Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur

andererseits als Homo
oeconomicus erscheinen, den Prototyp des aufstrebenden Unternehmers und Kolonisators des 18. Jahrhunderts.

    Die Ähnlichkeit mit einem puritanischen Seelentagebuch (spiritual autobiography) lässt auch eine religiöse Interpretation des
Werks zu. Robinson führt ein Inseltagebuch, in dem er auf der Suche nach dem Sinn seines Schicksals seine Bekehrung zum Glauben
schildert. Nicht zuletzt führt Robinson Crusoe als zentrales Thema
vor Augen, dass der Mensch mithilfe von Gottvertrauen, Ausdauer,
Tat- und Willenskraft Widerstände der Natur überwinden kann.
    Defoe schrieb mit den Weiteren Abenteuern des Robinson Crusoe
(1719) und Ernstlichen und wichtigen Betrachtungen des Robinson
Crusoe, welche er bei den erstaunungsvollen Begebenheiten seines Lebens gemacht hat (1720) zwei Fortsetzungen des Romans. Die erste
beschreibt Robinsons Rückkehr auf die Insel, in der zweiten, weitgehend unbekannten Fortsetzung setzt Defoe die Inselerfahrungen
Robinsons in gleichnishaften Bezug zu seinem eigenen Leben.
    Autoren wie Joachim Heinrich Campe, Jules Verne, Robert Louis
Stevenson und Johann David Wyss ließen sich von Robinson Crusoe inspirieren. Das Werk erfuhr zahlreiche Nachahmungen, ebenso
entwickelten sich die sogenannten Robinsonaden, von denen Die Insel Felsenburg (1731-43) von Johann Gottfried Schnabel am bekanntesten ist.
    Robinson Crusoe wurde mehrfach verfilmt, u. a. 1975 von Jack
Gold unter dem Titel Freitag und Robinson (in den Hauptrollen: Peter
O'Toole, Richard Roundtree) und 1997 von Rod Hardy und George
T. Miller (in den Hauptrollen: Pierce Brosnan, William Takaku).

     

englischer Schriftsteller 1 *30.11.1667 Dublin 1 t19.10.1745 in Dublin 1
1682 Beginn des Studiums der Theologie in Dublin 11689 Übersiedlung
nach England 1 ab 1699 als Geistlicher tätig in Irland

    Jonathan Swift, dessen Werk neben Gullivers Reisen auch Gedichte
und zahlreiche politische und religiöse Schriften umfasst, gilt als der
bedeutendste englischsprachige Satiriker des 18. Jahrhunderts.
    Als Sohn englischer Eltern in Irland geboren, wuchs Swift unter
der Obhut eines Onkels in Dublin auf. 1689 ging er nach England,
wo er als Sekretär bei Sir William Temple, einem erfolgreichen Diplomaten und Essayisten, in Farnham (Surrey) beschäftigt war. In Oxford nahm Swift sein 1682 am Trinity College in Dublin begonnenes
Theologiestudium wieder auf. 1695 erhielt er die Priesterweihe, arbeitete jedoch weiterhin in seiner Sekretärstellung bei Temple, bis
dieser 1699 starb.
    1702 erhielt Swift, der inzwischen als Vikar in der Nähe von Belfast tätig war, den Grad eines Doktors der Theologie. Die folgenden
Lebensjahre Swifts wurden zunehmend von seinem politischen Engagement für die konservativen Torfes bestimmt. In dieser Zeit entstanden erste satirische Schriften.
    Der Verfall der Toryregierung und der Machtwechsel nach dem
Tod der Königin Anna 1714 sollten die Hoffungen von Swift auf ein
hohes kirchliches Amt in England vereiteln. Als Dekan des St.-Patricks-Doms in Dublin verbrachte er den Rest seines Lebens vorwiegend in Irland.
    In seinen ironischen Schriften prangerte er soziale Missstände, Unaufrichtigkeit und Korruption in der Politik an. Mit den Tuchhändler-Briefen (1724), in denen er sich für die Unabhängigkeit Irlands
einsetzte und damit ein Bewusstsein irischer Identität literarisch formulierte, wurde Swift 1724 zum Nationalhelden.

    Gullivers Reisen OT Travels into Several Remote Nations
of the World 1 OAi726 1 Deutschsprachige Erstausgabe1728 1
Form Roman 1 Epoche Aufklärung
    Mit seinem 1726 erschienenen Roman Gullivers Reisen schuf Jonathan Swift einen Klassiker der englischen Literatur und eines der
meistgelesenen Bücher der Welt. Dass Gullivers Reisen in gekürzter
und redigierter Fassung auch zu einem Kinderbuchklassiker wurde,
ist auf die Märchenhaftigkeit der mit großer Fantasie entwickelten
Geschichten zurückzuführen, täuscht jedoch über den abgründig
satirischen Charakter des Werkes hinweg.
    Inhalt Der Roman erzählt in vier Büchern von den abenteuerlichen Reisen des englischen Schiffsarztes Lemuel Gulliver. Im ersten Buch bricht Gulliver 1699 zu einer Schifffahrt in die Südsee au£
Nach einem Schiffbruch rettet er sich an den Strand der Insel Liliput.
Während er schläft, wird er von den Bewohnern Liliputs, die um ein
Vielfaches kleiner sind als er, gefesselt. Gullivers Aufgeschlossenheit
für die Gepflogenheiten seiner Gastgeber und seine