Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Schesjekin vor, und die Fischschwärme beobachten. Sie erwartet Pinguine, hat sie gesagt, Pinguine, und die Amerikaner landen unterdessen auf dem Eisberg. Ljuba Alexandrowna, versteck dich! Wir sind unsichtbar, denk daran.
    Über ›Morgenröte‹ senkten sich Stille und kampfbereites Warten.
    Obgleich es sinnlos war, hatte Henderson die Suche nach einer Spur aufgenommen und tappte auf dem Waschbrett aus Eis herum. Er fing mit einem kleinen Kreis an und erweiterte ihn bei jeder Runde, blickte hinter jeden Buckel und gab nicht auf, als ihm seine Vernunft befahl, diesen Unsinn zu beenden.
    Beim fünften großen Kreis sah er plötzlich hinter einem Eiskloben etwas Rotes in der Sonne blinken. Sein Herz begann wie wahnsinnig zu schlagen, er rannte und schlidderte über das Eis, glitt aus und rutschte die letzten Meter auf den Gegenstand zu.
    Eine Coladose! Eine amerikanische Coladose auf dem Eis, jenseits der Zackenmauer. Virginia! Virginia!
    Henderson riß die Dose an sich, sie war leer, das dreieckige Trinkloch war aufgerissen. Er saß auf dem Eis, starrte über die glitzernde Weite und wußte, daß er einen Zipfel des Geheimnisses in der Hand hielt. Virginia, du bist hier gewesen. Du bist weggelaufen, aber in die falsche Richtung. Virginia, ich finde dich, ich bringe dich zurück.
    In einem Anfall ohnmächtiger Wut schüttelte er wild die Coladose und hielt in der Bewegung ruckartig inne. Etwas klapperte in der Dose, leise, gedämpft, auf keinen Fall ein zu einem Eisstückchen gefrorener Colarest.
    Er drehte die Dose um, schüttelte sie, hieb dann mit einem Eisklumpen auf das Deckelblech, bis es zerriß und sich nach innen bog. Mit bebenden Fingern holte er ein Blatt Papier heraus und sah, daß es die Empfangsbescheinigung für den Hubschrauber war, unterschrieben von Master-Sergeant Benny Mulder.
    Mulder hatte tot in der zerbrochenen Glaskanzel gelegen, er hatte die Coladose hier nicht wegwerfen können. Nur Virginia konnte es. Virginia …
    Henderson drehte das Papier um, und einen Augenblick überfiel ihn ein Schwindel. Ein paar Zeilen … Virginias Schrift, geschrieben mit einem Kugelschreiber … Sie hat noch schreiben können, mein Gott, sie ist bei klarem Verstand gewesen, als sie hier auf dem Eisbuckel saß und ein Lebenszeichen hinterließ.
    Er blickte wieder auf das Papier, die Schrift wurde wieder klar. »Der Mann läßt mich nicht los. Er nimmt mich mit. Wir gehen zum anderen Ende des Berges. Ich bin unverletzt. V. A.«
    Unverletzt, das war zunächst das Einzige, was in Henderson hängen blieb. Unverletzt – er hatte nie ein schöneres Wort gelesen. Aber dann begriff er auch die anderen Worte. Der Mann läßt mich nicht los. Er nimmt mich mit …
    Ein Mann? Was für ein Mann? Hier gibt es außer uns noch Menschen? Noch jemand anderes ist auf dem Eisberg? Woher kommt er? Was tut er hier? War er auf dem Eiskoloß, als er vom Schelfeis abbrach? Ein Forscher? Ein Mensch, der jetzt hilflos mit dem Eisberg auf dem Ozean schwimmt? Wie kann er hier überleben? Wo wohnt er? Wovon ernährt er sich? Von rohem Fisch? Warum bleibt er nicht hier und wartet auf die Rettungsflugzeuge? Er läßt mich nicht los. Er nimmt mich mit … Wohin nimmt er Virginia mit?
    Henderson steckte das Papier in seinen Pelz. Eine Menge Fragen, und mit jeder wuchs seine Sorge und seine Unruhe.
    Wir gehen zum anderen Ende des Berges!
    Was bedeutete das? Das andere Ende von ›Big Johnny‹ war eine Steilküste aus Eis, zerklüftet und zerrissen. Die Fotos und die Karten zeigten es deutlich. Hier gab es kein Leben, hier war ein Überleben unmöglich, hier hieben die Winde auf das Eis und zerfraßen den Berg.
    Henderson lief zu seinem Hubschrauber zurück. Ich finde dich, Virginia, dachte er wieder. Es ist zwar Wahnsinn, mit einem Helikopter in die Luftwirbel zu fliegen; was nützt es, ein noch so guter Pilot zu sein, wenn der Windstrudel dich hinabzieht und du dich nicht wehren kannst, aber ich tue es. Virginia, ich muß dich finden.
    Er wollte gerade wieder zurück in die Glaskanzel steigen, als er in der Stille ein näherkommendes Geräusch hörte. Ein Rasseln und Knirschen, ein Brummen wie von einem Motor, Laute, die in der Einsamkeit verstärkt wurden. Mit einem Ruck riß Henderson eine Maschinenpistole aus einer Halterung neben seinem Sitz und sprang zurück aufs Eis.
    Menschen! Motoren! Und niemand weiß, daß sie auf unserem Berg sind. In Washington wird man umdenken müssen.
    Und dann sah er den Motorschlitten mit den stählernen

Weitere Kostenlose Bücher