Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
immer zwischen sie, seine ganze Wonne ist es, und er sagt: »Wie Pfirsich duftest du!« oder: »Ich liege wie auf einer Blumenwiese.« Was willst du schon mit deiner künstlich heruntergehungerten amerikanischen Figur! Sie setzte sich neben Jurij auf die Eckbank, gab ihm einen Kuß auf das linke Ohr und griff nach einem Stück von Pralenkows Kuchen.
    Malenkow, das sah man deutlich, war sehr verlegen und zischte sie aus den Mundwinkeln an: »Zieh dich an! Kennst du keine Scham?«
    »Vor wem?« Sie lächelte siegerhaft, goß sich eine Tasse Tee ein und süßte ihn mit viel Zucker. Was hatte Schesjekin gesagt? Sie sei ein Leckermäulchen. »Am Tisch sitzt eine Frau, die weiß, wie eine Frau aussieht, und du, kennst du nicht jeden Zentimeter meines Körpers? Warum soll ich mich schämen?«
    »Störe ich?« fragte Virginia auf englisch. »Soll ich gehen?«
    »Wohin denn, Miß Allenby?« Ljuba Alexandrowna legte ihren Arm um Malenkows Hüfte. »Draußen ist es kalt, Sie werden frieren … Jurij Adamowitsch ist ein ausdauernder Liebhaber. Wie ein grusinischer Hengst.«
    »Was sagst du von Grusinien?« fragte Malenkow, der nur dieses Wort verstand.
    »Ich habe sie gefragt, ob sie schon von Grusinien gehört hat. Sie gibt keine Antwort, du hörst es.«
    »Zieh dich endlich an!« sagte Malenkow.
    »In meinem Haus gehe ich herum, wie es mir gefällt. Du bist verlegen, mein Jurenka. Warum? Soll das amerikanische Schwänchen nicht wissen, daß wir hier immer nackt herumlaufen?« Sie schlürfte ihren Tee, aß das Stück Kuchen auf und erhob sich dann von der Eckbank. Sie war wirklich schön, aufreizend mit ihren starken Brüsten und der schmalen Taille, den wohlgeformten Oberschenkeln und den schlanken Beinen. Sie kannte die Wirkung ihres Körpers genau, ging noch einmal vor Virginia im Zimmer herum und warf dann die Tür des Schlafzimmers hinter sich zu.
    »Schöne Frau«, sagte Virginia auf deutsch. Ljubas Demonstration hatte sie sofort verstanden, und ein bißchen Neid war doch in ihr erwacht. Gibt es eine Frau, die die Schönheit einer anderen Frau betrachtet, ohne einen Vergleich mit sich selbst anzustellen? »Ihre Geliebte, Jurij? Sie haben mir von ihr nichts erzählt.«
    »Nix wichtig.« Malenkow suchte nach deutschen Worten, um eine Erklärung zu formulieren. Aber sein Kopf war plötzlich leer, das wenige Deutsch verflüchtigt. »Ljuba … Ich … Verzeihung …«, bekam er noch zusammen. Dann beschäftigte er sich intensiv mit dem Samowar und vertrieb seine Verlegenheit mit einem leisen Pfeifen.
    Welch ein Unterschied zwischen ihnen! dachte er wieder. Würde Virginia nackt und provozierend herumgehen und sich so schamlos benehmen? Nie würde sie das, nie, das glaubte Malenkow zu wissen. Sie war das, was die Bourgeoisie eine Dame nannte. Ljuba dagegen war nur ein heißer Körper, wild und schonungslos wie ein Herbststurm über der Steppe. Virginia, warum bist du eine Amerikanerin? Sie werden dich in den sibirischen Wäldern verschwinden lassen, und die Taiga wird deine Schönheit zerbrechen. Niemand kann dir helfen, auch ich nicht. Was bin ich denn? Ein kleiner U-Boot-Kommandant, der gelernt hat zu gehorchen.
    Ljuba Alexandrowna kam wieder herein, in ihren Pelz gehüllt. »Ich fahre jetzt«, sagte sie mit Kälte in der Stimme. »Wann kommst du zur Station, Jurij?«
    »Wenn mich Schesjekin gehen läßt.«
    »Bewach sie gut!« Sie nickte zu Virginia hinüber, und als sie lächelte, war es mehr eine verzerrte Maske. »Vielleicht riecht sie nach Erdbeeren – erzähl es mir später.« Ohne weiteren Gruß verließ sie das Haus, stieg draußen in ihren Raupenschlitten, ließ den Motor aufheulen und rasselte den sanften Eishang hinauf zu Karasows genialer Aufzugskonstruktion. Nicht einmal hinausgegangen ist er, dachte sie. Hat mich abfahren lassen ohne ein Wort, ohne einen Kuß, ohne ein Nachwinken. Hat getan, als sei ich ein unwillkommener Fremder. Geschämt hat er sich, ja, geschämt! Wir werden dein amerikanisches Täubchen rupfen, Jurij Adamowitsch, mir wird etwas einfallen, was du nicht verhindern kannst. Zwölf Wochen, Jurij, sind eine lange Zeit, um darüber nachzudenken. Sei nicht so sicher, mein Wölfchen …
    Nun aber hatte das Radar den Hubschrauber entdeckt, Vizeadmiral Schesjekin war sich sicher, daß er nur ein amerikanisches Flugzeug sein konnte. Es war in nächster Nähe von der Berreskowa gelandet, aber trotz wiederholter Funkrufe war Ljuba nicht zu erreichen.
    Sie wird ahnungslos am Meer sitzen, stellte sich

Weitere Kostenlose Bücher