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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zweiter Mann riss einfach das Lenkrad nach rechts und gab Vollgas, als der Humvee wegschlitterte. Der überbreite Jeep fing sich wieder und sprang über die Lücke in der Straße. Er landete polternd und mit lautem Krach. Kurtz wurde hochgeschleudert und stieß sich so heftig den Kopf, dass er Sterne sah. Perlmutters Arme schlackerten wie die einer Leiche; sein Kopf plumpste nach hinten, dann nach vorn. Der Humvee war so knapp am Subaru vorbeigerauscht, dass er dessen offen stehende Beifahrertür mitgerissen hatte. Jetzt brauste er weiter, nur noch einer relativ frischen Autospur folgend.
    Jetzt mach ich dir die Hölle heiß, Owen, dachte Kurtz. Jetzt mach ich dir die Hölle heiß, und dann werden deine blauen Augen verschmoren.
    Das Einzige, was ihm Kopfzerbrechen bereitete, war dieser Feuerstoß. Was war denn da los gewesen? Was es auch war, es hatte sich nicht wiederholt.
    Dann, vor ihnen, noch so ein Fleck im Schnee. Diesmal olivgrün. Es war der andere Hummer. Sie saßen wahrscheinlich nicht mehr drin, aber –
    »Entsichern und durchladen«, sagte Kurtz zu Freddy. Seine Stimme klang nur ein klein wenig schrill. »Jetzt präsentieren wir die Rechnung.«

13
    Als Owen an der Stelle ankam, an der die East Street endete (oder, je nach Sicht des Betrachters, in die Fitzpatrick Road überging, die sich in nordöstliche Richtung davonschlängelte), konnte er Kurtz schon hinter sich hören und ging davon aus, dass auch Kurtz ihn hören konnte – diese Humvees waren zwar nicht so laut wie eine Harley, aber doch alles andere als leise.
    Jonesys Stiefelabdrücke waren jetzt völlig verschwunden, aber Owen entdeckte den Pfad, der von der Straße ans Ufer und dann daran entlangführte.
    Er schaltete den Motor ab. »Henry, es sieht so aus, als müssten wir ab hier gehen …«
    Owen verstummte. Er hatte sich zu sehr auf das Fahren konzentriert, um sich umzusehen oder auch nur im Rückspiegel nachzusehen, und war nicht darauf vorbereitet, was er da sah. Und er war entsetzt darüber.
    Henry und Duddits saßen in einer, wie Owen zunächst dachte, letzten Umarmung des Todes da, die stoppeligen Wangen aneinandergeschmiegt, die Augen geschlossen, die Gesichter und Jacken mit Blut beschmiert. Er sah sie nicht atmen und dachte wirklich, sie wären da zusammen gestorben – Duddits an Leukämie und Henry wahrscheinlich an einem Herzinfarkt, den die Erschöpfung und die unablässige Anspannung der vergangenen gut dreißig Stunden ausgelöst hatten –, und dann sah er ihre Augenlider leicht zucken.
    Einander im Arm haltend. Mit Blut besprenkelt. Aber nicht tot. Sie schliefen.
    Sie träumten.
    Owen rief Henry beim Namen und überlegte es sich dann anders. Henry hatte sich in Jefferson Tract geweigert, das Lager zu verlassen, ohne vorher die Internierten zu befreien, und sie waren zwar davongekommen, aber nur dank schierem Dusel … oder dank der Vorsehung, wenn man denn an so etwas glaubte. Nichtsdestotrotz hatten sie sich damit Kurtz auf den Hals gehetzt, der wie eine Klette an ihnen hing, und jetzt war er ihnen viel näher, als er es gewesen wäre, wären Owen und Henry einfach nur im Schneesturm davongeschlichen.
    Na ja, ich würde es immer wieder so machen, dachte Owen, machte seine Tür auf und stieg aus. Im Norden, fern im weißen Tosen des Sturms, beschwerte sich ein Adler über das Wetter. Hinter sich, im Süden, hörte er Kurtz näher kommen, diesen lästigen Wahnsinnigen. In diesem Scheißschnee konnte man unmöglich sagen, wie nah er schon war. Der Schnee fiel so heftig und in solchen Mengen, dass er wie ein Schalldämpfer wirkte. Es konnten zwei Meilen sein oder auch viel weniger. Er würde Freddy dabeihaben, Freddy, den perfekten Soldaten, den Dolph-Lundgren-Verschnitt aus der Hölle.
    Owen ging schlitternd zur Rückseite des Wagens, verfluchte den Schnee und machte die Ladeklappe des Humvees auf, erwartete automatische Waffen und hoffte auf einen tragbaren Raketenwerfer. Sie hatten keinen Raketenwerfer dabei und auch keine Granaten, dafür aber vier Maschinengewehre Typ MP5 und einen Karton langer, bananenförmiger Magazine à hundertzwanzig Schuss.
    Im Lager hatte er sich Henrys Willen gebeugt, und vermutlich hatten sie dadurch sogar einigen Menschen das Leben gerettet, aber Owen würde kein zweites Mal nach Henrys Pfeife tanzen; wenn er für die gottverdammte Porzellanplatte der Rapeloews jetzt noch nicht genug gezahlt hatte, dann musste er eben mit der Schuld leben. Aber auch das nicht mehr lange, wenn es nach Kurtz

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