Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
hatte. Dann ein kurzer Rückzug und Neubeginn des Kampfes. Anscheinend ermüdete sie niemals und sprang aus der gewöhnlichen Zeit in einen Zustand, aus dem heraus sie ohne Nachzudenken sehen und handeln konnte. Der Gardist war ein kräftiger, dunkelhäutiger Mann mit langen Armen und einem beweglichen, muskulösen Körper. Er kämpfte verbisse aus dem Bewußtsein heraus, der Stärkere zu sein und versuchte die Klinge niederzukämpfen, die wie Rauch verschwand wenn er sie berührte. Auf seinem Arm öffnete sich ein Schnittwunde, eine zweite hoch oben an seinem Oberschenkel Sein Atem kam schwerer. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. Rane war unversehrt, und sie atmete so regelmäßig, als wär sie auf einem Spaziergang unter der Mondenzerstreuung. »Elende Hexe«, spie der Gardist ihr ins Gesicht. Er griff von Sinnen an – die Lichtung wurde vom Klirren und Zische des Stahls erfüllt – und trieb Rane immer weiter zurück. Dabei verbrauchte er rücksichtslos seine Kräfte in der Zuversicht, sie ins Unterholz jagen zu können, wo ihr die größere Geschwindigkeit und Geschicklichkeit nichts nützen würden. Sie schlüpfte aus einer Falle in die nächste und drehte und wende sich wie ein Aal im Netz, lockte ihn mit Möglichkeiten und hetzte ihn, beobachtete ihn pausenlos mit ausdruckslosem Gesicht und ruhigem, distanziertem Blick, der ihn schier zur Raserei brachte.
Seine Klinge parierte nicht richtig. Furcht stand in seinen Augen, die Erkenntnis, daß das Spiel verloren war. Er zuckte, wich zurück, als ihre Schwertspitze schnell wie eine Schlange nach Gesicht und Körper stieß, wich weiter zurück und stolperte, als seine Füße sich in einer der abgeworfenen Decken verhedderten. Als ob ihr Arm irgendwie mit seinen Füßen in Verbindung stände, schoß ihre Klinge an seiner versagenden Deckung vorbei, stieß mühelos zwischen seine Rippen und trat tun Rücken wieder aus. Sie ließ den Griff los, sprang zur Seite und sah zu, wie er lautlos zusammenbrach, seine dunklen Augen hervorquollen und sein Mund sich weit zu einem stummen Schrei öffnete. Die Schwertspitze stieß ins Gras und ließ ihn zur Seite kippen, daß er sich wie ein Schläfer auf der Decke zusammenkrümmte, die ihm den Untergang gebracht hatte. Als er sich nicht mehr rührte, kniete sie neben ihn und drückte die starr blickenden Augen zu. »Die Jungfrau möge dir die ewige Ruhe schenken«, murmelte sie. Dann stand sie auf, schritt über die Lichtung und blieb vor Tesc stehen. »Schön dich wiederzusehen, Tarom.«
» Rane.« Tesc betrachtete eingehend ihr Gesicht. »Wie steht es um dich?«
»Ganz ordentlich.«
Uli sah Rane an. Die Gelassenheit war aus ihrem Gesicht gewichen. Sie sah alt, müde und zutiefst melancholisch aus, als trüge sie allen Schmerz und alle Traurigkeit der Welt auf ihren Schultern. Sie blickte hinauf zu den dahinziehenden Wolken, seufzte, schaute herab, lächelte Tuli an, wobei für einen Augenblick Wärme in ihr Gesicht trat, dann wandte sie sich etwas munterer an Tesc. »Bereit zum Aufbruch, Tarom? Ich glaube, wir sollten ein Stück weiter sein, bevor andere Traxim kommen, um den Tod von diesem zu untersuchen.«
8
DIE MISSION
Das Tal wand sich unter ihnen wie ein langer Drache, den nur die Flickendecke aus Feldern und Bauernhöfen zähmte. Gewaschen, ausgeruht und mit angenehm vollem Magen folgte Serroi Hern über den Kieselweg die mühsame Strecke hinab die sich an den Rändern der höheren Terrassen dahinzog, ein unangenehm steiniger Pfad, der für die Macaifüße kaum breit genug war. Fünfzig Terrassen tiefer zwischen verstreuten Bauernhöfen schlängelte sich der Minarfluß träge zwischen ein Doppelreihe von Bäumen, zwischen Flecken von Chrysopr und Peridot in Olivgrün und Smaragdblau, zwischen Riesenschilf in safran- und jadefarbenen Streifen vor dem Azurblau des Wassers dahin und unter schmalen Holzbrücken hindurch – ein selbst aus dieser Höhe liebliches Bild. Im dunstigen Blau der Ferne verlor sich der Fluß in einer hinter schimmernden Saphirwänden hochgetürmten, terrassenförmig angelegt Stadt. Serroi betrachtete eine Weile die Paläste von Skup, sich wundersam in den Himmel emporschoben und zwischen denen hin und wieder der Sinadeen hindurchblitzte.
Die Sonne stieg höher. Auf dieser Seite der Vachhörner war si normal. Auf den tieferliegenden Terrassen arbeiteten bereits Minarka, die das Erdreich um die Pflanzen lockerten, Unkraut jäteten und vereinzelt bauchige Wasserbeutel in die schmalen
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