Duell der Liebe
danach aus, als könnte er Kleinholz aus dir machen. «
»Das gelingt ihm nicht so leicht. « ’Ring lenkte sein Pferd in den Wald. Als er sich genügend weit von Toby und der roten Kutsche der Sängerin entfernt hatte, stieg er ab, nahm die Satteltaschen vom Pferd und leerte sie aus. Am Grund der Taschen befand sich ein Futteral aus Leder, und in diesem Futteral befand sich eine runde Zinnschachtel. Er hatte diese Gegenstände seit Monaten nicht mehr betrachtet, aber er wußte, daß er sie nun brauchen würde.
Als er sich auszog, dachte er an die Vorgänge dieses Abends zurück. Es war nicht die erlittene Demütigung, die ihn störte - nicht einmal die Tatsache, daß eine Frau ihn gedemütigt hatte, schließlich ließ sich ein Mann doch nicht von Worten aus der Ruhe bringen -, sondern daß sie sich einem Mitglied der Armee widersetzt hatte. Er hatte einen Befehl erhalten, und egal, wie ungern er ihn auch befolgte, er würde ihn ausführen und wenn sich diese Person noch so sehr dagegen sträubte.
Sie glaubte, daß sie in diesem Land sicher war. Sie meinte, sie hätte nichts zu befürchten, weil sie zwei Männer als Wachhunde zur Seite hatte. Es stimmte zwar, daß ’Ring die beiden Männer, die sich offenbar hinter der Kutsche versteckt hatten, erst zu spät entdeckt hatte - das wollte er gar nicht bestreiten -, doch als die beiden Kerle sich zeigten, hatte er sich keineswegs vor Angst in die Hosen gemacht. Der Kleine, Frank, hatte ein milchiges linkes Auge. Vermutlich war er blind auf dem Auge, oder er konnte zumindest fast nichts mehr sehen. Der Schwarze hatte zwar eine straffe Haut, als stünde er noch in der Blüte seiner Jahre, aber ’Ring war aufgefallen, daß er sich ein wenig steif bewegte und daß er sein Gewicht vornehmlich auf das rechte Bein verlagerte. Seiner Schätzung nach war der Mann schon ziemlich alt, und sein linkes Knie machte ihm offenbar schwer zu schaffen. Und was die Frau mit dem Messer betraf, so konnte er sie von der Liste streichen. Er hatte in ihren Augen Verlangen und Sehnsucht entdeckt, und vermutlich brauchte er sie nur anzulächeln, und sie würde ihr Messer fallen lassen.
Nur LaReina war nicht so leicht zu beurteilen. Er hatte geglaubt, sie schon beim ersten Blick durchschaut zu haben. Sie hatte ihn mit so großen, treuherzigen Augen angesehen und schien auf jedes Wort zu hören, das er sagte. Daß sie eine Lady war, hatte er an der Art bemerkt, wie sie Toby den Tee angeboten hatte. Keine von den Offiziersfrauen im Fort würde einem Gefreiten - schon gar nicht einem, der so aussah wie Toby - eine so kostbare Porzellantasse anvertrauen. Sie hätten ihm nicht mal, wie diese Opernsängerin, ein Lächeln geschenkt.
Als ’Ring sich seines letzten Kleidungsstückes entledigte, war er überzeugt, daß diese Frau Schutz brauchte. Vielleicht hatte General Yovington das erkannt und deshalb um einen militärischen Begleiter gebeten. Die Wahl von Lieutenant Surrey war jedoch sonderbar gewesen. ’Ring hatte ihn als einen sehr stillen, zurückhaltenden Mann im Gedächtnis. Als Offizier war er unauffällig gewesen, war jedoch einmal des Betrugs beschuldigt worden. Der General mußte sehr gute Gründe für seine Wahl gehabt haben.
Wie fragwürdig ihm auch die Entscheidung des Generals erscheinen mochte-Yovington hatte jedenfalls eine militärische Begleitperson abkommandiert. Vielleicht wußte der General, daß sie eine Frau war, die sich zwar für zäh und unbe-siegbar hielt, in Wirklichkeit aber so weich war wie Talkumpuder. Sie schien zu glauben, daß sie in den Goldminen nichts zu befürchten hatte - trotz der Tatsache, daß sie die hübscheste Frau war, die er seit vielen Jahren gesehen hatte.
Nachdem er sich splitternackt ausgezogen hatte, schlang er ein Lendentuch um die Hüften, zog sich hohe, weiche Mokassins an und befestigte ein Messer an einem Lederband um seine Taille. Dann öffnete er die Dose, in der sich rotes Bleioxyd befand.
Ihre Schönheit war ein Problem. Vielleicht konnte er die Goldgräber von ihr fernhalten, aber wie wollte er sie von den Goldgräbern trennen? Vielleicht hatte der General ihr die Eskorte zugedacht, damit sie ihre Keuschheit bewahrte und kein Techtelmechtel mit anderen Männern anfing.
Als er den Finger in das Bleioxyd tauchte, zuckte er mit den Achseln. Er war Soldat. Er brauchte nicht nach den Gründen der Befehle zu fragen, die er bekam. Er hatte sie lediglich auszuführen.
Maddie schlief tief und träumte, daß sie in der Mailänder Scala
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