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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hier.«
    »Ich weiß, welche Informationen Sie da haben, aber sie sind falsch. Sie werden es in Kürze selbst sehen. Ich bin allein.«
    »Natürlich sind Sie allein. Der Mann ist in Deckung gegangen.«
    »Warum sollte er sich verstecken?«
    »Virginia hat geschrieben: Der Mann läßt mich nicht los. Er nimmt mich mit.« Henderson hielt das Papier vor Ljubas Augen.
    Stumm las sie die wenigen Zeilen und drückte dann Hendersons Hand weg. »Wo haben Sie das her?« fragte sie mit veränderter, harter Stimme.
    »Gefunden. Vorhin hinter einem Eisbuckel. Es stak in einer leeren Coladose. Streiten Sie nicht ab, daß es ein Beweis ist. Es gibt mindestens einen Mann auf dem Eisberg außer Ihnen.«
    Eine Nachricht hat sie geschrieben, dachte Ljuba und sah Jurij vor sich, wie er, von der fremden Frau fasziniert, ahnungslos über das Eis stampfte. Ein Trottel bist du, Kapitän Malenkow, Held der Sowjetunion. Man wird dich fragen müssen: Wo warst du, als sie diese Nachricht schrieb? Du hast nichts gesehen, nicht mal eine Coladose? Genosse, wie kann ein Blinder U-Boot-Kommandant sein?
    »Gar kein Beweis ist das«, sagte sie und ließ den Motor an. »Ich habe Virginia aufgelesen, sie irrte hier umher und hatte die Orientierung verloren. Vielleicht hat sie mich für einen Mann gehalten, bis ich im Haus den Pelz auszog.«
    Das wäre möglich, dachte Henderson. Er steckte den Zettel wieder ein und hielt sich an einem Gestänge fest, als der Schlitten plötzlich anzog und vorwärts schoß. Nur über eine Frage kam er nicht hinweg, ebenso wie Ljuba darüber nachgrübelte. »Wie hat sie diese Nachricht geben können, ohne daß Sie es gesehen haben?« schrie er durch das Knattern und Knirschen von Motor und Raupenketten zu ihr hin.
    »Ich weiß es nicht!« schrie Ljuba zurück. »Ich kann's mir nicht erklären. Fragen wir sie gleich selbst! In wenigen Minuten sehen Sie meine Station.«
    Henderson duckte sich und zog seinen Pelz eng um sich. Der Fahrtwind zerrte an ihm, durch jede Ritze zog der Frost herein und brannte sofort auf der Haut. Er tauchte sein Gesicht in den Pelzkragen und zog ihn mit einer Hand zusammen, mit der anderen Hand klammerte er sich fest. Ein paarmal blickte er zur Seite auf Ljuba Alexandrowna, bewunderte ihre Tapferkeit vor Frost und Fahrtwind und ihren Mut, auf einem schwimmenden Eisberg zu leben.
    Wer aber unterstützt sie? Wer brachte ihr den Nachschub? Und wenn sie die Sterne vom Himmel schwor, sie war nicht allein! Wer sie auf dem Berg abgesetzt hatte, sorgte auch für sie. Seymore mußte sofort benachrichtigt werden.
    Mit einem Ruck hielt der Schlitten. Ljuba zeigte in die Tiefe. Am Rand eines Plateaus, das geradezu kunstvoll ins Meer hinausragte, angelehnt an einen sanften Eishügel, zu dem eine gut befahrbare, leicht abfallende natürliche Straße führte, stand das langgestreckte Holzhaus. Eine dünne Rauchfahne hing über dem Kamin und verwehte schnell im immerwährenden Wind.
    »Das ist es.« Ljuba zog den Gesichtsschutz etwas herunter und lachte, als sie winzige Eiszapfen von ihren Augenbrauen zupfte. »Ric, Sie sehen aus wie Väterchen Frost. Sie könnten Modell gestanden haben für die Bilder in unseren Märchenbüchern. Dabei sind Sie der Typ, aus dem man Märchenprinzen macht.«
    Ihre Offenheit, das auszusprechen, was sie dachte, ihre fast kindliche Hemmungslosigkeit erstaunten ihn. Aber in das Staunen mischte sich auch ein anderes Gefühl, das ihn ärgerte, unsicher und schuldbewußt machte. Um sich dagegen zu wehren, sagte er wieder: »Bringen Sie mich zu Virginia. Wir müssen zurückfliegen, bevor es dunkel wird.«
    »Das stimmt. Es wird bald dunkel werden …« Sie sah ihn mit einem merkwürdigen Blick an, den er nicht deuten konnte, ließ den Motor wieder aufheulen und fuhr die sanft abfallende Eisstraße hinunter. Die mit Stahlspitzen gespickten Ketten krallten sich fest und hielten den Schlitten in der Spur.
    Ein verdammt cleveres Mädchen, dachte Henderson wieder. Fährt wie der Teufel, redet wie ein Partygirl und ist eine Wissenschaftlerin. Und hübsch, sogar sehr hübsch ist sie auch noch. Warum muß sie ausgerechnet eine Russin sein?
    Ljuba bremste vor dem Eingang des Hauses neben Ölfässern und Stapeln gesägten Kaminholzes, Netzen und Bojen, ein neuer Beweis, daß sie nicht allein auf dieser Station war. Sie sprang auf das Eis, warf die Felldecke zurück in den Schlitten und sah zu, wie Henderson steif und durchgefroren seinen Sitz verließ.
    Er blickte sich um und wartete. Erstaunen

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