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Duell der Unsterblichen

Duell der Unsterblichen

Titel: Duell der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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starrte unverwandt ins Leere.
    Ted stand auf und ging hinüber. Er sah, daß das Gesicht des Häftlings mit kleinen Schweißtropfen bedeckt war.
    »Mr. Grayle – fehlt Ihnen was?«
    Grayle hob langsam seinen Kopf.
    »Sind Sie krank, Mr. Grayle?« fragte Ted. »Soll ich den Arzt rufen?«
    Grayle nickte. »Ja«, sagte er heiser. »Bitte.«
    Ted fummelte an dem Kommunikator, der an seinem Gürtel befestigt war, zog die dünne Antenne aus dem Gehäuse. Grayle streckte eine Hand aus. »Nein«, sagte er. »Nicht rufen. Gehen Sie hin, Ted. Holen Sie ihn selber.«
    »Ja, aber …«
    »Holen Sie ihn, Ted. So ist es ruhiger. Kein großes Aufhebens, verstehen Sie.«
    »Ah – ja. In Ordnung, Mr. Grayle.« Ted eilte hinaus.
    Grayle wartete eine volle Minute; dann stand er auf, hob den Tisch und ließ Teller, Besteck und Trinkglas auf den Bodenfliesen zerschellen. Mit einem Gebrüll, das wie das Röhren eines Brunfthirsches klang, schleuderte er den Tisch von sich; ihm nachspringend, begann er die unbesetzten Tische links und rechts umzuwerfen.
     
    Riesige Bäume stehen mit scharf geätzten Konturen auf der weiten Fläche des jungfräulichen Schneefeldes. Eine kalte Sonne hängt fast unbeweglich im eisblauen Himmel. Windböen fegen Fahnen von Eiskristallen über den Hang.
    Ein Mann bewegt sich langsam über den weißen Hügel. Er ist groß und kräftig gebaut. Sein Anzug aus einem glänzenden, blauschwarzen Material trägt Ornamente aus Metall und Email. Seine rechte Gesichtshälfte ist von frischen Brandwunden entstellt, sein dunkelrotes Haar an der Schläfe abgesengt.
    Er erreicht die Mitte der schneebedeckten Wiese, wo unter dünnem Eis ein Bach murmelt. Er kniet nieder und trinkt, schluckt eine Pille aus einem Beutel an seinem Gürtel, bevor er weitergeht. Am Abend kommt er an die Küste.
    Die See ist blauschwarz, gesäumt vom weißen Schaum der Brecher. Die felsige Küste fällt steil zum Wasser ab. Der Wind bläst salzige Gischt und einen Geruch von Jod in sein Gesicht. Er watet hinaus, und die Kälte betäubt seine Füße durch die wasserdichten Stiefel.
    Kleine Lebewesen schießen im seichten Wasser hin und her. In einem kleinen Tümpel zwischen den Felsen, den die abziehende Ebbe zurückgelassen hat, schnellt ein Fisch, der zum Schwimmen nicht mehr genug Wasser findet. Der Mann hebt ihn auf, betrachtet neugierig das zappelnde Leben in seinen Händen und trägt es hinunter zur See.
    Die Nacht bricht an. Der Mann macht ein Lager, indem er auf der windgeschützten Seite eines Felsens eine Mulde in den Schnee trampelt. Er legt sich nieder und blickt zu einem Himmel auf, der seltsam leer ist. Ein Lichtschein wächst im Osten; eine orangefarbene Scheibe erscheint über dem Horizont und hellt sich zu reinem Weiß auf, als sie über die Baumwipfel steigt. Es ist eine tote Welt mit phantastischen Kratern, riesengroß und so nahe, daß sie noch vor den fernen Bergkämmen zu hängen scheint. Der Mann beobachtet sie lange, bevor er einschläft.
    Die Brandung rauscht monoton; der Wind macht leise flötende Geräusche zwischen den Felsen. Es gibt auch andere Geräusche; ein weiches Rascheln und Kratzen, ein verstohlenes Knirschen im Schnee …
    Er setzt sich aufrecht und sieht einen in Felle gehüllten bärtigen Riesen von der Felsbank über ihm herabspringen. Er wirft sich zur Seite und fühlt einen schmetternden Schlag gegen seinen Kopf, der ihn in Leere und Nacht stürzen läßt.

 
II.
     
1
     
    An Bord des Zwölfmeter-Kabinenkreuzers »Miss Behave«, unterwegs von Port Royal auf den Bahamas nach dem Heimathafen Miami, saßen Mr. Charles Grassmann, seine Frau Elizabeth und ihre vierundzwanzigjährige Tochter Elaine behaglich und entspannt hinter dem breiten Panoramafenster der Brücke, schlürften geeisten Scotch mit Soda und beobachteten den Sonnenuntergang über dem scharlachroten Ozean.
    »Ein schöner Abend«, sagte Crassman. »Und wir machen gute Zeit. Ich sage euch, daß es viel angenehmer ist, nachts zu fahren. Man entgeht der Hitze.«
    »Papa, was ist das?« Elaine zeigte nach Backbord, wo schräg voraus eine seltsame, regelmäßig geformte Wolkenformation zu sehen war: Ein riesiger, grauer und purpurrosa Keil, dessen Spitze den Horizont berührte und der sich nach oben verbreiterte, bis er einige tausend Meter hoch in einer breiten, kumulusartigen Wolkenbank endete.
    »Nichts«, sagte Crassman. »Bloß Wolken.«
    »Charles, das Aussehen von diesem Ding gefällt mir nicht«, sagte Mrs. Crassman scharf. »Es erinnert

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