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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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WELTKRIEG, COLLEGEQUERELEN, KINDERGESCHICHTEN und INHALT WANDSCHRANK OBEN vorbei. Er springt über ein paar umgestürzte Kisten, auf denen CARLA steht, landet auf seinem schmerzenden Bein und schreit vor Schmerz auf. Er hält sich an Kisten (mit der Aufschrift GETTYSBURG) fest, um nicht hinzufallen; und endlich sieht er das andere Ende der Lagerhalle. Gott sei Dank; ihm kommt es vor, als wäre er meilenweit gelaufen.
    Auf der Tür steht INTENSIVSTATION, RUHE BITTE, BESUCH NUR MIT BESUCHERAUSWEIS, und ja, genau: Hierhin haben sie ihn gebracht, hier ist er aufgewacht und hat den schlauen alten Mr. Tod gehört, der so getan hat, als würde er nach Marcy rufen.
    Jonesy reißt die Tür auf, läuft weiter und befindet sich in einer anderen Welt, die er gleich wiedererkennt: der blauweiß gestrichene Korridor auf der Intensivstation, auf dem er vier Tage nach seiner Operation unter Schmerzen seine ersten täppischen Schritte machte. Er strauchelt ein paar Meter weit in den Korridor vor, und dann sieht er den Byrus an den Wänden wachsen und hört die Musikberieselung, ein Stück, das nun wirklich nicht in ein Krankenhaus passt; es ist zwar leise gestellt, aber doch eindeutig Sympathy for the Devil von den Rolling Stones.
    Er hat eben erst den Song erkannt, da explodiert etwas in seiner Hüfte. Jonesy schreit erschreckt auf, fällt auf den schwarzroten Fliesenboden und legt beide Hände darauf. Es ist wieder genau wie kurz nach dem Unfall: eine Explosion grellroter Qual. Er windet sich, schaut hoch zu den grellen Leuchtstoffröhren, den runden Lautsprechern, aus denen die Musik (»Anastasia screamed in vain«) kommt, Musik aus einer anderen Welt. Der Schmerz ist so intensiv, dass er alles andere in eine andere Welt versetzt, Schmerz macht alles zunichte und verhöhnt sogar die Liebe, das hat er im März gelernt und muss es jetzt wieder erfahren. Er windet sich und windet sich, beide Hände auf der geschwollenen Hüfte, mit vortretenden Augen, den Mund weit aufgerissen, und er weiß schon, was los ist: Mr. Gray. Dieses Schwein Mr. Gray hat ihm wieder die Hüfte gebrochen.
    Dann, in weiter Ferne, in dieser anderen Welt, hört er eine Stimme, die er kennt, die Stimme eines Jungen.
    Jonesy!
    Widerhallend, verzerrt … aber so weit gar nicht weg. Nicht auf diesem Flur, aber auf einem der anschließenden. Wessen Stimme ist das? Die eines seiner Söhne? John vielleicht? Nein –
    Jonesy, du musst dich beeilen! Er kommt und will dich umbringen! Owen kommt und will dich umbringen!
    Er weiß nicht, wer Owen ist, aber er weiß, wessen Stimme das ist: die von Henry Devlin. Aber sie ist nicht so, wie sie war, als er Henry zuletzt gesehen hat – als er mit Pete zu Gosselin’s aufgebrochen ist; es ist die Stimme, die Henry in seiner Jugend hatte, die Stimme, mit der er zu Richie Grenadeau gesagt hat, sie würden ihn verpetzen, wenn er nicht aufhörte, und dass Richie und seine Freunde Pete nie einkriegen würden, denn der sei schnell wie der Wind.
    Ich kann nicht!, ruft er zurück, sich immer noch auf dem Boden windend. Er merkt, dass etwas anders geworden ist, immer noch anders wird, weiß aber nicht, was es ist. Ich kann nicht, er hat mir wieder die Hüfte gebrochen, dieses Schwein hat mir …
    Und dann wird ihm klar, was da mit ihm vorgeht: Der Schmerz verläuft umgekehrt. Es ist, als würde er einem Video beim Zurückspulen zusehen: Die Milch fließt aus dem Glas wieder hoch in die Tüte, die Blume, die durch das Wunder der Zeitrafferfotografie erblühen sollte, schließt stattdessen wieder ihren Kelch.
    Die Ursache hierfür wird ihm klar, als er an sich herunterschaut und die helle orangefarbene Jacke sieht, die er anhat. Es ist die Jacke, die ihm seine Mutter für seinen ersten Jagdausflug eigens bei Sears gekauft hat, den Jagdausflug, bei dem Henry einen Hirsch erlegt hat und sie alle gemeinsam Richie Grenadeau und seine Freunde zur Strecke gebracht haben, sie totgeträumt haben – sie haben es nicht gewollt, es aber trotzdem getan.
    Er ist wieder ein Kind, ein dreizehn Jahre alter Junge, und der Schmerz ist verschwunden. Und wieso sollte ihm auch irgendwas wehtun? Seine Hüfte wird ja erst in dreiundzwanzig Jahren gebrochen. Und dann geht ihm alles auf: In Wirklichkeit hat es nie einen Mr. Gray gegeben; Mr. Gray haust in dem Traumfänger und nirgendwo sonst. Er ist kein bisschen realer als der Schmerz in seiner Hüfte. Ich war immun dagegen, denkt er und steht auf. Der Byrus hat mir nichts anhaben können. Was ich da im Kopf

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