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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schnee gehüllt war und aussah wie Frosty, der Schneemann. »Komm, hilf mir, die Tür aufzubrechen. Wir müssen versuchen, ihm zu helfen.«
    Biber sah verängstigt und besorgt aus. Schnee schmolz auf seinen Wangen. »Ich weiß nicht. Der Typ im Hubschrauber hat was von Quarantäne gesagt. Was ist, wenn er irgendwas Ansteckendes hat oder so? Was ist, wenn die rote Stelle in seinem Gesicht …«
    Trotz seiner eigenen wenig wohlwollenden Haltung McCarthy gegenüber hätte Jonesy seinem alten Freund am liebsten eine gescheuert. Im vergangenen März hatte er selbst blutend in Cambridge auf der Straße gelegen. Was wäre gewesen, wenn ihn niemand hätte anrühren wollen, weil er ja vielleicht Aids haben konnte? Wenn sie sich geweigert hätten, ihm zu helfen? Wenn sie ihn dort hätten verbluten lassen, weil niemand Gummihandschuhe parat hatte?
    »Biber, wir sind ihm nahe gekommen. Wenn er etwas wirklich Ansteckendes hat, dann haben wir uns das wahrscheinlich längst geholt. Was sagst du jetzt?«
    Für einen Moment sagte Biber erst mal gar nichts mehr. Dann spürte Jonesy dieses Klicken in seinem Kopf. Für einen ganz kurzen Moment sah er den Biber, mit dem er aufgewachsen war, einen Jungen mit einer alten, abgewetzten Motorradjacke an, der schrie: He, hört auf! Hört sofort auf damit!, und da wusste er, dass alles gut werden würde.
    Biber trat einen Schritt vor. »He, Rick, mach doch auf. Wir wollen dir doch nur helfen.«
    Hinter der Tür blieb es still. Kein Schrei, kein Atemzug, nicht einmal ein Rascheln. Man hörte nur das stete Grammeln des Generators und den allmählich verklingenden Hubschrauberlärm.
    »Also gut«, sagte Biber und bekreuzigte sich. »Brechen wir das Scheißding auf.«
    Sie traten einen Schritt zurück und drehten die Schultern zur Tür, wie sie es bei Polizisten in Dutzenden Filmen gesehen hatten.
    »Bei drei«, sagte Jonesy.
    »Macht dein Bein das mit, Mann?«
    Jonesy hatte tatsächlich ziemliche Schmerzen im Bein und der Hüfte, das merkte er aber erst, als Biber es ansprach. »Ich bin fit«, sagte er.
    »Ja, und mein Arsch ist der Kaiser von China.«
    »Bei drei. Bist du bereit?« Und als Biber nickte: »Eins … zwei … drei. «
    Sie stürmten gemeinsam vor und prallten gegen die Tür, zusammen fast hundertachtzig Kilo hinter zwei eingezogenen Schultern. Die Tür gab mit absurder Leichtigkeit nach, und sie flogen ins Badezimmer, wo sie auf dem Blut auf den Fliesen ausrutschten.
    »Ach du Scheiße! «, sagte Biber. Seine rechte Hand fuhr zu seinem Mund, in dem dieses eine Mal kein Zahnstocher steckte, und hielt ihn zu. Seine Augen waren weit aufgerissen und feucht. »Ach du Scheiße!«
    Jonesy fehlten die Worte.

Kapitel 5
Duddits, Teil I

1
    »Lady«, sagte Pete.
    Die Frau im Dufflecoat sagte nichts. Lag auf der Plane voller Sägespäne und schwieg. Pete konnte eines ihrer Augen sehen, das ihn anstarrte oder durch ihn hindurch oder zum vermaledeiten Mittelpunkt des beschissenen Universums, wer wusste das schon. Richtig unheimlich. Zwischen ihnen knisterte das Feuer, fing jetzt richtig an zu brennen und etwas Wärme zu spenden. Henry war seit etwa einer Viertelstunde weg. In frühestens drei Stunden würde er zurück sein, schätzte Pete, in allerfrühestens drei Stunden, und das war eine lange Zeit, wenn man sie unter dem gruseligen Blick dieser Dame verbringen sollte, die guckte wie ein Auto.
    »Lady«, sagte er noch einmal. »Hören Sie mich?«
    Nichts. Aber einmal hatte sie gegähnt, und da hatte er gesehen, dass die Hälfte ihrer Zähne fehlte. Was war bloß mit ihr los? Und wollte er das eigentlich wirklich wissen? Die Antwort, das hatte Pete festgestellt, lautete einerseits ja und andererseits nein. Er war neugierig – Menschen sind nun einmal neugierig, dachte er –, gleichwohl interessierte es ihn aber überhaupt nicht – nicht, wer sie war, nicht, wer Rick war und was ihm widerfahren sein mochte, und auch nicht, wer »sie« waren. Sie sind wieder da!, hatte die Frau gekreischt, als sie die Lichter am Himmel gesehen hatte. Sie sind wieder da!
    »Lady«, sagte er zum dritten Mal.
    Keine Reaktion.
    Sie hatte gesagt, Rick sei als Einziger noch übrig, und dann hatte sie Sie sind wieder da gesagt und damit vermutlich die Lichter am Himmel gemeint, und seither hatte sie nur noch diese unerfreulichen Rülpser und Fürze von sich gegeben … und einmal gegähnt und die vielen Zahnlücken entblößt … und dann war da noch ihr unheimlicher Blick. Sie guckte wirklich wie ein Auto. Henry war

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