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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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und verdrängte die Einsicht.
Nein, niemals, keine Entschuldigung für den Verrat.
Sie drückte die Hände flach gegen den Stein. Die kalte Härte verlieh ihr tröstliche Festigkeit in einer Welt, die immer fremdartiger wurde. »Dann kommt ihr nicht mit?«
    »Nein. Du, Mama?«
    Annic schüttelte den Kopf. »Lieber nicht. Zumindest vorläufig nicht. Tuli, ich möchte, daß du mit Teras Vater suchst. Erzähl ihm, was uns allen widerfahren ist. Das ist im Augenblick wichtiger, als uns fortzubringen.«
    Tuli war nun glücklicher, da sie ein festes Ziel vor Augen hatte, lief zur Tür und drückte das Ohr an die Holzbretter. Als sie von draußen ein leises Reiben vernahm, trat sie schnell drei Schritte zurück. Ihr Atem ging schneller.
    Die Tür schwang auf. Teras trat herein. »Kommt«, flüsterte er.
    Hars hat das Schloß an einem der Hinterausgänge geknackt, um mich zu holen.« Sein Flüstern klang drängend und aufgeregt. »Die anderen haben sich mir angeschlossen, sie sind schon fort. Jeden Augenblick kann irgendein Schnüffler feststellen, daß die Zellen leer sind und nach dem Agli brüllen.« Sein Blick wanderte rasch von einem zum anderen.
    »Sie kommen nicht mit, Teras.« Tuli trat einen Schritt auf ihn zu, dann warf sie sich an Annics Hals. Ihre Mutter schloß fest die Arme um sie, ihre Lippen streiften Tulis Stirn, dann drehte Annic sie um und schob sie zur Tür. »Die Jungfrau segne euch!« murmelte sie.
    Tuli legte die Hand auf ihres Bruders Schulter und wandte den Kopf. »Wir werden ihn finden, Mama.«
    »Ich weiß. Beeilt euch nun.« Sie nickte Sanani zu. »Wir werden auf euch warten. Seid vorsichtig.«
    »Das machen wir.«
    Teras warf einen letzten Blick auf Annic und Sanani, die Schulter an Schulter und mit fest ineinandergeschlungenen Händen dastanden, dann zog er die schwere Tür hinter sich zu. Tuli half ihm, den Riegel wieder lautlos durch die Metallbügel zu schieben, dann rannte sie neben ihm den Korridor entlang und vergaß über der wachsenden Aufregung ihre Schmerzen.
     
    Teras drückte eine kleine Tür auf. Sie gab nach. »Hars hat wirklich verdammt gute Arbeit geleistet.«
    »Warte mal eine Minute, ich habe eine Idee.« Tuli schoß in Richtung des Flusses davon.
    Während er wartete, strich er mit den Fingern über das aufgebrochene Schloß und das zerschrammte und gesplitterte Holz darüber, wo Hars das Brecheisen angesetzt hatte, ließ den Blick an der massiven Hinterwand des Zentrums hinaufwandern und fragte sich, ob einer hinter den geschlossenen Fensterläden stand.
    Schon war Tuli mit einem Bastokanrohr zurück. Er blickte es stirnrunzelnd an und rieb dann den Daumen über den Spalt zwischen Tür und Pfosten. »Das ist nicht dick genug.«
    »Dann knick es ab, bis es paßt«, fuhr sie ihn ungeduldig an und reichte ihm das Stöckchen.
    Während Tuli die Tür mit der Schulter zudrückte, faltete er das Rohr mehrmals. Es war noch nicht ganz ausgedörrt und flexibel genug, um sich biegen zu lassen, auch wenn der hohle Stengel an den Faltstellen brach und messerscharfe Kanten darbot, denen er vorsichtig auswich. Als er mit der Größe zufrieden war, klemmte er die keilförmige Masse zwischen Tür und Rahmen und rüttelte sie zurecht, bis er sie soweit hineingezwängt hatte, wie es nur ging. Vorsichtig ließ er den Keil los. Als er steckenblieb, schlug Teras den Weg zum Fluß ein, Tuli ging neben ihm.
    »Wo steckt Hars?« Sie folgte ihm auf den Weg am Fluß entlang. »Du sagtest, er würde warten.«
    »Auf der anderen Seite des Flusses. Bei der Brücke.« Teras Schritte wurden immer größer, bis er in Laufschritt verfiel und durch die flackernden Schatten des Laubwerks und die ungestörte Musik des nächtlichen Lebens jagte. Es waren unveränderte Geräusche, während alles andere in seinem Leben anders geworden war. Plötzlich und unerwartet empfand er tiefe Zufriedenheit, als hätte er sich einen Augenblick dem erstickenden Zugriff der Anhänger entrissen.
     
    Tuli sog einen Hauch der warmen, feuchten Luft ein, und allmählich glitt das schreckliche, verkrampfte Gefühl der vergangenen drei Tage von ihr ab. Ihr war nach Lachen zumute, und sie zitterte vor Erschöpfung. Obwohl sie weiter wollte, hatte ihr Körper nahezu seine Grenzen erreicht. Sie verlangsamte so plötzlich ihren Schritt, daß Teras noch ein Stück weiterrannte, ehe er es bemerkte. Er drehte sich um und kam zu ihr zurück.
    »Wir müssen weiter, Tuli«, sagte er. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen und beugte sich

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