Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
eine Hose erkannte, die um das Bündel gerollt war. »Danke.«
»Sei vorsichtig beim Aufrollen. Da ist deine Schleuder und ein Jagdmesser drin. So, geh mal hinter den Strauch und zieh dich um, während ich den Rest mit ihm hier kläre.« Er nickte Teras zu.
Tuli drückte das Bündel an sich und verschwand hastig hinter dem betreffenden Strauch. Da sie die beiden nun nicht mehr sehen konnte, lauschte sie angestrengt den Worten, die Hars zu ihrem Bruder sagte, während sie sich die Bluse aufknöpfte. »Das ist für dich, Teras. Schleuder und Messer. Deine eigenen Sachen. Habe sie aus deinem Zimmer geholt. Deine anderen Sachen sind noch da. Aber ich nehme an, daß sie dich für flüchtig erklären, wenn du gegangen bist, und den jungen Dris zum Gradin-Erben ernennen werden. Bleib ruhig, Junge. Die meisten Dinge werden schlechter, bevor es wieder aufwärts geht. Oder wärst du lieber wieder in dieser Zelle? Ich denke nicht. Also hör zu. Dein Vater ist ein sehr vorsichtiger Mann. Er rüttelte mich in der Nacht, als er ging, wach und gab mir dies.«
»Gold!«
»Ja. Hier.« Tuli hörte dumpfes Klappern. Sie trat aus dem Rock und fuhr in die Hosen.
»Ich behalte die Hälfte, weil ich auch ein vorsichtiger Mann bin. Du teilst das mit deiner Schwester und hältst es versteckt. Viele Leute wurden von ihrem Land vertrieben und stehen vor dem Verhungern. Recht gute Leute, aber angesichts der möglichen Versuchung nicht stark genug. Hier, das trägst du bei dir, wo du gut drankommst.« Wieder Klappern. Sie fummelte an den Schnüren ihrer Hose, zog die Kordeln dann fest und verknotete sie. »Wenn ihr etwas braucht, zahlst du mit diesen Silbermünzen. Aber protze damit nicht herum, hörst du?« Tuli biß vor Schmerzen die Zähne zusammen, als sie die Arme über den Kopf streckte und die Bluse über den wunden Rücken zog. Der Stoff war weich und flauschig, und sie dankte Hars im Stillen inbrünstig, als sie bemerkte, daß er irgendwo eine größere Bluse aufgetrieben hatte. An den Schultern war sie zu weit, und die Ärmel hingen ihr zehn Zentimeter über die Fingerspitzen, aber das weite Vorderteil verbarg die kleine Schwellung ihrer Brüste, und der weite Rücken fiel locker über ihre Striemen. Sie rollte die Ärmel hoch, bis ihre Hände frei waren, dann legte sie den Gürtel um ihre Taille. Er rutschte ihr auf die Hüften, obgleich sie das letzte Loch genommen hatte. Nachdenklich befühlte sie das Leder und blickte zu den Monden hinauf. Oben schwebte das breite, weiße Gesicht TheDoms, und die drei kleinen Tänzer standen kurz davor, an ihm vorüberzuziehen.
Schon spät,
dachte sie. Sie hob die abgelegte Bluse und den Rock auf und kam zögernd hinter dem Busch hervor.
Hars saß im Sattel. Er ließ den Blick über sie schweifen und nickte. »Du gibst einen ganz guten Jungen ab. Jedenfalls im Dunkeln. Am Sattel sind zwei Jacken festgebunden. Trag bei Tag lieber eine. Stör dich nicht dran, wie heiß es wird. So wie du aussiehst, bedrängen dich vielleicht sonst ein paar Typen. In den Satteltaschen findet ihr Brot, Käse und ein paar Trockenfrüchte. Haltet euch von anderen fern. Schwatzt nicht mit jedem, der des Wegs kommt.« Er kicherte, als er Tulis empörten Blick sah. »Das wird kein Spiel, Motte.«
»Das weiß ich.«
Plötzlich schaute er finster drein. »Das meinst du, aber wirklich wissen wirst du es erst, wenn du einen Menschen töten mußt.« Er richtete sich auf und hob die Hand. »Wir sehen uns, Zwillinge. Auf bald.«
Tuli ließ alles fallen und lief auf ihn zu. Sie empfand plötzlich einen großen Verlust. Sie legte die Hand auf sein Knie. »Die Jungfrau segne dich, Freund Hars. »
Er strich ihr übers Haar und lächelte. Ohne ein weiteres Wort, ja ohne ein kleines Winken ritt er in die Dunkelheit unter den Bäumen, und die drei angebundenen Macain folgten ihm in widerspruchsloser Stille.
»Was machen wir damit?« Teras hielt Rock und Bluse hoch. Tuli drehte sich langsam um, blickte die Kleidungsstücke finster an und grinste dann. »Wirf sie in den Fluß. Soll Yastria sehen, wie sie damit klar kommt.«
Teras stapfte zum Ufer, rollte die Kleider zu einem festen Bündel zusammen und schleuderte es auf den Fluß hinaus. Es entfaltete sich im Flug und flatterte wie auf dunklen Schwingen über das Wasser. Es landete mit leisem Platschen, trieb davon und schwamm im Wasser wie gefallenes Laub. Teras blickte einige Minuten zum schwarzen Rumpf des Wachturms, dann kam er zu ihr zurück. »Noch kein
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