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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fuhren – der Quabbin war nur achtzehn Meilen von hier entfernt –, um zu angeln oder zu campen oder auch nur zu picknicken. Die kleinen Biester versuchten ständig, irgendwas mitgehen zu lassen, vor allem Süßigkeiten und Mädchenzeitschriften. Jetzt sah Deke in diesem Spiegel gleichwohl verängstigt wie fasziniert zu, wie der Mann mit der orangefarbenen Jacke zum Kühlregal ging. Dort blieb er kurz stehen, schaute hinein und nahm dann nicht eine Packung Bacon, sondern alle vier, die vorrätig waren.
    Der Mann kam humpelnd durch den Mittelgang zurück und betrachtete dabei die Regale. Er sah gefährlich und hungrig aus, aber auch fürchterlich abgekämpft – wie ein Marathonläufer kurz vor dem Ziel. Deke wurde bei seinem Anblick so schwindelig, als würde er in einen Abgrund blicken. Es war, als würde man nicht eine, sondern mehrere Personen sehen, die einander überlagerten. Deke musste flüchtig an einen Film denken, den er mal gesehen hatte, über eine blöde Fotze, die mindestens hundert unterschiedliche Persönlichkeiten hatte.
    Der Mann blieb stehen und nahm sich ein Glas Mayonnaise. Dann griff er sich eine Tüte Weißbrot. Schließlich kam er an den Ladentresen. Deke konnte die Erschöpfung, die ihm aus allen Poren drang, förmlich riechen. Und den Wahnsinn auch.
    Er stellte seine Einkäufe ab und sagte: »Bacon auf Weißbrot mit Majo. Das ist das Leckerste, was es gibt.« Dabei lächelte er. Das Lächeln wirkte so herzzerreißend müde und aufrichtig, dass Deke für einen Moment seine Furcht vergaß.
    Spontan streckte er die Hand aus. »Mister, alles in Ordnung mit …«
    Dekes Hand blieb stehen, als wäre sie an eine Wand geprallt. Sie hing da zitternd über dem Tresen, flog dann hoch und schlug ihm selbst ins Gesicht – watsch! Sie zog sich langsam wieder zurück und blieb stehen wie ein Luftkissenboot. Der kleine und der Ringfinger bogen sich langsam nach innen.
    Bring ihn nicht um!
    Komm doch raus, und halt mich davon ab!
    Wenn du das ernsthaft willst, erlebst du dein blaues Wunder!
    Diese Stimmen erschollen in seinem Kopf.
    Seine Hovercrafthand schwebte weiter vor und schob ihm Mittel- und Zeigefinger in die Nasenlöcher. Für einen Moment bewegten sie sich nicht, aber dann, o Gott, fingen sie an zu kratzen. Deke McCaskell mochte viele fragwürdige Angewohnheiten haben, aber Nägelkauen zählte nicht dazu. Zunächst konnten sich seine Finger da drin nicht groß bewegen – es war eng –, aber als dann das Schmiermittel Blut floss, bohrten sie sich richtig hinein. Sie wanden sich wie Würmer. Die schmutzigen Fingernägel schlugen sich wie Reißzähne ins Fleisch. Sie drangen tiefer vor, gruben sich hirnwärts voran … er spürte Knorpelgewebe zerreißen … hörte es auch …
    Hör auf, Mr. Gray! Hör auf!
    Und plötzlich gehörten Dekes Finger wieder ihm selbst. Er zog sie mit einem schmatzenden Geräusch aus der Nase. Blut platschte auf den Tresen, auf die Gummiunterlage mit dem Skoal-Logo drauf und auch auf die unbekleideten Mädels unter Glas, deren Körperbau er studiert hatte, als dieses Monster hereingekommen war.
    »Was bin ich Ihnen schuldig, Deke?«
    »Nehmen Sie’s!« Immer noch dieses Krähenkrächzen, aber jetzt war es ein nasales Krächzen, weil seine Nasenlöcher mit Blut verstopft waren. »Ah, Mann, nehmen Sie das und gehen Sie! Raus hier!«
    »Nein, ich bestehe darauf. Das ist hier ein Handel, bei dem Gegenstände von realem Wert gegen gültige Währung getauscht werden.«
    »Drei Dollar!«, rief Deke. Der Schock setzte ein. Sein Herz pochte wild, seine Muskeln summten nur so vor Adrenalin. Er glaubte, das Monster würde jetzt vielleicht gehen, und das machte alles noch viel schlimmer: Er war so kurz davor, weiterleben zu dürfen, und wusste dabei doch, dass ihn die kleinste Laune dieses Irren noch das Leben kosten konnte.
    Der Irre holte eine ramponierte alte Brieftasche hervor, machte sie auf und suchte eine Ewigkeit darin herum. Der Sabber lief ihm stetig aus dem Mund, während er sich über die Brieftasche beugte. Schließlich zog er drei Dollarscheine hervor. Er legte sie auf den Tresen. Die Brieftasche wanderte zurück in seine Jacke. Er wühlte in den Taschen seiner vor Dreck starrenden Jeans herum (die kann man auch in die Ecke stellen, dachte Deke ), brachte eine Handvoll Kleingeld zum Vorschein und legte drei Münzen auf die Gummiunterlage. Insgesamt sechzig Cent.
    »Ich zahle zwanzig Prozent Trinkgeld«, sagte der Kunde mit nicht zu überhörendem Stolz. »Jonesy

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