Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
zurückfallen und drängte sein Tier mit den Knien zu schnellerer Gangart. Tuli ließ ihr Macai traben, bis sie sich wieder neben ihm befand, obwohl ihr erschöpftes Macai sich mit leisem Wiehern und Schnauben beschwerte. »Was war mit Hars?«
»Wir unterhielten uns über dies und das, und er erzählte mir vom Tilun. Dann hat er eine Weile mit einem Lederstreifen herumgespielt, du weißt ja, wie er das so macht, und dann gegann er aus der Zeit zu erzählen, als er ein Junge in meinem Alter war.«
Tuli warf ihm einen Blick zu. »Und du hast mir nichts davon gesagt!«
»Bei den Zehen der Jungfrau, Tuli, die Ereignisse beim Tilun hatten mir solche Angst eingejagt, daß mir das alles erst einmal entfallen war.«
»Und wieso fällt es dir nun wieder ein?«
»Durch sie. Die Dämonen. Augen und Spitzel des Nearga-Nor. Hars sagte, er könnte förmlich wittern, wie der Nearga-Nor sich in Dinge einmischt, die ihn nichts angehen. Er berichtete, als er noch ein Kind war in Sankoy, holte einer der Großen Nor ihn von seiner Familie fort, weil er irgendeine besondere Begabung besaß, was genau, hat er nicht gesagt. Nein, davon hat er nicht viel erzählt. Jedenfalls begann der Nor, ihn Dinge zu lehren, was er gar nicht so übel fand, obwohl er sich sehr nach seiner Familie sehnte, und der Nor bösartiger war als ein hinkender Fayar. Aber ihm gefiel der Gedanke, ein Nor zu werden und die Dinge zu können, zu denen sein Meister in der Lage war. Er genoß die Vorstellung, eines Tages zurückzukommen, und als Rache für seine Behandlungsweise dem Nor schreckliche Dinge zuzufügen. Doch da war dieses Aufnahmeritual, das er noch über sich ergehen lassen mußte, und er traute dem Nor nicht so recht, so daß er herumzuschnüffeln begann. Niemand sprach mit ihm, aber es war noch ein anderer Junge da, der zwei Jahre älter war als er und bereits aufgenommen. Der kam gut mit dem Nor aus. Eines Tages sah Hars ihn zufällig nackt und fand heraus, was sie mit ihm anstellen wollten.« Teras lief dunkelrot an und kratzte sich verlegen an der Oberlippe, dann am Kinn und zupfte schließlich am Kragen seiner Kittelbuse.
»Teras!« Tuli hätte ihn am liebsten geschüttelt, unterließ es aber. »Stell dich bloß nicht wie Nilis an!« sagte sie bissig. »Naja, du bist ein Mädchen.«
»Naja, aber ich reiß dir gleich die Haare vom Kopf, wenn du mir nicht in einer halben Sekunde weitererzählst!«
»Wenn du es unbedingt wissen willst, sie wollten ihn kastrieren. Weißt du, was das heißt?« Er mochte sie gar nicht anschauen.
»Ich habe letztes Jahr mal gesehen, wie Pap und Hars es bei einem wilden Macai machten. Mama hat es mir erklärt.« Sie starrte ihn an. »Du meinst, der Agli und die alle...?«
»Mmm, ja. Jedenfalls fand er in der Zeit, die er bei dem Nor lebte, alles über die Traxim heraus. Hat mir erzählt, wie sie aussehen, große, schwarze Teufel mit ledrigen Schwingen. Ihre Spannweite ist größer als meine Körperhöhe. Stinken schlimmer als ein Oadatpferch gegen den Wind. Manchmal streicht der Nor Gift an ihre Krallen, wenn sie nicht nur als Spitzel fungieren.«
»Teras, ist Hars...«
»Nein!« explodierte Teras. »Natürlich nicht, Tuli. Er lief fort ehe sie es tun konnten. Und wenn du ihm jemals sagst, daß ich, es dir erzählt habe...«
»Als ob ich das täte.« Sie verfolgte stirnrunzelnd die Pünktchen, die zunehmend in die wachsende Finsternis des Himmels eintauchten. »Glaubst du, sie könnten Pap suchen?«
»Nur wenn er aus irgendeinem Grund den Rückweg zum Ta angetreten hat. Er ist nun schon fünf Tage unterwegs, da müßte er den halben Weg nach Oras zurückgelegt haben, selbst wenn er langsam reitet.«
»Sie beobachten irgend etwas. Und wenn wir zu nahe herankommen, werden sie uns sicher sehen. Falls der Agli ihre Augen benutzt, wird er dann wissen, wo wir sind und wohin er seine Gardisten schicken muß. Und wenn sie wirklich Gift an den Krallen haben, wie du gesagt hast, läßt er uns vielleicht angreifen. Dann wäre er uns los, ohne daß einer etwas davon wüßte.« Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über trockene Lippen. »Können sie im Dunkeln sehen? Wenn nicht, könnten wir uns vorbeischleichen, sobald es ganz dunkel ist.«
»Keine Ahnung. Hars hat nichts davon gesagt.« Teras blickte zum Himmel, wo die Sonne hinter den Zähnen der Erde versunken war und die Farben langsam verblaßten. »Laß uns eine Weile weiterziehen und überlegen, ob uns etwas echt Gemeines für sie einfällt.«
»Vielleicht fliegen
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