Duell der Leidenschaft
Reise geplant. Da kann ich diese Gelegenheit nutzen, die sich mir hier bietet.« Das waren klare und deutliche Worte, doch Kerr verscheuchte sie aus seinem Gedächtnis, kaum dass er sie ausgesprochen hatte. Eine Lady von diesem Schlag war zweifellos an eine gewähltere Ausdrucksweise gewöhnt, ebenso an anmutige Komplimente sowie an Beteuerungen, dass ihr Leben in seiner Begleitung nicht in Gefahr war. Doch so zu reden war nicht seine Art. Er sprach die Dinge so aus, wie sie ihm durch den Kopf gingen, und in der Mehrzahl der Fälle machte er sich auch keine weiteren Gedanken darüber.
»Es ist unwahrscheinlich, dass Monsieur Wallace Sorge verspüren wird, meine liebe Sonia«, erklärte ihr Vater mit einem Anflug von Ironie in seiner Stimme. »Immerhin ist er ein Fechtmeister.«
Die Lady zog die Hand zurück, als hätte sie glühende Kohlen angefasst. »Was?«
»Ein Fechtmeister mit einem eigenen Salon an der Passage de la Bourse, die von der Rue St. Louis bis zur ...«
»Ich weiß, wo sie verläuft! Aber das kann doch nicht dein Ernst sein!«
»Aber bitte, ma chere, du wirst doch nicht geglaubt haben, ich würde dem erstbesten Mann den Auftrag geben, für deinen Schutz zu sorgen! Du solltest erfreut darüber sein, dass du einen Experten im Umgang mit der Klinge an deiner Seite hast, einen Gentleman, der mit der Gefahr vertraut ist, von der du ja so fest ausgehst, dass sie auf dich lauert.«
»Verspotte mich nicht, Papa! Wie kannst du nur glauben, ein solcher Mann wäre akzeptabel? Aber das glaubst du auch gar nicht, denn du weißt, er genügt nicht.«
Die Lady schien vor Kummer wie erstarrt, die geballten Fäuste drückte sie an ihre Seiten, und ihre Wangen waren so rot, als würden sie jeden Moment in Flammen aufgehen. Ihre Augen funkelten so sehr, dass man meinen konnte, Blitze müssten aus ihnen hervorschießen. Und ihre Lippen presste sie so sehr aufeinander, dass sie nur noch eine schmale, blasse Linie bildeten. Es war ein interessantes Spektakel, insbesondere mit Blick auf ihre Brüste, über denen die Seide ihres Mieders bis zum Zerreißen gespannt war.
Kerr trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme, während er abwartete, wie sich die Situation entwickeln würde. Über die Tatsache, dass ihre Ablehnung ihn auf eine sonderbare Weise schmerzte, wollte er dabei nicht nachdenken.
Ihr Vater beugte sich über den Schreibtisch, seine Fingerspitzen ruhten auf der polierten Tischplatte. »Er ist ein Gentleman, der die besten Referenzen vorweisen kann, darunter die persönliche Empfehlung des Conde de Lerida.«
»Der selbst auch einmal ein Fechtmeister war und deshalb mit seinesgleichen mitfühlte. Nein und nochmals nein! Wallace ist ganz offensichtlich ein flegelhafter Kaintuck ohne jegliche Manieren. Eine Stunde in seiner Gesellschaft wäre unerträglich, von mehreren Tagen ganz zu schweigen.«
»Beherrsch dich, Sonia. Der Gentleman ist Gast in diesem Haus.«
»Ich habe ihn nicht eingeladen, und ich ertrage den Gedanken nicht, von jemandem wie ihm auf meiner Reise nach Vera Cruz begleitet zu werden. Jean Pierre wäre so entsetzt wie ich.«
»Und was ist mit diesem Krieg, von dem du ständig redest? Meinst du etwa, ein Dandy, der gut Walzer tanzt und dein hübsches Gesicht lobt, würde etwas taugen, wenn es zu einem Kampf kommt? Da du es nicht kannst, müssen eben dein Verlobter und ich praktisch denken.«
»Ganz bestimmt gibt es jemanden mit besseren Manieren und mehr Stil - zumindest aber jemanden, der nicht so tölpelhaft ist und sich allein auf seine Muskeln verlässt.«
»Wie ich schon sagte, sind das Aussehen und das Benehmen deiner Eskorte nicht von Bedeutung. Ich muss dich ja wohl nicht daran erinnern, dass er dich zu deinem Vergnügen begleitet.«
Er sagte noch mehr, doch davon bekam Kerr kaum noch etwas mit. Zu ihrem Vergnügen. Die Bilder, die bei diesen Worten vor seinem geistigen Auge entstanden - ihre milchig weißen Oberschenkel, die sich ihm öffneten, zarte Hände, die nach ihm griffen, alles begleitet von leisen Seufzern und unterdrücktem Stöhnen —, sollten von der Kirche verboten werden, aber vermutlich waren sie das auch. Sie bewirkten, dass ihm sein Hemdkragen zu eng vorkam und sein Kopf anzuschwellen schien. Er atmete tief durch, um das in den Griff zu bekommen, was zweifellos unziemliche Reaktionen auf diese Frau und die Situation waren.
»Aber sein Französisch, Papa! C’est atroce! Einfach schrecklich! Ich würde verrückt werden, müsste ich ihm über
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