Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
schimmernden, nußbraunen Helm um die Wölbungen ihres Schädels. Sie war alles andere als hübsch, doch ihr Lächeln strahlte großen Charme aus und ihre blitzenden, dunklen Augen schienen alles, was sie sah, aufzunehmen und zu mögen. Die zweite Meie war schlank und golden. Goldene Haut, goldene Augen, die Haare einen Ton dunkler; sie trug es lang und in Zöpfen um den Kopf geschlungen. Beide Frauen trugen Lederhemden, Hosenröcke aus dem gleichen Leder, kniehohe Stiefel und einen Waffengürtel mit einem schmalen Schwert auf der einen und einem Jagdmesser auf der anderen Seite. Alles an ihnen war einfach und schmucklos, doch durch ihren Stolz wirkte alles sauber und glänzend.
Sie gaffte begierig die beiden Frauen an und fragte sich, ob sie jemals diese gelassene Selbstsicherheit erwerben könnte, diese bis ins Mark gehende Heiterkeit, die sie selbst über den Lärm und das Durcheinander des Schankraumes hinweg fühlen konnte. Serroi rutschte in ihrer Ecke herum und wußte, daß sie zu den Ställen zurück mußte. Die Meien unterstützten ihren Beschluß, indem sie ihre Mahlzeit beendeten und zur zweiten Etage hinaufstiegen. Ein betrunkener Einheimischer rief ihnen eine Obszönität nach, wurde jedoch schnell von zwei Begleitern gewaltsam zum Schweigen gebracht. Die Meien ignorierten den Zwischenfall und gingen den Gang hinab zu ihrem Zimmer.
Serroi schlüpfte hinaus und kehrte zum Stall zurück. Sie hatte gerade noch Zeit, einen letzten Blick auf die Tiere zu werfen, ehe der Stallknecht betrunken und aggressiv hereingetaumelt kam. Er fauchte sie an und griff nach der Peitsche. Sie wich zurück und konnte seinem ungeschickten Angriff leicht entgehen. Er vergaß, warum er die Peitsche hielt, wankte zu einer leeren Box und schlief auf dem sauberen Stroh ein. Serroi wartete, bis er schnarchte, dann blies sie die Laterne aus und kroch zu ihren eigenen Decken, die auf dem süß duftenden Heu in der Tenne lagen.
Die Meien kamen bei Morgendämmerung, um ihre Reittiere abzuholen. Serroi war wach und angezogen, doch der Stallknecht schlief noch in der Box seinen Rausch aus. Sie sattelte die Macain für die Frauen und führte sie ins Freie, rannte wieder hinein und holte ihre Deckenrolle, dann lehnte sie sich an die Stallwand und schaute sich vorsichtig um, ehe sie es wagte, sich ihnen zu nähern. Sie sah, wie die Dienstmädchen vom Wirtshaus Wasser schleppten, doch keiner befand sich in Hörweite. Als die Frauen sich in den Sattel schwangen, rannte sie los. »Meien!« rief sie mit vor Aufregung belegter Stimme. Die Meie mit den Sommersprossen ritt auf sie zu und lächelte zu ihr herab. »Was gibt's Junge?« Ihre Stimme war ein wohlklingender Alt, und aus ihren Augen strahlte immer noch ihre Freude an der Welt.
»Wenn ihr nach Biserica geht, nehmt mich mit.« Sie umklammerte ihre zusammengerollte Decke und wartete ängstlich auf die Antwort.
Die Meie mit den Sommersprossen schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Junge. Dort nehmen wir nur Mädchen, und die müssen auch mindestens zwölf sein. Wenn du eine Waffenausbildung willst, nimmt die Armee dich vielleicht auf, wenn du etwas größer bist.« Sie zog den Kopf des Macai herum und wandte sich zum Gehen.
Serroi packte sie am Knöchel. »Ich bin kein Junge, und viel älter, als ich aussehe, fast vierzehn. Bitte, Meie.«
Die goldene Meie rief etwas und ritt auf sie zu. Nachdem sie den Kopf ihres Macai herumgelenkt hatte, beugte sie sich herab und musterte Serroi genau. »Es wäre möglich«, sagte sie langsam. »Du bist eine Windläuferin, oder?«
»Eine Mißgeburt«, sagte Serroi bitter und rieb an ihrer Haut, damit man unter dem Staub das Grün sah. »Du hast richtig geraten, Meie. Ich stamme aus der Tundra.«
»Ich verstehe.« Die Meie mit den Sommersprossen lächelte zu ihr mit vor Erheiterung strahlendem Gesicht herab. »Gut, Kleines, steig hinter mir auf. Ich möchte deine Geschichte hören. Ich nehme an, daß sie wild genug ist, um uns beide tagelang zu unterhalten.« Sie kicherte, wobei aus ihrer Stimme Wärme, Anteilnahme und Interesse klangen, und streckte Serroi die Hand entgegen.
Der Stallknecht taumelte aus der Box und schaute die kleine Gruppe fassungslos an. »Belästigt Sie der Junge, Meien?« knurrte er. Er stolperte ein paar Schritte nach vorn. »Dafür werde ich ihm das Fell über die Ohren ziehen.« Seine Augen waren blutunterlaufen und starr von seinen Kopfschmerzen. Er war unrasiert und in seinen Kleidern hing der Weingestank von der
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