Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
lateinischen Literatur und wurde ab der Renaissance zum Vorbild aller
europäischen Hirtendichtung. Das hexametrische Epos Landleben
(entstanden ca. 37-29 v Chr.), das in der Nachfolge von Hesiod und
Lukrez (um 97-55 v. Chr.) steht, ist im Kern kein Lehrgedicht über
den Landbau, sondern vielmehr ein Leitbild für die durch Bürgerkriege entwurzelte Gesellschaft. 29-19 V. Chr. arbeitete Vergil an seinem Hauptwerk, dem Epos Aeneis.
Die Aeneis ist das Hauptwerk von Vergil sowie eines der bedeutendsten Werke der lateinischen Dichtkunst. Es zeichnet sich durch
die hohe Sprachkunst, die seelische Durchdringung der Gestalten,
den ausgewogenen Aufbau und die tiefgründige theologische Geschichtsdeutung aus. Schon kurz nach seiner Entstehung wurde es
zur Pflichtlektüre eines jeden römischen Schülers erhoben.
Entstehung Nach intensiven Studien der Texte Homers und hellenistischer Epiker sowie der Werke von Gnaeus Naevius (um 270
bis um 201 v. Chr.), Quintus Ennius (239-169 v. Chr.), Marcus Porcius Cato (234-149 v. Chr.) und Lukrez begann Vergil die Arbeit an
der zuerst als Prosatext angelegten Aeneis. Die Aeneassage war zuvor von Naevius im Bellum Punicum und von Ennius in den Jahrbüchern literarisch gestaltet worden. Vergils Aeneis steht in der Nachfolge von Homer. Aufgrund des frühen Todes von Vergil blieb das
Werk jedoch unvollendet. Das »Nationalepos« der Römer wurde sogleich nach Vergils Tod gegen seinen ausdrücklichen Willen auf Befehl des Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) veröffentlicht.
Inhalt Vergil schildert in zwölf Büchern das Schicksal des Aeneas
von der Eroberung Trojas bis hin zum Sieg über den italischen Rutulerfürsten Turnus. Die ersten sechs Bücher handeln von den Irrfahrten des Aeneas bis kurz vor der Landung in Latium. Darunter
findet sich die Episode mit der phönizischen Prinzessin Dido, der er
nach einem Sturm auf hoher See in Karthago begegnet. Die Liebesgeschichte endet tragisch durch den Selbstmord Didos, nachdem
Aeneas seine Weiterreise beschlossen hat.
Die folgenden sechs Bücher enthalten, wie die Ilias des Homer,
Schilderungen von Kämpfen. Sie enden mit der Niederwerfung der
Gegner, die die Ansiedelung der Fremden vereiteln wollten; der Weg für die Gründung der Stadt Lavinium ist nun frei. Von hier aus soll
die Stadt Alba Longa, dann Rom selbst gegründet werden, das unter
der Regierung der julischen Familie und in der Friedensherrschaft
des Aeneas-Nachfolgers Augustus einem goldenen Zeitalter entgegenschreitet; Kaiser Augustus gehörte infolge der Adoption durch
Caesar zum julischen Geschlecht, das seine Abstammung auf Venus, die Mutter des Aeneas, zurückführte. An zwei Stellen bezieht
sich Vergil ganz deutlich auf das Imperium Augusti: Bei dem Abstieg des Aeneas in die Unterwelt mit der Heldenschau
(BuchVI) und der Schildbeschreibung (BuchVIII) wird das Reich des Prinzeps Augustus als die Erfüllung des vom Schicksal bestimmten Verlaufs der römischen Geschichte dargestellt. Die Verherrlichung des
Augustus in der Aeneis ist offensichtlich und lässt das Werk weniger als Heldenepos, sondern vielmehr als ein vaterländisches, religiös-politisches Epos erscheinen, das sich an der Neuordnung des
Reichs durch Augustus orientiert und auf die künftige Größe des römischen Volks hindeutet.
Wirkung Das Werk fand schon zu Lebzeiten des Dichters höchste
Bewunderung. Vergil wurde in der antiken Welt fortan zum großen Vorbild für alle Dichtung. Die Nachwirkung Vergils reicht von
der Renaissance bis in die Neuzeit. Der tragische Dido-Stoff, der die
Liebe des Aeneas zur karthagischen Königin Dido thematisiert, auf
die er zugunsten seines Schicksalsauftrags verzichtet, fand Eingang
in Malerei, Oper und Drama.
Ovid ist neben Vergil einer der wirkungsmächtigsten römischen
Dichter. Schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit, zählt er heute aufgrund seiner poetisch meisterhaften Darstellung von Stoffen aus
Erotik und Mythologie zu den Klassikern der Weltliteratur.
Der aus einer wohlhabenden Familie stammende Ovid genoss
eine rhetorische Ausbildung in Rom und Athen. Er unternahm Bildungsreisen nach Sizilien und Kleinasien. Nach kurzer Tätigkeit in
einem Amt gab er seine politische Laufbahn zugunsten der Dichtkunst auf. Nachdem er ab etwa 20 V. Chr. in Rom als Dichter gefeiert wurde, traf ihn das Schicksal der Verbannung: Kaiser Augustus
schickte ihn B. n. Chr. vermutlich infolge eines Sittenskandals im Zusammenhang mit der Kaiserenkelin
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