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Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur

Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur

Titel: Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unknown
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osteuropäischen Juden gewidmet und hinterfragen die Rolle der Kunst.
    Babel stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Odessa.
Jüdische Tradition und europäische Bildung setzten ihn dem Konflikt aus, seine Identität zwischen Isolation und Assimilation an das
kulturelle Umfeld zu bestimmen, das die Juden mit Vernichtung bedrohte. Nach dem Besuch der Handelsschule in Kiew zog er 1915
nach St. Petersburg. Hier lernte er Maxim Gorki kennen, der ihn in
seiner literarischen Arbeit unterstützte. 1916 debütierte Babel mit
zwei Erzählungen. Die Zeit als Berichterstatter im polnisch-sowjetischen Krieg 1920 bildete die Basis für den Erzählzyklus über die Reiterarmee des legendären roten Generals Budjonny.
    An seinen Geburtsort Odessa zurückgekehrt, reagierte Babel in
der Stalinzeit auf die vom Zentralkomitee der KPdSU beschlossene
Verpflichtung zum sozialistischen Realismus mit Schweigen. Die
offizielle Kritik verhängte ab 1929 über ihn ein Publikationsverbot.
Während einer Reise durch die Ukraine 1930 erlebte er die tragischen Folgen stalinistischer Kollektivierungsmaßnahmen und Enteignungen für die Bevölkerung. Er zog sich weiter aus dem öffentlichen Leben zurück und publizierte ab 1935 nicht mehr. Im Mai 1939
wurde er verhaftet, im Januar 1940 verurteilt, bevor er im Zuge stalinistischen Terrors (»Säuberungen«) getötet wurde. Nach Stalins Tod
wurde Babel 1957 rehabilitiert. Seine Werke wurden - nach strenger
Zensur - dem Kanon der Sowjetliteratur einverleibt.
    Neben Maxim Gorki, den Babel zeitlebens als wichtigen Ratgeber
schätzte, beeinflussten Maupassant und Flaubert sein Werk. Form Wille und Prägnanz des Ausdrucks haben ihr Vorbild unter anderem
in den Kurzgeschichten Maupassants.

    In 34 Kurzgeschichten entwirft Isaak Babel ein Gegenbild zur offiziellen Darstellung des Feldzugs, der im Namen der bolschewistischen
Revolution den Kommunismus zu verbreiten, die neuen Gebietsansprüche der Polen zurückzuschlagen und die Konterrevolution zu
bekämpfen hatte.
    Entstehung Unter dem Pseudonym Kirill Ljutow (»der Grausame«), das seine jüdische Herkunft verdecken sollte, nahm Isaak
Babel 1920 als Korrespondent am Polnisch-Sowjetischen Krieg teil.
Er war der Roten Reiterarmee unter General Semjon Budjonny zugeordnet, der eine steile Sowjetkarriere machte. Babel hielt seine Beobachtungen in einem Tagebuch fest, das durch glückliche Umstände
erhalten geblieben ist - erstmals unverändert wurde es in der deutschen Übersetzung 1990 veröffentlicht. Die Erzählungen der Reiterarmee wurden 1923-25 einzeln publiziert und erschienen 1926 als Zyklus. Spätestens zu dieser Zeit begann die Entstellung des ursprünglichen Textes durch Eingriffe der Zensur. Authentische Ausgaben
wurden erst 1990 auf Russisch und 1994 auf Deutsch herausgebracht.
    Inhalt Babel führt die später erfolgreich vertuschte Realität eines
Terrorzugs, der wider die Ideale einer kommunistischen Armee in
willkürlichen Massakern und Plünderungen an Gegnern sowie Bevölkerung, mit Judenpogromen und sogar in antisowjetischer Haltung eine breite Blutspur hinter sich herzog, in einprägsamen Bildminiaturen vor Augen. Am Beispiel der Schicksale u. a. von Kriegern,
Juden, katholischen Diakonen und Künstlern lässt er die Widersprü che der revolutionären Bewegung aufeinanderprallen: So stößt die
»Ethik« des Kriegers, der seinem Gefährten den Gnadentod gibt,
mit der »Ethik« des Intellektuellen zusammen, der sich die Fähigkeit zum Töten erfleht. Weitere Kontraste bilden die Kraft der Kämpfer, ihr eigenes Leben genauso wenig zu schonen wie das ihrer Opfer; außerdem das Leiden der Tiere und des Landes unter den nicht
weniger leidenden Soldaten. Babel zeichnet den Archetyp des Intellektuellen, der mit seinen Idealen der Revolution in Konflikt mit den
Kämpfern gerät, die den Kommunismus verbreiten sollen, durch die
Eskalation der Gewalt aber bloßstellen. Er malt das Bild von Juden,
die mit der Zeit gehen wollen und in der Vernichtung der erstarrten jüdischen Kultur von Wolhynien und Galizien Verlustschmerz
bei gleichzeitiger Unaufhebbarkeit der Bindung an die Tradition erleben.

    Aufbau Die Erzählungen enthalten historische Fakten, die ihren
Wahrheitsanspruch betonen. Babel verarbeitet jedoch die Referenzen frei nach künstlerischen Gesichtspunkten, sodass Widersprüche
mit den geschichtlichen Gegebenheiten entstehen, aber die tiefere
Wahrheit sich umso deutlicher abzeichnen kann.
    Extreme

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