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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einfach nicht reißfest genug.
    Jonesy stand neben dem Schneemobil, schaute sich angestrengt um, fuhr sich mit den Händen durchs Haar (er hatte sich die Handschuhe nicht wieder angezogen und war jetzt schon so lange hier draußen, dass er kaum noch Gefühl in den Fingern hatte) und atmete große weiße Dampfschwaden aus.
    »Wo zum Henker? «, fragte er laut und schlug mit der Faust auf die Werkbank. Ein Stapel Schachteln mit Nägeln und Schrauben fiel um, und dahinter tauchte das Isolierband auf, eine dicke, breite Rolle. Er musste es ein Dutzend Mal übersehen haben.
    Er schnappte es sich, steckte es sich in die Manteltasche – wenigstens hatte er daran gedacht, den Mantel anzuziehen, auch wenn er sich nicht die Zeit genommen hatte, den Reißverschluss zu schließen – und wandte sich zum Gehen. Und in diesem Moment fing Biber an zu schreien. Seine Rufe waren leise, kaum hörbar gewesen, aber die Schreie hörte Jonesy problemlos. Sie waren laut, kräftig, schmerzerfüllt.
    Jonesy lief zur Tür.

8
    Bibers Mutter hatte immer gesagt, die Zahnstocher würden ihn eines Tages noch umbringen, aber so hatte sie sich das nicht vorgestellt.
    Dort auf dem Toilettendeckel sitzend, suchte Biber in der Brusttasche seines Overalls nach einem Zahnstocher, an dem er herumkauen konnte, aber es war keiner mehr da – sie lagen alle über den Boden verstreut. Zwei oder drei waren nicht im Blut gelandet, aber er hätte von der Toilette aufstehen müssen, um sie greifen zu können – hätte aufstehen und sich vorbeugen müssen.
    Biber haderte mit sich. Schön sitzen bleiben, hatte Jonesy gesagt, aber das Ding in der Toilette war ja bestimmt längst verschwunden; tauchen, tauchen, tauchen, wie es in den U-Boot-Kriegsfilmen immer hieß. Und auch wenn nicht, würde er seinen Hintern ja nur für ein, zwei Sekunden anheben. Sollte das Ding springen, dann konnte Biber sein ganzes Gewicht schnell genug wieder einsetzen und ihm dabei vielleicht den schuppigen kleinen Hals brechen (immer vorausgesetzt, es hatte überhaupt einen).
    Er schaute sehnsüchtig zu den Zahnstochern hinüber. Drei oder vier lagen so nah, dass er sie einfach hätte aufheben können, aber er wollte sich keinen blutigen Zahnstocher in den Mund stecken, und schon gar nicht, wenn er bedachte, woher das Blut kam. Und da war noch etwas. Dieses eigenartige flaumige Zeug, das in dem Blut wuchs, wuchs nun auch auf dem Fugenkitt zwischen den Fliesen – er sah es jetzt deutlicher als zuvor. Es wuchs auch auf einigen Zahnstochern … aber nicht auf denen, die nicht im Blut gelandet waren. Die waren weiß und sauber, und wenn er denn je im Leben den Trost gebraucht hatte, etwas im Mund zu haben, ein kleines Holzstäbchen, an dem er kauen konnte, dann jetzt.
    »Scheiß drauf«, murmelte der Biber, beugte sich vor und streckte die Hand aus. Seine ausgestreckten Finger reichten fast bis zum nächsten sauberen Zahnstocher. Er spannte die Oberschenkelmuskeln, und sein Hintern hob sich vom Toilettensitz. Seine Finger schlossen sich um den Zahnstocher – hab ich dich –, und genau in diesem Moment rammte etwas von unten gegen den Toilettendeckel, traf ihn mit beängstigender Wucht, schlug ihm den Deckel in die ungeschützten Eier und stieß ihn nach vorn. Biber packte in einem allerletzten Versuch, das Gleichgewicht zu wahren, den Duschvorhang, dessen Ringe aber mit metallischem Klick-Klack-Klonk von der Stange rissen. Seine Stiefel glitten auf dem Blut aus, und er stürzte bäuchlings zu Boden, als hätte er auf einem Schleudersitz gesessen. Hinter sich hörte er den Toilettendeckel mit solcher Wucht hochschlagen, dass der Spülkasten aus Porzellan davon brach.
    Etwas Feuchtes, Schweres landete auf Bibers Rücken. Etwas, das sich wie ein Schwanz oder ein Wurm oder ein muskulöser, gegliederter Greifarm anfühlte, schlängelte sich zwischen seine Beine und umschlang, fest wie eine Python, seinen ohnehin schon schmerzenden Sack. Biber schrie, hob das Kinn von den blutbeschmierten Fliesen (ein rotes Kreuzmuster blieb schwach darauf zurück), und die Augen traten ihm aus dem Kopf. Das Ding lag ihm wie eine lebende Teppichrolle feucht und kalt und schwer vom Genick bis runter ins Kreuz, und jetzt stieß es ein fieberhaftes, schrilles Kreischen aus, das sich anhörte wie von einem tollwütigen Affen.
    Biber schrie wieder, robbte Richtung Tür, kämpfte sich dann auf alle viere und versuchte, das Ding abzuschütteln. Das muskulöse Seil zwischen seinen Beinen quetschte kräftiger, und dann

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