Duell der Zauberer
Silk.
»’Zakath bringt seine Malloreaner über das Meer des Ostens in sein Lager bei Thull Zelik, und Taur Urgas sammelt seine Murgos aus dem Süden in der Nähe von Rak Goska. Sie werden unausweichlich gegeneinander ziehen. Wir müssen uns raushalten und sie kämpfen lassen. Sorge dafür, daß Rhodar sich zurückzieht, ehe er alles verdirbt.«
»Habt Ihr mit den Thulls darüber gesprochen?« erkundigte sich Silk.
Drosta schnaubte verächtlich. »Wozu? Ich habe versucht, das alles König Gethell zu erklären, aber das ist, als ob man zu einem Misthaufen redet. Die Thulls haben eine solche Angst vor den Grolims, daß man nur Toraks Namen zu erwähnen braucht, und sie verlieren völlig den Verstand. Gethell ist durch und durch ein Thull. Zwischen seinen Ohren ist nichts als Sand.«
»Es gibt nur ein Problem dabei, Drosta«, sagte Silk zu dem erregten Monarchen. »Ich kann König Rhodar Eure Botschaft nicht überbringen.«
»Du kannst nicht?« protestierte Drosta. »Was soll das heißen, du kannst nicht?«
»Mein Onkel und ich stehen im Moment nicht gerade auf bestem Fuß miteinander«, log Silk, ohne rot zu werden. »Wir hatten vor einigen Monaten ein kleines Mißverständnis. Bei meinem Anblick würde er mich sofort in Ketten legen – und ich bin ziemlich sicher, daß es danach noch schlimmer käme.«
Drosta stöhnte. »Dann sind wir alle verloren«, erklärte er, wobei er in sich zusammenzusinken schien. »Du warst meine letzte Hoffnung.«
»Laßt mich einen Moment überlegen«, sagte Silk. »Vielleicht können wir doch noch etwas retten.« Er starrte zu Boden und kaute geistesabwesend auf seinen Fingernägeln, während er über das Problem nachdachte. »Ich kann nicht gehen«, sagte er schließlich. »Das ist klar. Aber das bedeutet nicht, daß nicht jemand anders gehen kann.«
»Wem sonst würde Rhodar trauen?«
Silk wandte sich an Yarblek, der dem Gespräch aufmerksam gefolgt war. »Hast du augenblicklich irgendwelche Schwierigkeiten in Drasnien?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Schön«, fuhr Silk fort. »In Boktor gibt es einen Pelzhändler – Geldahar.«
»Dick? Leicht schielend?« fragte Yarblek.
»Das ist er. Warum nimmst du nicht eine Schiffsladung Pelze und gehst nach Boktor? Wenn du versuchst, Geldahar die Felle zu verkaufen, erzähle ihm, daß die Lachse dieses Jahr spät wandern.«
»Er wird bestimmt fasziniert sein, das zu hören.«
»Es ist ein Code-Wort«, erklärte Silk übertrieben geduldig. »Sobald du ihm das sagst, wird er dafür sorgen, daß du zu Königin Porenn in den Palast gelangst.«
»Ich habe gehört, daß sie eine schöne Frau ist«, sagte Yarblek, »aber das ist eine weite Reise, nur um ein hübsches Mädchen zu sehen. Ich kann auch ein paar Straßen weiter hübsche Mädchen finden.«
»Du verstehst nicht, Yarblek«, entgegnete Silk. »Porenn ist Rhodars Königin, und er vertraut ihr – sogar mehr, als er mir früher vertraute. Sie wird wissen, daß ich dich schicke, und wird alles, was du ihr sagst, an meinen Onkel weiterleiten. Rhodar wird Drostas Botschaft drei Tage nachdem du in Boktor eingetroffen bist, lesen. Das garantiere ich.«
»Du würdest einer Frau alles erzählen?« fuhr Drosta auf. »Kheldar, du bist wahnsinnig. Ein Geheimnis ist bei einer Frau nur dann sicher aufgehoben, wenn man ihr die Zunge abschneidet.«
Silk schüttelte entschieden den Kopf. »Porenn besitzt jetzt schon die Kontrolle über den drasnischen Geheimdienst, Drosta. Sie kennt bereits die meisten Geheimnisse der Welt. Ihr werdet nie einen Gesandten durch eine alornische Armee bis zu Rhodar schleusen können, also vergeßt das. Er hat Chereker dabei, und die töten jeden Angarakaner, der ihnen unter die Augen kommt. Wenn Ihr Euch mit Rhodar verständigen wollt, müßt Ihr den drasnischen Geheimdienst als Zwischenträger benutzen, und das bedeutet, über Porenn zu gehen.«
Drosta sah ihn zweifelnd an. »Vielleicht«, sagte er nach kurzer Überlegung. »Im Moment würde ich alles versuchen, aber warum soll Yarblek gehen? Warum kannst du der drasnischen Königin nicht meine Botschaft überbringen?«
Silk sah etwas gequält drein. »Ich fürchte, das wäre keine gute Idee«, antwortete er. »Porenn war der eigentliche Gegenstand der Auseinandersetzung mit meinem Onkel. Ich bin im Palast zur Zeit keineswegs willkommen.«
König Drosta zog eine seiner buschigen Augenbrauen hoch. »Also das ist es.« Er lachte. »Du hast deinen Ruf wirklich verdient, wie ich sehe.« Er wandte sich an
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