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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Mordspech. »Wie ich sehe, hatten Sie noch Zeit, etwas für mich zu basteln.«
    »Ja. Haben Sie denn wenigstens Ihr Hauptziel erreicht?« Kurtz wies mit einer Kinnbewegung zum Schachthaus hinüber.
    »Hab ihn erledigt«, bekam Owen heraus. Sein Mund war voller Blut. Er spuckte es aus, versuchte wieder einzuatmen und hörte die Luft stattdessen durch ein ganz neues Loch pfeifen.
    »Na dann, Ende gut, alles gut«, sagte Kurtz gutmütig. »Meinen Sie nicht auch?« Er setzte Owen vorsichtig den Papierhut auf. Das Zeitungspapier sog sich sofort mit Blut voll und färbte den Ufo-Artikel rot.
    Von irgendwo draußen über dem See erscholl wieder ein Schrei, vielleicht von einer der Inseln, die eigentlich Hügel waren und nun aus einer vorsätzlich überschwemmten Landschaft ragten.
    »Das ist ein Adler«, sagte Kurtz und tätschelte Owen die Schulter. »Schätzen Sie sich glücklich, Bursche. Gott hat Ihnen unseren Wappenvogel geschickt, auf dass er Ihnen …«
    Kurtz’ Kopf platzte in einem Nebel aus Blut, Gehirnmasse und Knochensplittern. Owen sah noch einen letzten Ausdruck in den blauen Augen mit den weißen Wimpern: absolute Fassungslosigkeit. Für einen Moment blieb Kurtz noch auf den Knien hocken, dann sackte er bäuchlings um. Hinter ihm stand Freddy, das Sturmgewehr immer noch im Anschlag, aus dessen Mündung es rauchte.
    Freddy, versuchte Owen zu sagen. Er bekam kein Wort heraus, aber Freddy las es ihm wohl von den Lippen ab. Er nickte.
    »Ich wollte es nicht, aber sonst hätte er das mit mir gemacht. Um das zu wissen, musste ich nicht groß seine Gedanken lesen. Nicht nach all den Jahren.«
    Machen Sie ein Ende, versuchte Owen zu sagen. Freddy nickte wieder. Vielleicht war bei Freddy doch noch ein bisschen was von dieser verdammten Telepathie übrig.
    Owen schwanden schon die Sinne. Gute Nacht, ihr süßen Ladys, gute Nacht, David, gute Nacht, Chet. Gute Nacht, süßer Prinz. Er legte sich in den Schnee zurück, und es fühlte sich an, als würde er sich in dem allerweichsten Daunenbett ausstrecken. Irgendwo leise in der Ferne hörte er wieder den Adler rufen. Sie waren in sein Revier eingedrungen, hatten im verschneiten Spätherbst seine Ruhe gestört, aber bald waren sie ja wieder fort. Dann hatte der Adler den See wieder ganz für sich allein.
    Wir waren Helden, dachte Owen. Das steht mal fest. Wir waren H…
    Den letzten Schuss hörte er nicht mehr.

30
    Es waren weitere Schüsse gefallen; jetzt war es wieder still. Henry saß neben seinem toten Freund auf der Rückbank des Humvees und überlegte, was jetzt zu tun war. Die Chancen, dass sie sich alle gegenseitig umgebracht hatten, standen schlecht. Und die Chancen, dass die Guten – halt stopp: der Gute – die Bösen umgelegt hatte, standen wohl noch schlechter.
    Nach diesem logischen Schluss bestand sein erster Impuls darin, den Humvee auf schnellstem Wege zu verlassen und sich im Wald zu verstecken. Dann schaute er in den Schneefall hinaus (Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder Schnee sehen will, dachte er ) und tat die Idee ab. Wenn Kurtz oder einer seiner Begleiter in der nächsten halben Stunde hier vorbeikam, wären Henrys Spuren immer noch sichtbar. Sie würden seiner Spur folgen und ihn letztlich abknallen wie einen tollwütigen Hund. Oder wie ein Wiesel.
    Dann besorg dir eine Waffe. Leg sie um, ehe sie dich umlegen.
    Das war schon eine bessere Idee. Er war kein Wyatt Earp, konnte aber schießen. Auf Menschen zu schießen war etwas ganz anderes, als auf Hirsche zu schießen, und man musste kein Klapsdoktor sein, um das zu wissen, aber bei klarer Sicht, das glaubte er, würde er diese Typen umnieten, ohne groß zu zögern.
    Er griff schon nach dem Türgriff, als er einen verblüfften Fluch, ein dumpfes Krachen und dann wieder einen Schuss hörte. Das war jetzt sehr nah. Henry nahm an, dass da jemand im Schnee ausgerutscht war und sich dann, als er auf dem Hintern landete, aus seiner Waffe ein Schuss gelöst hatte. Hatte sich das Schwein gerade selbst erschossen? War das zu viel gehofft? Würde das nicht einfach –
    Aber nein. Zu früh gefreut. Henry hörte ein leises Grunzen, als sich der Mann, der hingefallen war, wieder erhob und weiterging. Henry blieb keine Wahl. Er legte sich wieder auf die Rückbank, drapierte wieder (so gut es ging) Duddits’ Arme um sich und stellte sich tot. Er glaubte eigentlich nicht, dass diese Finte noch einmal ziehen würde. Die Bösen waren auf dem Hinweg – offensichtlich, denn er war ja noch am Leben –

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