Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
Bösen gegenüber Gott war. In dessen
Lehre angelegte Widersprüche führten Augustinus zum Skeptizismus der mittleren Akademie, die sich im Wesentlichen auf Sokrates
berief und ein wissendes Nichtwissen proklamierte.
386 bekehrte sich Augustinus zum christlichen Glauben, wurde
im Jahr darauf getauft und kehrte nach Afrika zurück. 391 wurde er
zum Priester und 395 zum Bischof von Hippo Regius geweiht; er betrieb intensive Bibelstudien und publizierte umfangreich. Sein überliefertes schriftstellerisches Werk umfasst 113 Bücher, 218 Briefe und
nahezu looo Predigten. Die Bekenntnisse (397/98) zählen heute zu
seinen populärsten Schriften. Mit dem apologetischen Werk Über
den Gottesstaat (414-426) legte er sein Hauptwerk vor, den ersten
groß angelegten Entwurf einer christlichen Geschichtsphilosophie.
Aurelius Augustinus gehört - neben Ambrosius (339-397), Gregor 1. (540-603) und Hieronymus (342-420) - zu den lateinischen
Kirchenvätern, die die Lehre der römisch-katholischen Kirche nachhaltig prägten.
OT Confessiones 1 Entstehungszeit um 400 1 Erstausgabe vor1470 1 Deutschsprachige Erstausgabe 1672 (652Seiten) 1
Form Autobiografie 1 Epoche Christlich-römische Spätantike Bekenntnisse
Die Bekenntnisse von Augustinus schildern den Kampf zwischen
den körperlichen und geistigen Dimensionen des Menschen. Sie
sind Ausdruck der Auseinandersetzung einer faszinierenden Person
mit sich selbst und ihrer Biografie, die dem Leser zugleich Wegweiser zu Gott sein soll. Es ist die Geschichte einer Bekehrung, fesselnd
in ihrer Suche nach Ruhe und absoluter Wahrheit, erschreckend in
der konsequenten Ablehnung des körperlichen Menschen.
Entstehung Die Bekenntnisse zeugen von einer Epoche, die man
als »Zeitalter der Angst« bezeichnet hat. Die römische Welt versank:
Bereits in zwei Teile gespalten, wurde Rom von wandernden Völkern angegriffen, im Jahr 410 von den Goten erobert. Um 400 zogen die Vandalen durch römische Provinzen und eroberten 438 Karthago. Der christliche Glaube war Staatsreligion geworden und hatte
den Kaiserkult abgelöst. Die Strukturen des Römischen Reiches waren einem tief greifenden Wandel unterzogen; historisch kann vom
Ende der Antike gesprochen werden. Mit Augustinus beginnt die
Geistesgeschichte des christlichen Mittelalters, die in den Bekenntnissen ihren exemplarischen Ausgangspunkt erhält.
Inhalt Augustinus beginnt mit harscher Kritik an den Bildungsinhalten, die er in der Schule erlernte, die ihn aber nur von Gott entfernten. Ebenso scharf geht er mit sinnlichen und körperlichen Vergnügungen ins Gericht. Ausführlich beschreibt er seine fehlgeleitete
Leidenschaft, die er auf körperliche Genüsse und materiellen Reichtum zurückführte, anstatt sie als eine Sehnsucht nach Gott zu verstehen. Mit Verachtung schildert er seine Jugendzeit voller Irrtümer,
Vergehen und Sünden, berichtet von seinem geistigen »Irrweg« zur
heidnischen Philosophie und zum Manichäismus.
Über die Lehren Platons kommt Augustinus zu Paulus und zur Einsicht Gottes. »Nimm und lies«, fordert ihn im B. Buch eine
Stimme auf. Er greift zum Römerbrief und wird von der zweifelsfreien Einsicht übermannt. In einem Akt der Erleuchtung begreift er
Gott als das Zentrum seiner Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte.
Zunächst nur eingestreut finden sich knappe Bestimmungen fundamentaler philosophischer Begriffe wie des Schönen. Nach der
Schilderung seiner Bekehrung bestimmen diese theologisch-philosophischen Spekulationen und Reflexionen die weiteren Bücher.
Augustinus entwirft darin eine Theorie des Geistes, der Sinne und
des Gedächtnisses sowie eine Auslegung der Genesis. Berühmt ist
die Abhandlung über die Zeit im ll. Buch.
Aufbau Die Bekenntnisse sind eine Mischung aus verzweifelter
Anrufung Gottes, philosophisch-theologischer Spekulation und Autobiografie. Die 13 Bücher richten sich an Gott, schildern den stilisierten Werdegang des Verfassers so, dass der Leser sich darin wiederfinden kann.
Wirkung Die Schriften des Augustinus haben das christliche
Abendland zutiefst geprägt; durch seine Verbindung von philosophischer Reflexion und christlichem Glauben kann er als Vater der
Theologie gelten. Mit den Bekenntnissen schuf er das Genre der Autobiografie; er prägte eine Literaturform, die den eigenen Werdegang reflektiert, das Individuelle mit dem Allgemeinen verbindet
und damit dem Leser Anleitung zur Selbstreflexion gibt. Bereits zu
Lebzeiten, im Mittelalter, in der
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