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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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das schwieriger ist, als du es dir vorstellst.« Sie schnitt Tulis Einspruch mit einer Handbewegung ab. »Widersprich später, wenn du willst.« Ihre Augen wanderten von Tuli zu Teras und zurück. »Wenn ihr es mit der Angst bekommt, denkt daran, was sie mit eurem Vater vorhaben. Kommt, wir werden mal einen Blick darauf werfen – aber ich meine, wirklich nur einen Blick, hört ihr?« Ohne die Antwort abzuwarten, schlüpfte sie in die Dunkelheit, bewegte sich selbst nur wie ein Schatten und schlich lautlos durch das dichte Unterholz.
    Drei Gardisten saßen ums Feuer und nippten an Chabechern, das Rot des Feuers und das Schwarz der Schatten spielten auf ihren Gesichtern. Schwere Wolken verdunkelten die Monde. Zuerst konnte Tuli kein Anzeichen von ihrem Vater sehen. Sie beugte sich angestrengt nach vorn. Teras' Hand lag schwer und heiß auf ihrer Schulter.
    Auf der anderen Seite am Rande der Lichtung außerhalb des Feuerscheins stand ein Mondscheinbaumschößling. Ein Mann war an den schlanken Stamm gefesselt. Ein breiter, kräftiger Mann. Der allmählich aufkommende Wind fachte das Feuer an, daß es aufloderte und sein Schein bis zum Gesicht des Mannes hinauf flackerte. Tuli holte rasch Atem. Teras neigte den Kopf, ihr Ohr lag neben seinem Mund. »Pap?« hauchte er. Sie nickte. Tescs Hände waren hinter dem Stamm gefesselt. Ein Strick führte in dunklen Linien kreuz und quer über seinen Oberkörper. Mehrere Schlingen um seinen Hals hielten seinen Kopf dicht am Baum. Er war wach, und sein rundes Gesicht trug einen finsteren, harten Ausdruck.
    Tuli griff nach der Hand ihres Bruders. Als Teras ihr die seine entzog, stand sie auf und wich zurück ins Dunkel unter den Bäumen, bis sie weit genug von der Lichtung entfernt war, daß die Männer die geflüsterten Worte nicht hören konnten. Rane schlich sich neben sie.
    »Er ist da«, flüsterte Tuli. »An einen Baum gebunden.« »Ich hab's gesehen«, murmelte Rane.
    »Habt ihr den vierten Gardisten gefunden?« wollte Teras wissen.
    »Der paßt auf die Macain auf. Ist halb eingeschlafen.« Rane blickte auf ihre Hände hinab. »Ich war schon in Versuchung, ihn auszuschalten. Es wäre nicht schwierig gewesen.«
    »Was machen wir nun? Nur abwarten?« Tuli rutschte ungeduldig hin und her.
    »Genau. Nur abwarten.« Rane tippte mit langem Zeigefing auf Tulis Wange. »Kannst du das?«
    Tuli schnüffelte. »Ebensogut wie ihr beide.«
    Auf der Lichtung lagen zwei der Gardisten in ihre Decken eingerollt, einer davon schnarchte pfeifend. Der wachhabende Gardist schlenderte ruhelos um die Schlafenden herum. Ab und zu warf er ein Stück Holz ins Feuer, hin und wieder kickte er eines in die Dunkelheit unter den Bäumen. Er beachtete den Gefangenen gar nicht, sondern betrachtete wiederholt und mit dumpfem Groll die in Decken geschlagene Gestalt seines Terzels. Gelegentlich warf er der schwarzen Form, die immer noch über ihnen schwebte und mühelos im Wind dahinsegelte, einen Blick zu und murmelte dabei etwas von stinkenden Dämonen, zog dann weiter über die Lichtung und war blind für alles, auf das er ein Auge haben sollte, so sehr gab er sich seiner schlechten Laune hin.
    Tuli fuhr mit der Hand in die Jackentasche und strich mit den Fingerspitzen über die Steine, die sie ausbeulten. Jetzt, da für sie die Zeit zum Handeln gekommen war, fühlte sie sich bei dem Gedanken, einen Menschen zu töten, nicht wohl, selbst wenn es so ein Versager war wie dieser Gardist. Solange sie ihn nicht betrachtet hatte, war es ihr einfach vorgekommen. Sie sprach leise vor sich hin und mußte an Hars' Worte denken, daß es kein Kinderspiel wäre, einen Menschen zu töten. Ihre Finger glitten über die Steine, sie fühlten sich rund und kühl an, und sie hörte ihr kaum wahrnehmbares Klicken, wenn sie zusammenstießen. Sie heftete ihren Blick auf die dunkle Haut unter dem Schopf dünnen, klebrigen Haars und versuchte sich einzureden, daß es nichts anderes wäre als bei den Huschern und Zipflern, an denen sie sonst ihr Geschick übte. Sie verdrängte den Gedanken und zielte nur noch auf die Wölbung der Schläfe.
    Rane kam zurückgeschlichen und machte sich mit einem kurzen, gehauchten Zischen bemerkbar. Sie ging neben Teras in die Knie. »Wir müssen anfangen. Ich habe den vierten Gardisten ausgeschaltet.«
    Tuli zog ihre Schlinge durch die Finger und versuchte sie stillzuhalten. »Sag mir wann«, knurrte sie und vergaß fast, leise zu sprechen.

Rane bückte sich und nahm die Armbrust an sich, die sie

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