Duell der Zauberer
richtig?« fragte Garion schließlich. Er hatte im stillen immer die geheime Hoffnung gehegt, daß er sich an den schlafenden Gott heranpirschen könnte, ohne daß dieser es merkte.
»Nein, nicht mehr richtig«, antwortete sein Großvater. »Der Lärm, den deine Berührung des Auges auslöste, hat die ganze Welt erschüttert. Nicht einmal Torak konnte dabei weiter schlafen. Er ist zwar noch nicht richtig wach, aber er schläft auch nicht mehr fest.«
»Hat es wirklich soviel Lärm gemacht?« fragte Silk neugierig.
»Man konnte es wahrscheinlich auf der anderen Seite des Universums hören. Ich habe die Pferde dort drüben gelassen.« Der alte Mann deutete auf ein kleines Weidengehölz ein paar hundert Meter links der Straße.
Hinter ihnen rasselten schwere Ketten, und die erstaunten Frösche verstummten für einen Moment.
»Sie öffnen das Tor«, sagte Silk. »Das würden sie nicht tun, wenn sie nicht einen offiziellen Grund hätten.«
»Dann beeilen wir uns«, erwiderte Belgarath.
Die Pferde bockten und wieherten, als die drei sie in der rasch zunehmenden Dunkelheit durch die wispernden Weiden drängten. Außerhalb des Wäldchens stiegen sie auf und ritten zurück zur Straße.
»Sie wissen, daß wir irgendwo hier sind«, sagte Belgarath. »Es hat also keinen Sinn, daß wir uns verstecken.«
»Einen Moment noch«, sagte Silk. Er glitt aus dem Sattel und durchwühlte einen der Leinenbeutel, die ihr Lasttier trug. Er zog etwas heraus und kletterte wieder auf sein Pferd. »Dann los.«
Sie galoppierten unter einem sternenklaren, mondlosen Himmel auf die dichteren Schatten zu, wo der Wald an die große, verbrannte Lichtung grenzte, die die nadrakische Hauptstadt umgab.
»Kannst du sie sehen?« rief Belgarath Silk zu, der das Schlußlicht bildete und sich immer wieder umsah.
»Ich glaube schon«, rief Silk zurück. »Sie sind ungefähr eine Meile hinter uns.«
»Das ist zuwenig.«
»Sobald wir im Wald sind, kümmere ich mich darum«, versprach Silk zuversichtlich.
Der dunkle Wald kam immer näher. Garion konnte schon die Bäume riechen.
Sie preschten in die schwarzen Schatten unter den Bäumen, wo sie sofort eine leichte, zusätzliche Wärme spürten, die ein Wald immer ausstrahlt. Silk zügelte plötzlich sein Pferd. »Reitet weiter«, befahl er, während er sich aus dem Sattel schwang. »Ich hole euch schon ein.«
Belgarath und Garion ritten etwas langsamer weiter, um die Straße in der Dunkelheit besser ausmachen zu können. Nach einigen Minuten holte Silk sie wieder ein. »Horcht«, sagte der kleine Mann und brachte sein Pferd zum Stehen. Seine Zähne blitzten in der Dunkelheit auf, als er grinste.
»Sie kommen«, warnte Garion drängend, der das Klappern von Hufen hörte. »Sollten wir nicht lieber…«
»Horch«, flüsterte Silk scharf.
Hinter sich hörten sie bestürzte Ausrufe und den dumpfen Aufprall fallender Körper. Ein Pferd wieherte auf und jagte davon.
Silk lachte boshaft. »Jetzt können wir wohl weiter«, sagte er fröhlich. »Sie werden eine Weile aufgehalten sein, um ihre Pferde zu suchen.«
»Was hast du denn gemacht?« fragte Garion.
Silk zuckte die Achseln. »Ich habe ein Seil über die Straße gespannt, etwa in Brusthöhe eines Reiters. Ein alter Trick, aber manchmal sind die alten Tricks die besten. Sie müssen jetzt vorsichtig sein, also sollten wir sie gegen Morgen abgehängt haben.«
»Dann los«, sagte Belgarath.
»Wohin geht es eigentlich?« fragte Silk, während sie in leichten Galopp fielen.
»Wir reiten direkt auf das Nordgebirge zu«, antwortete der alte Mann. »Es wissen zu viele Leute, daß wir hier sind, deswegen sollten wir so schnell wie möglich ins Land der Morindim gelangen.«
»Wenn sie wirklich hinter uns her sind, werden sie uns doch auch dorthin verfolgen, oder nicht?« fragte Garion, nervös über seine Schulter blickend.
»Ich glaube nicht«, erwiderte Belgarath. »Wenn wir dort ankommen, werden sie weit abgeschlagen sein. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie riskieren, ins Land der Morindim einzudringen, nur um einer kalten Spur zu folgen.«
»Ist es denn so gefährlich, Großvater?«
»Die Morindim machen häßliche Sachen mit den Fremden, die sie erwischen.«
Garion dachte darüber nach. »Werden wir nicht auch Fremde sein?« fragte er. »Für die Morindim, meine ich.«
»Darum kümmere ich mich, wenn wir dort sind.«
Sie galoppierten weiter durch die samtschwarze Nacht und ließen ihre nun wachsameren Verfolger weit hinter sich. Die
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