Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
sie auf ihrer letzten Etappe zum Biserica einen Monat lang als Stalljunge für Braddon gearbeitet hatte. Sie fand noch die Zeit für etwas Traurigkeit, als sie das Bündel unter den Arm klemmte, ihr Seil einholte und beim Herunterziehen aufwickelte. Sie fand die Zeit, sich für ihre vernichtende Kritik an Hern zu schelten, für ihr Gezänk, als er sich geweigert hatte, auf sie zu hören. Das Seil sprang mit einem leisen Pfeifen des Leders und Rascheln des Gebüschs in ihre Hände, und das Rascheln erinnerte sie daran, daß dies einmal ein wunderschöner Garten gewesen war. Damals hatte in seiner Mitte ein Springbrunnen gestanden. Tische hatten um ihn herumgestanden, und auf jedem hatte eine Lampe aus Glas und Kupfer gebrannt, während über ihnen Schnüre mit fröhlich bunten Papierlampions gespannt gewesen waren. Die Tische und die Laternen waren fort, die Blumen in den flachen, runden Bottichen verschwunden, nur Unkraut wucherte in der trockenen Erde, und selbst das verdorrte. Über die Steinfliesen verstreut lagen Papierschnipsel, totes Laub und Passardreck. Als sie das Seil wieder an ihren Waffengürtel klippte, sah sie hoch. Das kleine Fenster oben war immer noch leer und dunkel. Sie lächelte zufrieden. »Da hast du auf etwas gebissen, was zurückzubeißen versteht«, murmelte sie. »Geschieht dir recht.« Noch kein Zeichen von Hern. Sie schüttelte den Kopf, schlug den Weg zur Vorderseite des Gasthauses ein und lauschte gespannt. Durch die dicken Mauern war nicht viel zu vernehmen, doch über die Reichweite ihres Augenflecks fühlte sie wachsenden Tumult im Hausinnern.
Hern bog um die Ecke. Er saß auf einem Macai und führte ein zweites. Serroi fühlte sich ziemlich beschämt, daß sie ihn verdächtigt hatte, sie im Stich zu lassen, insbesondere, als sie feststellte, daß er sich die Zeit genommen hatte, frische Tiere zu satteln. Sie schüttelte den Kopf, ihr reumütiges Lächeln wurde zu einem Grinsen, als sie bemerkte, was für gute Tiere es waren und begriff, daß sie vermutlich dem Norit gehörten. Sie machte eine tiefe Verbeugung vor Hern, klemmte ihr Bündel fester unter den Arm und schwang sich hinauf in den Sattel. »In der Mauer hinten ist ein Tor.«
Er hob eine Braue. »Laß uns vorne rausreiten.«
»Kommt nicht in Frage.« Sie ritt an ihm vorbei und war recht angetan, als er ihr wortlos folgte. Das Tor war verriegelt, die Angeln rostig und störrisch, doch Hern kam mühelos mit ihnen zurecht. Als er wieder im Sattel saß und neben ihr ritt, sagte sie: »Der Norit hat mich erwartet. Im Augenblick sitzt er fest, aber das wird nicht lange anhalten.« Sie lenkte ihr Macai in den Schatten einer kleinen Baumgruppe am Rande der Gemeindewiese.
»Hörst du? Er hat mich erwartet.«
Hern schnaubte. »Du bildest dir etwas ein. Niemand ist uns gefolgt. Keiner hat uns gesehen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das war auch nicht notwendig. Der Norit ist schon einen ganzen Monat hier. Du hast gehört, was Braddon sagte.« Sie trieb ihr Macai zu raschem Gang zwischen den Bäumen hindurch, im Bogen um kleine Gärten (die nun fast alle leer waren bis auf das Unkraut; ihre Früchte befanden sich eingelegt in Tontöpfen oder tief in Rübenkellern gelagert für die harten Wintertage). »Er wußte, ich würde das Tal verlassen müssen. Er hat die Kry aufgerührt, so daß nur dieser Weg blieb.«
»Er. Immer nur er. Wer ist ›er‹ eigentlich?«
Sie blickte in sein finsteres Gesicht und wandte den Blick ab. »Der letzte der Großen Nor, Dom«, antwortete sie düster. »Die anderen sind nun tot, zumeist durch Kämpfe mit ihm. Der Domnor des Nearga-Nor. Die treibende Kraft hinter all diesen Geschehnissen – zumindest nach meiner Auffassung. Ich bin mir sogar ganz sicher.« Sie fühlte sein Schweigen, schaute ihn an, schüttelte den Kopf. »Du könntest nichts gegen ihn unternehmen. Ich wüßte keinen, der dazu in der Lage wäre.«
Wo das Gemeindeland endete, sah sie die zerzauste Hecke, auf die sie gewartet hatte. Sie markierte die Grenze von Hallams Tar. Der liebe Hal, der Arglose, jedermanns Freund.
»Das führt uns wieder zur Straße.« Herns Stimme klang freundlich, aber der unterschwellige Sarkasmus entging ihr nicht.
»Nein.« Sie biß sich auf die Lippen und ließ den Blick die Hecke entlangschweifen. »In welche Richtung... in welche Richtung... Als Tayyan und ich aus dem Norden kamen, um unseren Dienst im Plaz anzutreten, machten wir einen Abstecher, um Braddon und Matti zu besuchen. Der Tarom dieses
Weitere Kostenlose Bücher