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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht, Mama.«
    Sanani wischte wieder über Tulis Rücken. »Haus der Buße! In einem Verschlag für randalierende Trunkenbolde, da sind wir« Tuli zuckte zusammen, als der Lappen ein wenig zu fest über die Striemen strich. »Entschuldige. Es ist nur..., ach, eben alles. Der Schreiber ist in der Hand des Aglis, was sie mit de Jungfrauenschrein angestellt haben, habt ihr gesehen. Sie haben uns, die Jungfrau möge sie dafür verfluchen, demonstriert, wie stolz sie darauf sind.« Sie tauchte den Lappen in den Eimer, und wrang ihn aus. »Alles ist fort, auseinandergerissen, weggeschleudert, als wären fünfhundert Jahre völlig ohne jeden Sinn gewesen. Die Welt hat die Seite umgeblättert, und alles ist anders bis auf uns.« Ihre gewöhnlich so sanfte Stimme drückte,' eine kalte Wut aus, wie Tuli sie noch niemals erlebt hatte. Sie warf einen überraschten Blick über die Schulter. »Buße!« Sanani blickte auf den Lappen in ihrer Hand hinab und schleuder te ihn durch die Zelle. »Buße wofür?«
    »Dafür, daß wir am Leben sind.« Tulis Stimme klang heiser. »Daß wir alles repräsentieren, wovor sie sich fürchten, diese kleinen Blutsauger, die sich Anhänger schimpfen.« Sie seufzte und war überrascht über ihre eigenen Worte. Sie schien die Dinge mit außerordentlicher Klarheit zu sehen (obgleich sie die Dinge nicht hätte in Worte kleiden können). Sie fühlte sich völlig entkräftet und auf eigenartige Weise friedlich. Gähnen und mit schweren Augenlidern hockte sie sich auf die Fersen. »Nun gut.« Annic kicherte. »Du hast dich ganz schön verändert.« Sie kraulte durch Tulis Haar. »Vielleicht hätten Vater und ich dich schon früher schlagen sollen.«
    Tuli kicherte, doch plötzlich nahm das Kichern einen schrillen Ton an, und schon schluchzte sie wieder, wiegte sich vor und zurück und versank in einer Seelenqual, deren Auslöser und Ende nicht zu erkennen war.
    Annic versetzte ihr eine harte Ohrfeige, daß sie vor Schreck still wurde, dann legte sie leicht die Hand auf Tulis Kopf. »Hysterie kann ich nicht dulden. Reiß dich zusammen, Tuli.« Tuli schluckte schwer. Sie fühlte sich wie ein Vogel auf einem sturmgepeitschten Ast, hilflos umhergeschleudert von toben den Kräften. Sie preßte die Augen zu und ballte die Fäuste, da die Knöchel weiß hervortraten. Das Herz dröhnte ihr in den Ohren, ihre Kehle schwoll so an, daß ihr das Luftholen schwerfiel (zumindest kam es ihr so vor), doch als sie die Augen wieder Aufschlug, war das Gestein unter ihr fest und kalt, die Welt um die her stand still, und sie fühlte sich zumindest für einen Augenblick innerlich gefestigt.
    Annic strich mit einem Finger über Tulis Wange. »Braves Mädchen.«
    Uli gähnte, lächelte ihrer Mutter erschöpft zu und stand auf. Ein bißchen wehmütig dachte sie an ihr eigenes, gemütliches Bett, das nun unerreichbar weit entfernt schien. Sie schaute zum Fenster. Es
ist dunkel draußen,
dachte sie und erschrak dann darüber.
Viel später, als ich geglaubt hatte.
Es war noch vor Mittag gewesen, als sie Alma Yastria begossen hatte. Spötteleien hatte sie schweigend hingenommen; Kneifen und Boxen hatte sie ertragen; die endlosen Predigten, die alle Freiräume des Tages füllten, hatte sie zu ignorieren versucht, obwohl dies das Schlimmste war, bis Yastria ihre Mutter zu beschimpfen begann. Ohne ein Wort hatte Tuli unzählige Male das gleiche Stück Korridor geschrubbt und gewußt, daß sie ihre Sache gut gemacht hatte und sie lediglich versuchten, ihr das Rückgrat zu brechen.
    So erduldete sie wortlos drei volle Tage und konnte sich ein paar trotzige Blicke nicht verkneifen. Doch als Alma Yastria, die hartgesichtige, erste Aufseherin in diesem Vorzimmer und Agli Uriths schlimmste Kriecherin, ihre böse Zunge gegen Annic einsetzte, sie beim Arm packte, herumriß und ihr weismachen wollte, was für eine schlechte Ehefrau und Mutter sie wäre und wie sie in jeder Hinsicht als Frau versagt hätte, als sie Anfing, Annic Hure und Mutter von Huren zu nennen, konnte Uli die in ihr aufsteigende Wut nicht mehr zügeln. Auf wunden Knien und mit dem Bimsstein in den aufgescheuerten Händen starrte sie zu dem vierkantigen, faltenreichen Gesicht und beobachtete das Zucken der dünnen Lippen. Ruhig stand Ale auf. Ruhig beugte sie sich nieder und legte ihre schmerzenden Finger um den Henkel des Holzeimers. Sie machte die zwei notwendigen Schritte, schwenkte den Eimer mit aller Kraft und schüttete das schmutzige

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