Duell der Zauberer
Yarblek. »Dann liegt es also an dir. Triff die nötigen Vorbereitungen für die Reise nach Boktor.«
»Ihr schuldet mir bereits Geld, Drosta«, entgegnete Yarblek unverblümt, »die Belohnung dafür, daß ich Kheldar hergebracht habe, erinnert Ihr Euch?«
Drosta zuckte die Achseln. »Schreib es irgendwo auf.«
Yarblek schüttelte stur den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Wir wollen in Gelddingen auf dem laufenden bleiben. Ihr seid als säumiger Zahler bekannt, wenn Ihr erst habt, was Ihr wollt.«
»Yarblek«, sagte Drosta jammernd, »ich bin dein König.«
Yarblek neigte spöttisch den Kopf. »Ich ehre und respektiere Eure Majestät«, sagte er, »aber Geschäft bleibt Geschäft.«
»Ich trage nicht so viel Geld bei mir«, protestierte Drosta.
»Das ist schon in Ordnung, Drosta. Ich kann warten.« Yarblek verschränkte die Arme und setzte sich mit der Miene eines Mannes, der vorhat, eine Weile zu bleiben.
Der König der Nadraker starrte ihn hilflos an.
Dann öffnete sich die Tür, und Belgarath kam herein, noch in die Lumpen gekleidet, die er unten in der Taverne getragen hatte. Es lag nichts Verstohlenes in seiner Haltung, er bewegte sich vielmehr wie jemand, der ernste Dinge zu erledigen hat.
»Was soll das?« rief Drosta ungläubig. »Wachen!« brüllte er. »Schafft diesen betrunkenen Alten hier raus!«
»Sie schlafen, Drosta«, sagte Belgarath gelassen. »Aber sei nicht zu streng mit ihnen. Es ist nicht ihre Schuld.« Er schloß die Tür hinter sich.
»Wer bist du? Was machst du hier?« fragte Drosta. »Verschwinde!«
»Ich glaube, du solltet genauer hinsehen, Drosta«, empfahl Silk ihm mit einem trockenen Hüsteln. »Äußerlichkeiten können manchmal täuschen, und Ihr solltet nicht so schnell jemanden hinauswerfen. Vielleicht hat er etwas Wichtiges zu sagen.«
»Kennst du ihn, Kheldar?« fragte Drosta.
»Jeder kennt ihn«, antwortete Silk, »oder hat von ihm gehört.«
Drostas Gesicht verzog sich zu einem verwirrten Stirnrunzeln, aber Yarblek war von seinem Stuhl aufgesprungen. Er war plötzlich blaß geworden. »Drosta!« keuchte er. »Seht ihn an. Überlegt einen Moment. Ihr wißt, wer das ist.«
Drosta starrte den schäbig gekleideten alten Mann an, seine hervorquellenden Augen wurden groß. »Du!« stammelte er.
Yarblek starrte Belgarath immer noch mit offenem Mund an. »Er war von Anfang an drin verwickelt. Ich hätte es mir schon in Cthol Murgos zusammenreimen können – er, die Frau, alles.«
»Was machst du in Gar og Nadrak?« fragte Drosta ehrfürchtig.
»Wir sind nur auf der Durchreise, Drosta«, antwortete Belgarath. »Wenn ihr euer Gespräch hier beendet habt – ich brauche die beiden Alorner. Wir haben eine Verabredung, und wir sind schon spät dran.«
»Ich habe immer gedacht, du wärst nur ein Mythos.«
»Diese Ansicht unterstütze ich auch nach Kräften«, sagte Belgarath. »Dann läßt es sich leichter reisen.«
»Hast du etwas damit zu tun, was die Alorner machen?«
»Sie handeln mehr oder weniger auf meine Veranlassung, ja. Polgara behält sie im Auge.«
»Kannst du ihnen nicht sagen, sie sollen aufhören?«
»Das wird nicht nötig sein, Drosta. Ich an deiner Stelle würde mir keine allzu großen Sorgen über ’Zakath und Taur Urgas machen. Es stehen wichtigere Dinge bevor als ihre Zänkereien.«
»Also das hat Rhodar vor«, sagte Drosta in plötzlicher Erkenntnis. »Ist es wirklich schon so spät?«
»Noch später als du denkst«, antwortete der alte Zauberer. Er ging zum Tisch und goß sich etwas von Drostas Wein ein. »Torak wird schon unruhig, und die ganze Sache ist wahrscheinlich erledigt, bevor der erste Schnee fällt.«
»Du verlangst zu viel, Belgarath«, sagte Drosta. »Ich kann vielleicht versuchen, um Taur Urgas und ’Zakath herum zu manövrieren, aber ich werde ganz bestimmt nicht Torak verärgern.« Er ging entschlossen auf die Tür zu.
»Tu nichts Unüberlegtes, Drosta«, riet Belgarath ihm ruhig von seinem Stuhl her und trank einen Schluck Wein. »Grolims können sehr unvernünftig sein, und die Tatsache, daß ich hier in Yar Nadrak bin, kann nur so verstanden werden, daß wir eine geheime Abmachung haben. Du wirst rücklings über einem Altar liegen, und dein Herz wird in den Kohlen zischen, ehe du überhaupt Gelegenheit hast, etwas zu erklären König hin, König her.«
Drosta blieb wie angewurzelt stehen, sein pockennarbiges Gesicht wurde sehr blaß. Einen Augenblick schien er mit sich selbst zu kämpfen. Dann sanken seine Schultern herab,
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