild: So schmeckt es sogar noch besser! Fast noch lebendig! Zwar kalt, aber fast noch lebendig!
    Deke wich von der Tür zurück und bewegte sich dabei ganz langsam, wie unter Wasser. Das draußen vorherrschende Grau schien nun auch in den Laden zu dringen und die Lichter hier zu überlagern. Er spürte, wie ihn seine Beine im Stich ließen, und ehe ihm der schmierige Dielenboden entgegenkam, war aus dem Grau schon Schwarz geworden.

21
    Als Deke wieder zu sich kam, war einige Zeit vergangen – wie viel, wusste er nicht, denn die Budweiser-Digitaluhr über dem Bierkühlschrank blinkte »88:88«. Drei seiner Zähne lagen auf dem Boden. Er nahm an, dass er sie sich bei seinem Sturz ausgeschlagen hatte. Das Blut war um seine Nase herum und auf seinem Kinn zu einer schwammigen Masse geronnen. Er versuchte aufzustehen, aber seine Beine trugen ihn nicht. Also kroch er stattdessen zur Tür. Die Haare hingen ihm ins Gesicht, und er betete.
    Sein Gebet wurde erhört. Die kleine rote Klapperkiste war verschwunden. Wo der Wagen gestanden hatte, lagen nun vier leere Bacon-Päckchen, das zu drei Vierteln geleerte Glas Mayonnaise und eine halbe Packung Weißbrot in Scheiben. Mehrere Krähen – in der ganzen Umgebung des Sees gab es mächtig große – hatten das Brot entdeckt und zupften es aus der zerfetzten Packung. Etwas weiter entfernt, fast schon an der Route 32, hatten sich weitere Krähen über eine erstarrte Masse aus Bacon und einem schleimigen Brot-Mayonnaise-Gemisch hergemacht. Das Gourmet-Mittagsmahl war dem Monsieur anscheinend nicht bekommen.
    Gut, dachte Deke. Hoffentlich haben Sie sich den Magen gleich mit rausgekotzt, Sie …
    Doch dann drehte sich ihm selbst auf brachiale Weise der Magen um, und er hielt sich eine Hand vor den Mund. Er hatte grauenhaft

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