Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
Julia der Jüngeren an die Grenzen des Römischen Reichs, nach Tomis am Schwarzen Meer. Trotz
seiner Bittschreiben nach Rom wurde Ovid keine Begnadigung zuteil, sodass er bis an sein Lebensende im Exil bleiben musste.
Das (Euvre Ovids gliedert sich in drei Phasen: eine der Liebesdichtung verschriebene Frühphase, eine Phase der Großwerke mit
den epischen Metamorphosen (250 Verwandlungssagen) und dem
elegischen Festkalender (5-8 n. Chr.) sowie die Spätphase der Exildichtung. Schon sein erstes Werk Liebeslieder (ab 23 v. Chr.), eine
Sammlung von Elegien, in deren Mittelpunkt er die fiktive Geliebte
Corinna stellte und in denen er als witziger, genießender, triumphierender Liebhaber erscheint, verhalf Ovid zu Berühmtheit. Zu den
erotischen Werken zählen neben Liebesliedern die Dichtungen Liebeskunst (um 1 v. Chr. bis 1 n. Chr.) und Heldenbriefe (20-10 v. Chr.)
sowie die Heilmittel gegen die Liebe (1 n. Chr.).
Im Exil schrieb Ovid seine Spätwerke, die im elegischen Versmaß
gehaltenen fünf Bücher Klageelegien (8-12 n. Chr.) und die vier Bücher Briefe vom Pontos (12-16 n. Chr.). Die in der Antike gerühmte
Tragödie Medea ist verloren.
Ovid war der letzte große römische Elegiker, dessen Witz, schöpferische Fantasie sowie die hervorragende Beherrschung der lateinischen Sprache sein Werk auszeichnen, das noch heute nichts von
seinem Reiz eingebüßt hat.
Metamorphosen OT Metamorphoseon libri 1 Entstehungszeit
um 1-8 n.Chr. 1 Erstausgabe 1471 1 Deutschsprachige Erstausgabe
Form Episches Sagengedicht 1 Epoche Römische Antike
Die Metamorphosen zählen neben der Aeneis von Vergil zu den
bedeutendsten mythologischen Großepen der Antike. Die rund
250 Verwandlungssagen aus der griechischen und italischen Mythologie, die ein weites Spektrum von Göttern, Menschen, Tieren und
Pflanzen umfassen, vermitteln auf lebendige Weise die Welt des Mythos.
Inhalt Ovid beginnt mit den Mythen der Urzeit, der Weltschöpfung, Götterversammlung und Sintflut, befasst sich im zweiten
Hauptteil mit Götter- und Heroensagen (Jupiter, Apollo, Perseus,
Theseus, Herkules etc.), behandelt den Sagenkreis um den Trojanischen Krieg, nimmt sich italischer Mythen an (Aeneas-Sage und altitalischer Sagenhistorien) und gelangt mit der Apotheose des Augustus, die den krönenden Abschluss des Werks bildet, zu seiner eigenen
politisch-historischen Gegenwart.
Ovid stellt die Menschen einfühlsam und differenziert dar, Ironie
und Witz blitzen auf. Bisweilen wählt er auch eine erotische Präsentation. Mit der Verwandlung in Tier, Baum, Quelle oder Stern lässt
er eine umfassende vegetabilisch-animalische Allnatur aufscheinen.
Literaturgeschichtlich ist zu bemerken, dass in den Metamorphosen die alte mythische Tradition aufgehoben wird, indem Ovid den
Mythos säkularisiert erscheinen lässt und auf die neutrale Ebene einer poetisch-symbolischen Stoffwelt hebt. Das antike Epos hat hier
seine religiös-kultische Funktionalität verloren. Die Menschen wer den ausschließlich von psychischen Kräften wie Liebe, Sehnsucht
und Willen gesteuert. Natur, Gesetz oder Sitte bilden den Rahmen
ihres Lebens.
Aufbau Das Werk umfasst i5 Bücher zu je 70o bis 90o Hexameterversen. Ovid reiht etwa 250 Verwandlungssagen aneinander, beginnend mit der Entstehung der Welt aus dem Chaos bis zum Anfang
der imperialen Ordnung der augusteischen Epoche. Die kunstvolle
Grundidee Ovids, Erzählungen des alten Mythos anhand des Verwandlungsmotivs aneinanderzureihen, entsprach der hellenistischen Lyrik. Die Gelehrsamkeit der Vorbilder ließ Ovid dabei zugunsten des eigenen leichten und spielerischen Stils zurücktreten.
Wirkung Die Metamorphosen haben auf die bildende Kunst und
die spätere Dichtung seit zwei Jahrtausenden beträchtlichen Einfluss
ausgeübt. In der römischen Kaiserzeit wurde Ovid viel gelesen und
nachgeahmt. Die Metamorphosen übertrugen mythologische Bildung von der Antike über das abendländische Mittelalter bis in die
Renaissance und das Zeitalter des Rokoko und wirken mit ihren Motiven bis heute fort.
Im Mittelalter wurde Ovid nach Vergil am meisten geschätzt.
Dante Alighieri stellte Ovid neben Homer und Horaz. Noch die heutige mythologische Überlieferung gründet sich auf das Werk Ovids.
So wird der mythische Begriff des »Chaos« allgemein im Sinne der
Metamorphosen verwendet. Viele der bekanntesten mythologischen
Bildungsinhalte wurden maßgeblich durch Ovid tradiert wie die
Flut des Deukalion, die Auffahrt und
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