Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
»aventiuren«
und zählt etwa 2400 Strophen.
Inhalt Das Nibelungenlied berichtet von der Pracht höfischen Lebens, aber auch von blutigen Schlachten. Erzählt wird von Liebe und
Tod, von Treue und gnadenloser Rache. Der düstere Gedanke, dass
alle Freude im Leid endet, durchzieht das Werk.
Am burgundischen Hof in Worms herrscht König Gunther; die
schöne Kriemhild ist seine Schwester. Siegfried, Königssohn aus
Xanten am Niederrhein und ein berühmter Held, kommt, um um sie
zu werben. Hagen von Tronje, ein Gefolgsmann Gunthers, erzählt
von Siegfrieds Heldentaten, wie er mit seinem Schwert Balmung einen gewaltigen Schatz aus Edelsteinen und Gold, den Nibelungenhort, erwarb, dem Zwerg Alberich die unsichtbar machende Tarnkappe abgewann, einen Drachen tötete und sich durch das Bad in
dessen Blut unverwundbar machte.
Als Gunther auf Brautwerbung zur schönen und starken Königin
Brünhild nach Island zieht, nimmt er Siegfried als Gefährten mit,
dem er dafür Kriemhild als Braut verspricht. Die walkürenhafte
Brünhild will nur denjenigen ehelichen, der sie im Kampf bezwingt.
Siegfried verhilft Gunther mit seiner Tarnkappe zum Sieg. Nach
einer unerfreulichen Hochzeitsnacht, in der sich Brünhild ihres Gatten erfolgreich erwehrt, indem sie ihn fesselt und an einen Haken an
der Wand hängt, springt Siegfried abermals unerkannt ein.
Am burgundischen Hof kommt es zwischen Kriemhild, inzwischen die Frau von Siegfried, und der neuen Königin Brünhild zum
Streit, u. a. darum, wer von beiden beim Eintritt ins Wormser Münster den Vortritt habe. Die wütende Kriemhild klärt Brünhild darüber auf, wer in Wahrheit ihr erster Mann gewesen ist. Brünhild ist
verzweifelt und bittet Hagen um Beistand. Dieser überzeugt Gunther
von der Notwendigkeit, Siegfried zu töten, da er zu mächtig werde.
Hagen bringt Kriemhild - unter dem Vorwand Siegfried schützen
zu wollen - dazu, dessen einzige verwundbare Stelle auf seiner Kleidung mit einem Kreuz zu markieren, denn dort, wo während des
Bades im Drachenblut zwischen seinen Schultern ein Lindenblatt
seine Haut bedeckte, ist Siegfried verletzbar. Während einer Jagdpartie ersticht Hagen Siegfried hinterrücks, als dieser waffenlos an
einem Quell trinkt.
Kriemhild erkennt, dass Hagen der Mörder ihres Mannes ist, und
schwört Rache. Hagen raubt ihr den Nibelungenhort, damit sie ihn
nicht zur Rache nutzen kann, und versenkt ihn im Rhein. Damit endet der erste Teil (aventiure 1-19).
Im zweiten Teil (aventiure 20-39) wirbt Etzel, König der Hunnen,
um die verwitwete Kriemhild. Obwohl von Hagen vor den Folgen
gewarnt, stimmt Gunther der erneuten Heirat seiner Schwester zu.
Nun kann Kriemhild ihre Rache vollziehen. Sie lädt den Bruder und
seine Gefolgsmannen zu sich ein. Auf dem Weg ins Hunnenland erfährt Hagen durch eine Prophezeiung, dass es eine Reise in den Untergang ist.
Am Hof Etzels wird ein großes Fest gegeben. Dies nutzt Kriemhild zum Angriff auf ihre Verwandten, die Burgunden (jetzt auch
Nibelungen genannt), durch von ihr bestochene Hunnen. Im Saal
tötet Hagen den jungen Königssohn Ortlieb. Kriemhild lässt den
Saal anzünden. Es kommt zu einem Gemetzel, das nur Hagen und
Gunther überleben. Kriemhild fordert von Hagen den Hort zurück,
er antwortet ihr, dass ihn der Eid binde, solange Gunther lebt. Daraufhin lässt sie ihren Bruder töten. Eben dies hat Hagen bezweckt,
denn nun weiß nur noch er, wo der Hort versteckt ist, und er wird es ihr niemals verraten. Rasend vor Wut schlägt ihm Kriemhild den
Kopf ab. Daraufhin wird sie von Hildebrand, dem alten Waffenmeister, getötet.
Entstehung Das Nibelungenlied entstand vermutlich im Donauraum zwischen Passau und Wien. Es fasst Stoffe der Völkerwanderungszeit (4.-6. Jahrhundert), die über Jahrhunderte mündlich überliefert wurden, zusammen. Teilstücke wie das Lied von Siegfried
dem Drachentöter und das Gudrunlied (Brünhild) finden sich auch
in der nordischen Lieder-Edda.
Das Nibelungenlied mischt Altes und Zeitgenössisches auf vielfältige Weise und formt seine Teile zu einem in sich stimmigen Gesamtepos.
Wirkung Bis zu seiner Wiederentdeckung und Übertragung ins
Neuhochdeutsche durch den Schweizer Schriftsteller und Philosophen Johann Jakob Bodmer (1698-1783) war das Nibelungenlied verschollen. Danach erhielt es rasch den Rang eines deutschen Nationalepos. Die Romantiker begeisterten sich ebenso dafür wie der
Komponist Richard Wagner (Der Ring des Nibelungen, UA
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