Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
Recht und damit
um seine verletzte Menschenwürde kämpft, lag eine reale Begebenheit aus der Zeit um 1530-40 zugrunde.
Inhalt Kleists Kohlhaas spielt um die Mitte des 16. Jahrhunderts in
Brandenburg und Sachsen. Der Pferdehändler Michael Kohlhaas gerät in einen Rechtsstreit mit dem Junker Wenzel von Tronka, der widerrechtlich zwei Pferde von ihm einbehält und sie zugrunde richtet. Kohlhaas' Anrufung der Gerichte bleibt infolge der Intrigen von
Tronkas Verwandten erfolglos. Als letztes Mittel versucht Kohlhaas,
sein Recht durch Rebellion zu erlangen. Nach seinem Überfall auf
Tronkas Burg und auf Wittenberg, wo Tronka sich versteckt hält,
vermittelt Martin Luther einen Kompromiss mit dem Kurfürsten
von Sachsen, an den sich zwar Kohlhaas, nicht aber der Kurfürst hält.
Schließlich geht der Fall an Kohlhaas' Landesherrn, den Kurfürsten
von Brandenburg, der einerseits der Klage gegen Tronka stattgibt,
andererseits aber Kohlhaas wegen Aufruhr zum Tod verurteilt. Kurz
vor seiner Hinrichtung vernichtet der Pferdehändler vor den Augen
des Kurfürsten von Sachsen einen ihm einst übergebenen Zettel, auf
dem eine für den Kurfürsten bedeutsame Prophezeiung steht.
Kleist beginnt seine in weiten Teilen wie eine Chronik erzählte
Geschichte mit einem den Konflikt zusammenfassenden Paradoxon: Er stellt Kohlhaas als einen der »rechtschaffensten« und zugleich »entsetzlichsten Menschen seiner Zeit« vor. Die Handlung
zeigt dann, wie aus einem Mann, der das erlittene Unrecht als Verstoßung aus der Staatsgemeinschaft und Verletzung der Würde aller
Menschen erlebt, ein Mordbrenner wird, weil er das (Natur-)Recht
in Anspruch nimmt, gegen Willkür und eine in Unordnung geratene
Welt Widerstand zu leisten. Dass es dabei um mehr als nur recht liche Aspekte geht, macht der symbolhafte Vorname deutlich, den
Kleist seinem Helden gab (der historische Kohlhaas hieß Hans) und
der an den Erzengel Michael erinnert, der den Satan bekämpfte.
Die Novelle ist in mehrere Abschnitte und Szenen unterteilt, die
spiegelbildlich zueinanderstehen und Wechselbeziehungen von Täter und Opfer sowie von Schuld und Unschuld thematisieren. Dem
ersten Teil, in dem Kohlhaas mit seiner berechtigten Klage auf allen legalen Wegen scheitert und zum Justizopfer wird, steht der Teil
gegenüber, in dem er seine Sache in die eigene Hand nimmt, den
sich anfangs so selbstherrlich gebenden Junker verfolgt und dessen
Fluchtorte niederbrennt.
Im Schlussteil werden Kohlhaas und der Kurfürst von Sachsen
gegenübergestellt: Während der Kurfürst daran zerbricht, nicht in
den Besitz der Prophezeiung gelangen zu können, gewinnt Kohlhaas
seine Autonomie - wenn auch um den Preis des Todes - zurück; und
seinen Söhnen winkt der gesellschaftliche Aufstieg.
Wirkung Michael Kohlhaas ist unter den Novellen von Kleist diejenige, die mit ihrem strengen formalen Aufbau und ihrer vertieften Figurengestaltung den größten Einfluss auf die Entwicklung der
deutschen Novellistik ausübte. Die Vielschichtigkeit des Textes zog
vielfältige Deutungen - rechtstheoretische, religiöse, psychologische,
soziale - sowie die unterschiedlichsten Vereinnahmungen nach sich.
Von Nationalisten als Inbegriff des Preußentums oder Verkörperung
»deutschen Rechtsgefühls« angesehen, galt Kohlhaas der Linken als
Revolutionär bzw. als Vorkämpfer einer gerechten Weltordnung.
deutscher Schriftsteller 1 *26.1.1781 in Berlin 1 t21.1.1831 in Wie persdorf 1 Studium der Naturwissenschaft und Mathematik 1 Bekanntschaft
mit Brentano 18oi 1 1811 Heirat mit Bettina von Arnim (Schwester
Brentanos)
Brentano, Clemens
deutscher Schriftsteller 1 *9.9.1778in Ehrenbreitstein 1128.7.1842
in Aschaffenburg 1 Studium der Medizin 1 ab 18oo verstärkt literarisch
tätig 11817 Entsagung der Literatur
Jünger als die erste (»Jenaer«) Romantikergeneration, waren Achim
von Arnim und Clemens Brentano von deren Dichtungen begeistert.
Anstelle der Wiedererweckung des Hochmittelalters wandten sie sich
jedoch dem Sammeln »alter deutscher Lieder« zu. Der preußische
Student Arnim und der studierte Kaufmannssohn Brentano aus italienischer Familie lernten sich 1801 in Göttingen kennen und unternahmen im Folgejahr eine Rheinreise. 1804-06 arbeiteten sie an Des
Knaben Wunderhorn. Daneben gab Arnim in Heidelberg seine kurzlebige Zeitung für Einsiedler heraus, zu der auch Brentano beitrug.
Brentano hatte eine kaufmännische Lehre beendet und ein Medizinstudium
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