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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Seine abscheulichen traubenförmigen Augen starrten Henry an. Wusste es, dass es da einen Ausgang, eine Notluke gab? Vielleicht schon. Und vielleicht verstand es auch, dass ihm ein baldiger Tod bevorstand, wenn es den Wagen verließ.
    Es bleckte die Zähne.
    Henry Devlin, der einmal wegen seines New-York-Times-Artikels Dem Hass ein Ende setzen von der Psychiatrischen Vereinigung der USA als besonders fürsorglich ausgezeichnet worden war, bleckte im Gegenzug nun ebenfalls die Zähne. Das tat gut. Dann zeigte er dem Wesen den Mittelfinger. Für Biber. Und für Pete. Auch das war ein schönes Gefühl.
    Als er das Gewehr hob, huschte das Wiesel – das vielleicht dumm war, so dumm aber nun auch wieder nicht – außer Sicht. Das war schon in Ordnung; Henry hatte nie vorgehabt, es durch die Fensterscheibe zu erschießen. Und es gefiel ihm, dass das Vieh jetzt dort auf dem Boden hockte. Rutsch noch ein Stückchen näher an den Tank ran, Schatz, dachte er. Henry schaltete auf automatisches Feuer und schickte eine ausgiebige Salve in den Benzintank.
    Der Krach war ohrenbetäubend. Ein schartiges Loch entstand, wo einmal der Tankstutzen gewesen war, aber sonst tat sich einen Moment lang nichts. So machen die das doch in den Hollywoodfilmen immer, dachte Henry, und dann hörte er ein leises, heiseres Flüstern, das schnell zu einem rauen Zischen anwuchs. Er ging zwei Schritte zurück, rutschte wieder aus und plumpste auf den Hintern. Dieser Sturz rettete ihm sehr wahrscheinlich das Augenlicht und vielleicht sogar das Leben. Das Heck von Kurtz’ Humvee explodierte nur Sekunden später, und große gelbe Flammen schlugen unter dem Wagen hervor. Die Hinterräder hoben sich aus dem Schnee. Glassplitter flogen durch den fallenden Schnee, glücklicherweise über Henrys Kopf hinweg. Dann kam die Hitze, und er kroch schnell weg, zog das Gewehr am Riemen hinter sich her und lachte wie ein Besengter. Es folgte eine zweite Explosion, und dann war die Luft erfüllt von wirbelnden, glühenden Schrapnellen.
    Henry erhob sich, indem er sich langsam an den Ästen eines Baums aufrichtete, als würde er eine Leiter hochsteigen. Dann stand er keuchend und lachend da; die Beine taten ihm weh, der Rücken tat ihm weh, und im Nacken hatte er ein eigenartiges Gefühl, als wäre dort etwas gerissen. Die hintere Hälfte von Kurtz’ Humvee war in Flammen gehüllt. Er hörte das Ding dort wütend kreischen.
    Er ging in weitem Bogen zur Beifahrerseite des lodernden Wagens und richtete das Gewehr auf das zerplatzte Fenster. So stand er für einen Moment da. Dann runzelte er die Stirn, und schließlich ging ihm auf, warum ihm das so blöde vorkam: Jetzt waren ja, bis auf die Windschutzscheibe, sämtliche Fenster des Humvees geplatzt. Er brach wieder in Gelächter aus. Was für ein Depp er doch war! Was für ein absoluter Blödhammel!
    In der Flammenhölle des Humvees sah er immer noch das Wiesel wie betrunken herumtorkeln. Wie viele Schuss hatte er noch im Magazin, sollte das Scheißvieh tatsächlich herauskommen? Fünfzig? Zwanzig? Fünf? Wie viele Patronen es auch waren, sie mussten reichen. Er würde nicht riskieren, zu Owens Humvee zu gehen und ein zweites Magazin zu holen.
    Aber das Vieh kam nicht heraus.
    Henry hielt noch fünf Minuten Wache und dehnte es dann auf zehn Minuten aus. Es schneite, und der Humvee brannte und schickte schwarzen Rauch zum weißen Himmel hoch. Henry stand da und dachte an den Festumzug bei den Derry Days, wie Gary U. S. Bonds New Orleans sang, und da kam der große Mann auf Stelzen, da kam der legendäre Cowboy, und wie aufgeregt Duddits gewesen war, er hatte wirklich auf der Stelle gehüpft. Er dachte an Pete, wie er immer am Schultor auf sie gewartet und dabei mit den Händen vor dem Mund so getan hatte, als würde er rauchen. Pete, der unbedingt Kapitän der ersten bemannten Marsexpedition der NASA hatte werden wollen. Er dachte an Biber und seine Motorradjacke, Biber mit seinen ewigen Zahnstochern, Biber, wie er Duddits Guten Abend, gute Nacht vorgesungen hatte, Biber, wie er Jonesy bei dessen Hochzeit umarmt und ihm gesagt hatte, er müsse jetzt für sie alle glücklich sein.
    Jonesy.
    Als sich Henry völlig sicher war, dass das Wiesel tot – verbrannt – war, ging er nachsehen, ob Jonesy noch am Leben war. Er setzte einerseits keine großen Hoffnungen darauf … stellte andererseits aber fest, dass er die Hoffnung auch noch nicht ganz aufgegeben hatte.

33
    Nur noch der Schmerz verband Jonesy mit der Welt, und

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