Duddits - Dreamcatcher
spürte, wie es sich unter seinem Absatz wand, und verspürte für einen Moment reinen, ungebändigten Triumph, ehe sein überlastetes Knie endgültig aufgab, sein Bein wegknickte und die Bänder rissen.
Er stürzte auf die Seite und landete Gesicht an Gesicht mit Beckys tödlichem blindem Passagier. Dabei merkte er nicht, dass der Unterstand ins Wanken geraten war, dass sich der Pfosten, gegen den er das Vieh geschlagen hatte, langsam nach außen neigte. Für einen Moment war das primitive Gesicht des Wieselwesens nur fünf Zentimeter von Petes Gesicht entfernt. Sein brennender Leib zuckte und schlug gegen Petes Jacke. Seine schwarzen Augen kochten. Etwas so hoch Entwickeltes wie einen Mund hatte es nicht, aber als sich der Knoten oben an seinem Körper auflöste und die Zähne zeigte, schrie Pete es an – »Nein! Nein! Nein!« – und schleuderte es ins Feuer, wo es sich weiter wand und sein wildes, affenartiges Kreischen von sich gab.
Mit dem linken Fuß schob er das Ding weiter ins Feuer. Mit der Stiefelspitze erwischte er den sich schon neigenden Pfosten, der eben beschlossen hatte, das Dach noch etwas zu halten. Aber das war nun zu viel, und der Pfosten brach und stürzte mit dem halben Wellblechdach ein. Ein, zwei Sekunden später brach auch der andere Pfosten. Das restliche Dach fiel ins Feuer und ließ die Funken stieben.
Für einen Moment war es das. Dann fing das hingestürzte rostige Wellblech an, sich zu heben und wieder zu senken, als atmete es. Einen Augenblick später kroch Pete darunter hervor. Sein Blick war glasig. Er war kreidebleich vor Schreck. Der linke untere Ärmel seiner Jacke stand in Flammen. Pete glotzte ihn einen Moment lang an, während seine Beine noch bis zu den Knien unter dem eingestürzten Dach begraben lagen, hob seinen Ärmel dann vors Gesicht, holte tief Luft und blies das Feuer aus, das darauf brannte, als wäre es eine riesige Geburtstagstortenkerze.
Aus westlicher Richtung näherte sich das Surren eines Schneemobilmotors. Jonesy … oder was noch von ihm übrig war. Die Wolke. Pete glaubte nicht, dass sie ihm gnädig gesinnt war. Es war hier in Jefferson Tract nicht der Tag für Gnade. Er hätte sich verstecken sollen. Aber die Stimme, die ihm dazu riet, klang sehr fern und kam ihm unerheblich vor. Eines aber war schön: Er hatte so das Gefühl, dass er endlich mit dem Trinken aufgehört hatte.
Er hielt sich seine zerbissene rechte Hand vors Gesicht. Ein Finger war ab und steckte dem Ding vermutlich jetzt in der Kehle. Von zwei weiteren war nicht viel mehr als zerfetzte Sehnen übrig. Er sah das rötlich goldene Zeug schon aus den tiefsten Wunden wachsen – aus denen, die das Monster ihm geschlagen hatte, und der, die er sich selbst beigebracht hatte, als er auf der Suche nach dem Bier zurück in den Scout gekrochen war. Er hatte ein komisches juckendes Gefühl in der Hand, als nährte sich jetzt dieses Zeug, was auch immer es war, von seinem Fleisch und Blut.
Mit einem Mal dachte Pete, er könne gar nicht schnell genug sterben.
Das Rattern der Maschinengewehre im Westen war verklungen, aber es war da drüben noch nicht alles vorbei, noch längst nicht. Und als hätte dieser Gedanke es heraufbeschworen, übertönte eine mächtige Explosion alles andere, auch das wespenhafte Summen des näher kommenden Schneemobils. Alles, bis auf das rege Kribbeln in seiner Hand. In seiner Hand ließ dieses widerliche Zeug es sich schmecken, genau wie der Krebs, der seinen Vater umgebracht hatte, indem er sich den Magen und die Lunge des alten Mannes hatte schmecken lassen.
Pete fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und bemerkte dort mit einem Mal Lücken.
Er schloss die Augen und wartete ab.
Teil 2
Die Grauen
Ein Geist kommt aus dem Unbewussten
An meine Schwelle getappt: Er will, stöhnt er, wiedergeboren werden!
Die Gestalt da hinter mir ist nicht mein Freund;
Die Hand auf meiner Schulter wird zu Horn.
THEODORE ROETHKE
Kapitel 10
Kurtz und Underhill
1
Im Einsatzgebiet gab es lediglich einen kleinen Bier- und Jagdbedarfsladen, der Gosselin’s Country Market hieß. Kurtz’ Cleaner trafen dort ein, als es eben anfing zu schneien. Als Kurtz dann um halb elf selber kam, rückten auch schon die ersten Hilfstruppen an. Sie bekamen die Lage allmählich in den Griff.
Der Laden hieß jetzt Blue Base. Den Kuhstall, den daran angrenzenden Schuppen (baufällig, aber er stand noch) und den Pferch davor hatte man Blue Holding getauft und zu einem Lager umfunktioniert. Die ersten
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