Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
Domnors klang wie eisiger Stahl.
Der General drehte sich schnell um und sprang zur Seite, damit er die Meie und den Domnor gleichzeitig im Blick behielt. Der Domnor war ein kleiner, untersetzter Mann. Er hatte eine breite Brust, deren Kraft hinter überflüssigem Fleisch verborgen war, das sich wie ein Kissen zu einem kleinen Bauch wölbte. Morescad war groß und schlank mit deutlich abgezeichneten Muskeln. Er wirkte majestätisch und gefährlich mit seinem stolzen Gesicht und dem edlen Körper – weit mehr wie ein Herrscher als der Domnor mit seinem runden, treuherzigen Gesicht, dem breiten, lächelnden Mund und den verträumten, geradezu wunderschönen Augen. Und wie er so nackt vor ihr stand mit dem Schwert neben sich, sah er noch weniger eindrucksvoll aus als gewöhnlich. Als Serroi sich von ihnen abwandte, begannen die beiden Männer einander zu belauern, bewegten geschmeidig ihre Waffen und suchten nach einer Schwachstelle in der Abwehr des anderen.
Serroi ging zu Lybor hinüber, wobei sie immer wieder zu den Männern schaute. Die Frau lag, die Knie fest an ihre Brust gepreßt, da. Unter ihrem Kopf trocknete ein Blutfleck, der auch ihr zerzaustes, goldblondes Haar besudelt hatte. Serroi kniete neben ihr nieder, hob ihren Kopf und ließ ihn zurückfallen, angewidert von dem roten, rohen Loch, das in ihre schlanke Kehle genagt war.
Die Ratten. Die letzte Flut, die über sie hinwegströmte.
Serroi erschauderte und sprang behende hoch. Sie sah sich nach einer Waffe um, fand den Präsentierdegen des Domnors, schob ihn in die Giftscheide des Sleykyns und mahnte sich, mit dem Gift an der Spitze vorsichtig umzugehen. Sie setzte sich auf das mit Vorhängen verkleidete Bett und beobachtete den Wettstreit zwischen Morescad und dem Domnor. Sie bewegten sich rasch durch den Raum, jeder Schlagaustausch knapp und zögernd. Ihre Achtung vor dem Domnor, die ständig gewachsen war, seit sie ihn um seine Befreiung hatte ringen sehen, während der Norid seine Vorbereitungen getroffen hatte, erreichte neue Höhen. Er ging gelassen vor und atmete immer noch leicht; jede Bewegung war graziös und ökonomisch; er lächelte ein wenig und aus seinen grüngrauen Augen strahlte Zuversicht. Morescad schwitzte und war weit weniger geschmeidig in seinen Bewegungen; in seinen Augen stand eine Wildheit, die seine Angst verriet. Er überragte den untersetzten Mann ihm gegenüber um einige Zentimeter, er war schnell, geschickt und hervorragend durchtrainiert – aber er hatte Angst. Stahl prallte aufeinander, rutschte ab und prallte wieder auf, und der General sprang zurück. Hern rückte ihm nach, shurri-schnell auf kleinen, hochspannigen Füßen. Touche. Abgleitender Stahl. Ein plötzlicher Satz.
Morescad starrte auf das Schwert hinab, das seinen Körper durchbohrte, dann stürzte er nach vorn. Der Schwertknauf schlug auf den Boden und ließ ihn zur Seite kippen, daß er auf den Rücken fiel und mit einem lautlosen Wutschrei aus dem offenen Mund liegenblieb.
Hern trat rasch neben ihn, kniete sich hin, und entrang sein eigenes Schwert der Umklammerung des toten Generals. Er stand auf, grinste sie triumphierend an, erinnerte sich plötzlich seiner Nacktheit und lief purpurrot an. Eilends huschte er zum Bett und schnappte einen wollenen Morgenmantel. Er steckte seine Arme in die Ärmel und schlug schnell den Gürtel um die Taille. Er schob den Morgenmantel auf seinen Schultern zurecht, drehte sich wieder um und schien sich nun wohler zu fühlen. Er wies mit dem Daumen auf Lybor. »Was ist ihr widerfahren?«
»Ratten.«
»Was für ein Jammer. Vergeudung einer verdammt schönen Frau.« Er grinste Serroi durchtrieben an. »Wilder als ein brünftiger Sicamar.«
Serroi, die zu müde war, um auf seinen Scherz zu antworten, fragte sich, worauf er hinauswollte.
Er kletterte neben sie aufs Bett. »Ruh dich aus, kleine Meie. Eine Viper mag ja ganz schön sein, aber es lebt sich ruhiger in ihrer Abwesenheit.« Er ließ einen kühlen, abschätzigen Blick durch den Raum schweifen. »Ein ganz schönes Chaos.« Er grinste sie an. »Weißt du, wie du aussahst, als du Morescad die verdammten Ratten ins Gesicht geworfen hast?«
Serroi kicherte. Er drückte sie an sich, und sie lachten, bis ihnen die Tränen übers Gesicht liefen. Als sie endlich ernüchterten, fielen sie zurück auf das Bett, um nebeneinander liegen zu bleiben und Luft zu schöpfen, bis sie wieder regelmäßig atmeten.
Der Domnor drehte den Kopf und blickte Serroi stirnrunzelnd an.
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